Patchwork - Familien

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Geschrieben von Jorinde17 am 18.09.2023, 10:38 Uhr

Wenn Eltern ihre Aufmerksamkeit ungleich verteilen

Hallo,

doch, ich würde es unbedingt ansprechen. Denn zum einen fragst du dich sonst über Jahre hinweg, was eigentlich los ist. Du erzählst dir dann selbst irgendwelche Geschichten dazu, die aber im Zweifel gar nicht stimmen. Das passiert zwangsläufig, weil man sich die Ursachen erklären will.
Zum anderen ist man irgendwann so enttäuscht und sauer, dass der Kontakt immer weniger wird. Vielleicht sogar ganz einschläft. Oder es endet mit einem großen Knall, und die Eltern fallen aus allen Wolken und verstehen die Welt nicht mehr. So unglaublich viel Entfremdung zwischen Verwandten liegt daran, dass nie ausgesprochen wurde, was eigentlich los ist.

Wenn du es dann ansprichst, mach es persönlich und mit beiden Eltern, nicht am Telefon und nicht mit nur einem Elternteil. Vor allem nicht vorwurfsvoll, auch wenn du gekränkt bist. Denn ein Vorwurf löst bei jedem Menschen sofort Abwehr und Abstreiten, Vorwürfe, Ärger aus. So kann sich nichts ändern und keine Einsicht entstehen. Auch wenn es schwerfällt, frage freundlich und in der Ich-Form. („Ich wundere mich manchmal …, Ich bin gekränkt, weil ich den Eindruck habe …“). So hast du die Chance, bei deinen Eltern etwas anzustoßen und vor allem: eine ehrliche Antwort zu bekommen.

Dass deine Eltern sich so verhalten, kann viele Gründe haben. Vermutlich bemerken sie nicht mal die Ungleichverteilung ihrer Aufmerksamkeit. Der wahrscheinlichsten Grund in meinen Augen ist schlicht: Deine Schwester wohnt mit euren Eltern Tür an Tür. Man sieht sich täglich, die Vertrautheit ist einfach größer, der Umgang selbstverständlicher. Gemeinsame Aktionen (Essen gehen) liegen näher, man macht vieles ganz spontan und ruft nicht extra auch dich und deine Familie an.

Das ist nicht schön und nicht gerecht, aber es passiert leicht. Und es anzusprechen führt keineswegs zu Besuchen „nur aus Mitleid“, das ist Unsinn, denn deine Eltern lieben dich sicher sehr. Sondern es anzusprechen führt dazu, dass sie das Ungleichgewicht, das sich unbemerkt eingeschlichen hat, überhaupt bemerken können. Wenn sie dann von sich aus aktiver werden, ist das kein Mitleid. Sondern es bedeutet, ihnen ist klar geworden, dass sie unbewusst hier etwas einseitig geworden sind, was sie sicher bedauern.

Ich finde, deine Eltern müssen die Chance haben zu bemerken, was sich gerade irgendwie nicht so gut entwickelt. Und ich finde, du solltest die Chance haben, wieder mehr gesehen zu werden von ihnen. Ich glaube, vorübergehendes Ungleichgewicht beim Umgang mit erwachsenen Kindern kann passieren, ohne dass es tiefere Ursachen hat.

Schweigen, gekränkt sein, sich selbst erzählen, dass die Eltern einen vielleicht weniger lieben - all das ist ein Gift, dass man sich selbst in die eigene Seele träufelt. Es wird viel zu viel geschwiegen in Familien, mach den Fehler nicht auch.

LG

 
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