Frage im Expertenforum Kochen für Kinder an Dipl. oec. troph. Birgit Neumann:

Speiseplan für 9 Monate altes Baby?

Dipl. oec. troph. Birgit Neumann

Dipl. oec. troph. Birgit Neumann
Diplom Ökotrophologin und Ernährungsberaterin

zur Vita

Frage: Speiseplan für 9 Monate altes Baby?

Tascha32

Beitrag melden

Guten Abend ich weiß nicht wie ich weiter füttern soll, ich hoffe Sie können mir weiterhelfen. Der Speiseplan meiner 9 Monate alten Tochter sieht bisher so aus: - Zum Frühstück Pre Milch - Kurz vor dem Mittag Pre Milch - Zum Mittag Gemüsebrei, mehrmals die Woche mit Fleisch. Fisch noch garnicht. - Späten Nachmittag nochmal Pre Milch - Zum Abendessen Getreidebrei Hipp Gute Nacht Kinderkeks (andere Getreidebreie ausprobiert, aber isst sie nicht oder reagiert allergisch im Gesicht). - Späten Abend nochmal Pre Milch und nach 6 Stunden Nachts nochmal Pre Milch. Pre Milch trinkt sie jedesmal so ca. 150 ml Menge und späten Abend 180 ml. Nun habe ich hier von zwei Experten gehört ich solle schon Vormittags- und Nachmittagsbrei geben. Auch wurde mir gesagt zwei Milchflaschen würden reichen und dann eher Folgemilch. Meine Hebamme (die ich am Anfang hatte) sagte mir ich kann ihr Pre Milch bis 1 Jahr geben, die macht nicht dick wie Folgemilch. Sie ist sehr empfindlich und würgt schnell, erbricht oder reagiert allergisch im Gesicht bei neuem z.B. Getreidebrei oder Gemüsebrei, daher habe ich mich nicht getraut bisher etwas zu ändern. Den Brei bekommt sie ohne Stücke selbstgemacht feinpüriert. Fingerfoot hat sie noch keine Erfahrung, außer zermatschte Banane die sie gewürgt und erbrochen hat. Können Sie mir ein Speiseplan erstellen, zu welcher Tageszeit ich ihr was geben kann? Ich habe Angst das wir nicht hinterherkommen mit der richtigen Ernährung. Wann und wie oft soll sie noch Milch (Pre oder Folgemilch?) bekommen und wie sieht der Vormittagsbrei und Nachmittagsbrei aus? Was kann man zwischendurch geben? Wasser trinkt sie auch unterwegs draußen mal, geht schon Leitungswasser oder muss es das abgekochte sein? Quetschie mag sie, bekommt sie so 1-2 x die Woche zwischendurch als Naschi. Muss sie Fisch in Brei 1x die Woche bekommen oder ist das nicht unbedingt notwendig, Fleisch reicht? Die zwei unteren Schneidezähne hat sie bis jetzt. Ich freue mich über Ihre Antwort, vielen Dank schonmal.


