schneeflöckchen15
Hallo Frau Neumann, mein vierjähriger Sohn ernährt sich extrem einseitig. Er verweigert alle Sorten Obst und Gemüse. Fleisch ist er - mit Glück - einmal die Woche in der Kita. Er isst Nudeln pur, Reis pur und Kartoffeln, Haferflocken pur sowie trockenes Brot. Als Getränk tagsüber Wasser und morgens ein Glas Milch. Außerdem Kürbiskerne und Walnüsse. Er probiert - auch in der Kita - nichts außer den oben genannten Nahrungsmitteln. Manchmal isst er dann gar nichts, während die anderen essen. Das Problem besteht so eigentlich schon seit dem Beikoststart. Als das Kind kleiner war, haben allerdings noch einige der klassischen Tricks funktioniert die Sie in ihren Antworten zu diesem Thema auch erwähnen, wie das verstecken von Gemüse in cremigen Suppen und Soßen, Pizza oder Smoothies aus püriertem Obst. Seit circa einem Jahr merkt er das aber und lehnt auch das so zubereitete Essen ab. Haben Sie noch eine Idee? Ich bin ratlos. An schlechten Vorbildern liegt es nicht. Ich bin Vegetarierin. Mein älterer Sohn ist extrem experimentierfreudig was Essen angeht, er isst auch gerne rohes Obst und Gemüse.... Viele Grüße Schneeflocke
Hallo schneeflöckchen15 entwickelt sich dein Sohn ansonsten gut und altersentsprechend oder zeigt er auch in anderen Bereichen extremere Verhaltensweisen? Im Rahmen meiner Arbeit hier im Forum Kochen für Kinder kann ich dir bei dieser Frage leider nur sehr bedingt weiter helfen. Was du beschreibst klingt schon nach einem sehr stark ausgeprägten picky-eating Essverhalten und sollte ggf doch einmal näher beleuchtet und untersucht werden. Man müsste ggf klären ob organische Ursachen dahinter stecken könnten. Ist bspw das Gebiss soweit gut entwickelt? Oder erzielt dein Sohn mit diesem Verhalten ggf besondere Aufmerksamkeit? Kennst du die Theorie der familieninternen Rollenverteilungen - ein Kind liebt Kartoffeln und das andere Kind hasst Kartoffeln - oft ist es nur eine banale und ehemals zufällig entstandene Rollenverteilung, die sich im Weiteren verselbständigt hat. Um deinem Kind zu helfen auch andere Speisen als die ihm Vertrauten mögen zu lernen, müsstest du (nach Abklärung ob ggf doch organische oder psychologische Ursachen dahinter stecken könnten) eine Art - bildhaft gesprochen - Schlüssel finden. Einen Schlüssel mit dem du dein Kind dazu bringen kannst, neue Speisen zu probieren. Kinder lieben das zu essen, was sie kennen. Hiermit fühlen sie sich auf der sicheren Seite. Evolutionsbiologisch ist das Verhalten nicht verkehrt. Die meisten Kinder sind sich hier ähnlich. Um diese sog. Neophobie, d,h. die Furcht vor dem neuen Essen zu überwinden, brauchen Kinder auch im Aussen ihre Sicherheit. Manche Kinder finden diese Sicherheit durch Personen (Mama, Papa, Oma, ...). Manche Kinder brauchen diese Sicherheit durch bestimmte räumliche Umstände (essen nur Zuhause, essen nur in der KiTa, ...). Manche Kinder brauchen diese Sicherheit durch eine Kombination aus Verschiedenem. Manche Kinder essen das, was sie kennen wiederum nur wenn es exakt genauso schmeckt und exakt so aussieht, wie sie es kennen. Wo könnte ein Ansatzpunkt bei euch liegen? Wie und wo würde dein Sohn sich sicher genug fühlen, um ein kleines, neues Essabenteuer zu wagen? Wie könntest du dafür sorgen, dass er neugierig genug wird, um etwas zu probieren? Hätte er denn vielleicht auch selbst sogar Lust dazu? Das wäre gut. Lass ihn ganz bewusst neue Aromen, neue Konsistenzen in kleinen Probierportionen erleben. Eine Probierportion sollte gerade einmal so groß wie eine Erbse sein. Seine Eindrücke kann er vielleicht in Worten grob beschreiben. Es geht dabei vor allem darum ein neuartiges Mundgefühl zu akzeptieren, sich daran zu gewöhnen, auch um eine Art Geschmackstraining. Ich hoffe, es hilft dir ein bisschen weiter - meld dich gerne noch einmal. Grüße Birgit Neumann
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