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baby trinkt aus einer flasche
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Fencheltee galt lange Zeit als Hausmittel für Babys mit Koliken. Das hat sich geändert: Nun wird von Fencheltee für Babys abgeraten.

Sicher ist auch Ihnen schon irgendwo - ob von Verwandten, Bekannten, Kinderärzt:innen, Stillberater:innen oder Ernährungwissenschaftler:innen - die Empfehlung untergekommen, es bei einem anhaltend schreienden Kind mit Verdacht auf Koliken mit Fencheltee zu versuchen.

Rat zu Fencheltee – ohne wissenschaftliche Beweise

Gute wissenschaftliche Evidenz gibt es dafür nicht. Oftmals handelt es sich vielleicht um eine Art Verzweiflungsrat an die Eltern, wenn andere Maßnahmen bislang nicht gewirkt haben. Mit dem Wandel der Zeit und vor allem mit neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen sieht man heute inzwischen manches anders:

Zum einen geht man nicht mehr direkt davon aus, dass das anfängliche Schreien von Neugeborenen und Säuglingen an Koliken („Dreimonatskoliken“) liegt, jedenfalls in den allermeisten Fällen. Vielmehr ist die Annahme jetzt, dass die Kinder vielen Reizen ausgesetzt sind und in einem Anpassungs- und Reifungsprozess erst lernen, verschiedene Bedürfnisse, wie z.B. Hunger und Müdigkeit, zu regulieren.

Zum anderen hat die europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) im Jahr 2023 eine Bewertung zum Thema estragolhaltige Tees, zu denen auch Fencheltee zählt, veröffentlicht.

Warnung der EMA: keine ausreichenden Informationen für die sichere Anwendung

Die Bewertung besagt, dass diese Arzneimittel für Kinder unter 4 Jahren nicht, und für Kinder unter 11 Jahren nur sehr zurückhaltend, empfohlen werden, da für die sichere Anwendung in dieser Altersgruppe keine ausreichenden Informationen vorliegen und zudem auch die Wirksamkeit von Fencheltee bei unruhigen Säuglingen nicht ausreichend belegt ist. Auch stillenden Müttern wird abgeraten, fenchelhaltige Produkte zu konsumieren.

Hintergrund dieser Empfehlung sind Studien, die in Tierversuchen gezeigt haben, dass dosisabhängig aus Estragol ein Abbauprodukt entsteht, welches karzinogen und hepatotoxisch wirkt, also zu Leberschäden und Leberkrebs führen kann.

Die Dosis macht das Gift

„Das ist eine reine Sicherheitsmaßnahme im Sinne des vorbeugenden Gesundheitsschutzes. Denn wie immer macht die Dosis das Gift. Und beim Risiko ist die Menge pro Kilogramm Körpergewicht entscheidend“, erklärt Prof. Koletzko, Leiter der Abteilung Stoffwechsel und Ernährung im Dr. v. Haunerschen Kinderspital.

Das Problem an der Sache: Man bräuchte zwar sehr hohe Dosen, um in den „giftigen“ Bereich zu kommen, oftmals weiß man aber nicht genau, wie viel Estragol in den verabreichten Arznei- und Lebensmitteln enthalten ist. In einer österreichischen Übersichtsarbeit wurde ein teilweise außerordentlich hoher und vor allem stark schwankender Gehalt von Estragol in Fencheltees nachgewiesen. Der Gehalt von Estragol lag in den untersuchten Tees zwischen 78,0 µg/l und 4633,5 µg/l. Da bei Säuglingen und Kleinkindern aufgrund des geringen Körpergewichts die maximale Tagesdosis pro Kilogramm Körpergewicht schnell erreicht sein könnte, empfiehlt die EMA also sicherheitshalber den Verzicht bzw. einen möglichst geringen Konsum von Fechel. Da dieser beispielsweise auch in Breis enthalten sein kann, sollte man Fenchel also nicht noch zusätzlich zuführen.

Estragol - nicht nur in Fencheltee, sondern auch in Avocados

Übrigens: Estragol ist nicht nur in Fenchel enthalten, sondern auch in einigen anderen Lebensmitteln: zum Beispiel in Estragon, Kerbel, Basilikum, Anis, Avocado, Piment, Lemongras und Muskatnuss. Man sollte daher den Verzehr von estragolhaltigen Kräutern und Gewürzen über die gelegentliche Verwendung in der Küche hinaus einschränken, so die EMA. Sie schlussfolgert in ihrer Stellungnahme, dass die Aufnahme von Estragol in pflanzlichen Heilmitteln in der Allgemeinbevölkerung so gering wie möglich sein und nur kurzzeitig erfolgen sollte. Hier wird eine Anwendungsdauer von maximal 14 Tagen genannt.

Wichtig bei aller Vorsicht ist, dass Eltern trotzdem einen kühlen Kopf bewahren. Dies betont auch Prof. Koletzko so: „Die Warnung der EMA muss niemanden verängstigen. Es besteht keine unmittelbare Gefahr!“

Wenn Sie noch Fragen zu diesem Thema haben, können Sie uns diese gern im Expertenforum Kindergesundheit stellen.

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