Frage im Expertenforum Kochen für Kinder an Dipl. oec. troph. Birgit Neumann:

Umstellung auf Familienkost

Dipl. oec. troph. Birgit Neumann

Dipl. oec. troph. Birgit Neumann
Diplom Ökotrophologin und Ernährungsberaterin

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Frage: Umstellung auf Familienkost

Rosarot6835

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Hallo Birgit. Ich bräuchte nochmal deinen Rat und etwas Hilfestellung. Meine Tochter ist jetzt 1 Jahr alt. Morgens bekommt sie ihren gewohnten Frühstücksbrei, isst dann entweder im Kindergarten oder wenn wir frühstücken normale Sachen mit wie Brot mit Butter, Käse, Obst- und Gemüsestücke. Mit der Hand essen kann sie zwar, aber ganz oft rührt sie das Essen um und zermanscht es immer noch mit der Hand. Wenn sie gefüttert wird ist es besser. Ist das normal oder wie kann ich es ihr abgewöhnen? Die Phase müsste doch mal vorbei sein. Löffeln möchte sie nur manchmal. Dann aber noch mit Hilfestellung. Und das führt mich zu meinem anderen Problem. Wie soll denn eine ausgewogene Ernährung für sie aussehen? Im Brei hatte ich alle Komponenten drin und sie war bestens versorgt. Ich finde das gerade sehr schwierig. Die empfohlene Fleischmenge bekomme ich nicht in sie rein, damit zu wenig Eisen. Wie ich die entsprechende Ölmenge unterbringen weiß ich auch nicht wirklich. Soll ich in ihren Anteil beim Essen zusätzlich Öl untermischen, damit sie genügend Fett zu sich nimmt? Abends bekommt sie Grießbrei oder Milchreis und von uns entweder davor oder danach. Dann kann ich abschätzen, ob sie satt ist und nachts durchschläft. Isst sie tagsüber zuwenig braucht sie nachts noch die Flasche. Davon möchte ich aber langsam weg. Sie sollte doch in der Lage sein am Tag genug zu essen und nachts zu schlafen. Wasser trinken nachts ist ja völlig ok. Oder sind meine Ansprüche zu hoch? Mal ein grober Auszug vom Tagesablauf: ca. 7:30 Uhr Frühstücksbrei 9 Uhr Frühstück im Kindergarten (Brot, Käse, Fleischbrocken oder Fisch, Obst und Gemüse) 11:15 Uhr Vesper im Kindergarten (Obst und Gemüse, Frikadellen, Waffeln etc) 14 Uhr Snack daheim (je nach dem wie gut sie im Kindergarten gegessen hat, Reste vom Essen Kindergarten) 18 Uhr Abendbrei und Familientisch Am Wochenende ist es halt etwas flexibler. Sorry für den langen Text. ;-) Ich hoffe, du kannst mir ein paar Anregungen geben wie ich das alles besser gestalten kann. Vielen lieben Dank dafür. Viele Grüße


Birgit Neumann

Birgit Neumann

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Hallo Rosarot6835 vielleicht bist du tatsächlich etwas zu ungeduldig. Die Umstellung braucht Zeit, so viel wie deine Tochter benötigt. Manchmal gibt es große Sprünge nach vorn und manchmal auch Rückschritte. Auch die Schlafgewohnheiten und der Essrhythmus (tags und nachts) kann sich immer mal wieder ändern. Es ist im Alter deiner Tochter völlig okay, wenn sie nachts noch Milch braucht. Es gibt dazu keine pauschalen Empfehlungen. Der richtige Weg ist es, das eigene Kind individuell zu begleiten und so zu fordern und zu fördern (ohne zu überfordern oder vom Kind noch Unmögliches zu verlangen), dass es sich bestmöglich mit seinen individuellen Fähigkeiten bei Tisch integrieren kann. Biete alles an und lass deine Tochter mitessen. Du kannst alle Speisen so zubereiten und zerkleinern, dass deine Tochter in ihrer Weise gut mitessen kann. Eine ausgewogene Ernährung nach Lehrbuch ist in dieser Phase meist nicht geplant realisierbar. Da kannst du dir ganz viel Druck nehmen. Achte einfach darauf, dass sie ausreichend Nährstoffe bekommen könnte. Du kannst deinem Kind "nur" Angebote machen und dabei eine große Vielfalt, eine vollwertige, ausgewogene Kostpalette anbieten und regelmäßige gemeinsame, freudig erlebbare Mahlzeiten einplanen. Deine Tochter kann aus diesem Angebot wählen und so viel und das essen, was und wie viel sie mag. Zusätzlich kannst du Milch (Pre-Milch), nach Bedarf* anbieten. Du kannst den Übergang von ersten ins zweite Lebensjahr in einem großen Zeitfenster sehen. Der Übergang kann bis zum 18. Lm oder länger dauern. Dein Baby wächst und gedeiht, entwickelt sich jeden Tag weiter. Es entwickelt neue Fähigkeiten. Wenn dein Kind über neue Fähigkeiten verfügt, muss und will es diese ausprobieren, es will sie nutzen. Es erhält dafür quasi Impulse und braucht die entsprechenden Gelegenheiten und Anreize dafür, um sich auszuprobieren. Sei einfach achtsam und erkenne die Zeichen deines Kindes, um den jeweiligen Entwicklungsschritt ins neue Verhalten zu fördern. Gestatte ihr aber auch ihre gewohnten Essweise so lange beizubehalten wie sie das anders wirklich noch nicht kann. Fordere sie und ermuntere sie aber durchaus, wenn du den Eindruck hast, dass es an der Zeit ist neue Gewohnheiten zu etablieren. So wie du das Speisenangebot schilderst, und mehrmals am Tag auch die Möglichkeit für deine Tochter, um aus einem breitgefächerten Angebot zu wählen und das zu essen was sie essen mag. Und sie hat die Möglichkeit Familienkost mitzuessen. Macht einfach so weiter. Grüße Birgit N. *Pre-Milch könnte bei gesunden Kindern, wenn nötig und ganz nach Bedarf eben, durchaus auch noch im 16./18. Lm zusätzlich gegeben werden. Allerdings: je mehr Milch ein Kind trinkt und oder je mehr Milchprodukte es isst, desto satter wäre es und hätte somit weniger Appetit auf andere Speisen. Es gilt hierbei den goldenen Mittelweg, passend zum Kind, zu finden und zu wählen. Ausreichend richtiges Essen (ggf Brei, breifrei, Familienkost) sowie die Möglichkeit um zu essen und dazu Pre-Milch/Muttermilch nach Bedarf. So können Kinder ungezwungen satt essen und mit Freude neue Esseindrücke erleben, neue Speisen entdecken, schmecken, sich bei Tisch integrieren und in den Familienessalltag hineinwachsen.


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