Raunächte

In meiner Kindheit in Nordhessen mit ganz und gar unreligiösen und unesoterischen Eltern wusste ich nichts von Raunächten oder Reinigungsritualen. Erfahren habe ich von solchen Traditionen erst in der Studienzeit, weil sich da mein Blick auf Bräuche in anderen Familien erweitert hat und ich auch ein paar Menschen in meinem näheren Umfeld hatte, die sich mit spirituellen Bräuchen, Magie und Hexen-/Frauenritualen befasst haben, da war auch das Räuchern und Nicht-Wäsche-waschen "zwischen den Jahren" zum ersten Mal Thema.

Für mich ist ist die Zeit zwischen Weihnachten und Silvester aber eher pragmatisch genutzte freie Zeit, weil es die einzige Zeit im Jahr ist, wo nicht zu allen möglichen Tageszeiten Kunden E-Mails schreiben, auf die ich reagieren muss, insofern ist das für mich eine sehr entspannte Zeit, wo ich nur regelmäßig meinen E-Mail-Postkasten von Unnötigem leere, meine Wohnung von Ballast befreie und auch: Wäsche wasche, weil dann Kind1 zu Besuch ist, wir mehr Betten beziehen und Tischwäsche nutzen und insgesamt einfach mehr Wäsche anfällt. Nichts fände ich stressiger, als ab dem 7. Januar gleich mit Riesen-Wäschebergen im Badezimmer ins neue Jahr zu starten, während parallel dazu wieder die Arbeitsmühle so richtig losgeht. Und räuchern tue ich auch nicht, meistens habe ich um die Zeit des Jahres eher eine oder mehrere Hyazinthen in der Wohnung stehen, die mit ihrem süßen Duft auch eine frühlingshaftere Stimmung bringen als Tannenzweige.