Birgit Neumann

Birgit Neumann

Beitrag melden

Hallo Tascha32 wenn dein Baby tatsächlich nach dem Essen Reaktionen zeigt, dann wäre es gut und ratsam, wenn du das einmal genauer beobachtest und oder untersuchen und abklären lässt. Unabhängig davon schreibe ich dir ein paar Zeilen zu deinem Essplan, mal so ganz allgemein betrachtet. Zunächst einmal kann ich dich in deiner Aussage bestätigen, dass Pre-Milch im gesamten ersten Lebensjahr möglich ist. Ab dem 7. Lm können Babys Folgemilch bekommen, das stimmt auch. Folgemilch kann sinnvoll sein, doch das kommt ganz drauf an - egal ob Pre-Milch oder Folgemilch nach dem 6. Lm - es ist beides möglich und was man deinem Baby gibst, das sollte am besten individuell beurteilt und entschieden werden. Während Folgemilch im Ernährungsplan in möglichst nicht größerer Menge als 400-500 ml täglich (plus Beikost) gegeben werden sollte, kann Pre-Milch nach Bedarf (!) plus Beikost auch in täglich größerer Menge als etwa 500 ml angeboten werden. Euer Plan enthält noch sehr viel Milch. Mit etwa 10 Lm werden in etwa 2 (-3) Milchmahlzeiten empfohlen, d.h. etwa 400-500 ml Säuglingsmilch inklusive der Milch im Milchbrei. Pre-Milch wiederum könnte es mehr geben, wenn phasenweise der Bedarf, bspw wachstumsbedingt, größer ist. Dazu kommen 3 Breimahlzeiten, was somit dann dem klassischen Breifahrplan-Konzept entspricht. Insofern stimmt das, dass ein weiterer, d.h. ein dritter Brei bei euch noch nicht dabei ist und dieser euch empfohlen wurde. Dieser dritte Brei ist ein milchfreier Getreide-Obstbrei. Diesen hast du durch das manchmalige Anbieten eines Quetschies quasi als Obstmus im Plan dabei. Somit isst dein Baby manchmal einen Obstbrei, nur enthält dieser Brei im Quetschbeutel kein Fett und kein Getreide. Da dein Baby inzwischen schon 9 Monate alt ist und ab dem Alter von etwa 10 Lm bereits die Einführung der Familienkost ansteht, bräuchtest du nun vielleicht keinen weiteren Brei mehr einzuführen. Stattdessen könntest du vielleicht gleich Brot und weiches Fingerfood anbieten. Allerdings schreibst du, dass deine Tochter damit vermutlich eher noch nicht zurecht kommen könnte. Mehr dazu später in der Antwort. Ich beginne nochmal ganz von vorne und schreibe dir die üblichen und allgemeinen Beikostempfehlungen auf - einfach als Orientierung sehen: Morgens: Milch (1-2 Flaschen) Mittags: Gemüse-Kartoffel-(Fleisch)-Brei = milchfrei, zur besseren Eisenresorption Nachmittags, ab ca 7.-8- Lm : milchfreier Getreide-Obstbrei = milchfrei, zur besseren Eisenresorption, und zur Unterstützung der Nährstoffaufnahme aus dem Mittagsbrei Abends: Milchbrei Milch fördert einen guten Schlaf nachts ggf Milch plus Wasser nach Bedarf bzw Pre-milch nach Bedarf Die Reihenfolge der Breitypen ist empfehlenswert, weil sich durch die vorgegebenen Zutatenkombinationen in den Breien, die Nährstoffe ideal ergänzen. Pre-Milch oder Muttermilch darf es zusätzlich (nach Bedarf) geben. Bei Folgemilch (2,3) sollte die empfohlene Tagesmenge (laut Packungsangabe) nicht überschritten werden. Die einzelnen Breie kannst du so in euren Tagesplan einfügen, wie es für euch sinnvoll ist. Ab dem 10. Lm, ab individueller Reife kann Familienkost und breifreie, geeignete Kost dazu kommen. Breifreie Kost sollte ein Baby immer selbständig in den Mund nehmen. Wenn ein Baby diese Kost dich selbständig in den Mund befördert, kann es normalerweise auch damit zurecht kommen. Entweder durch Kauen und Bearbeiten und Schlucken oder es wird ausgespuckt. Trotzdem bitte immer dabei bleiben und das Essen achtsam begleiten. Du fragst danach, was du jetzt tun könntest, um deiner Tochter eine gute Beikost anzubieten. Wichtig wäre wohl tatsächlich, dass du versuchst zu klären, was deine Tochter möglicherweise (noch) nicht verträgt. Welche Inhaltsstoffe sind denn laut Zutatenverzeichnis in dem Produkt, das du im Verdacht hast? Wende dich doch evtl mit dieser Frage noch einmal an Herrn Prof. Dr. U. Wahn im Nachbarforum "Allergien bei Kindern, Asthma und Atemwege" und ggf an deinen Kinderarzt. Quetschies kannst du komplett weg lassen und stattdessen besser Obstmus füttern. Das Obstmus kann aus dem Gläschen kommen oder selbstgemacht sein. Auch möglich wäre es, das gekochte Obst einfach grob zu zerdrücken oder frisches Obst als weiche Stückchen anzubieten, ggf frisches Obst zu pürieren oder zu zerdrücken. Was nun am besten zu deiner Tochter passt, das kannst du langsam durch Beobachten und Erspüren herausfinden. Denn wegen möglichen Allergien oder Unverträglichkeiten bei deiner Tochter, möchte ich dir hier keine konkreten Empfehlungen zur Zubereitung oder Obstsorte geben. Prinzipiell wäre es bei gesunden Babys in diesem Alter möglich, frisches Obst anzubieten. Wie die Konsistenz für deine Tochter am besten sein sollte, das darfst du berücksichtigen. Die Kost darf noch breiig sein, wenn das für deine Tochter momentan noch besser geeignet zu sein scheint. Der Übergang zur Familienkost ist ein fließender Übergang. Beobachte die Bedürfnisse und das Wollen deines Kindes und reagiere darauf. Wenn dein Baby momentan morgens nach dem Aufstehen ein Fläschchen möchte und braucht, dann darf dein Baby selbstverständlich ein Milchfläschchen bekommen. Ab wann eine gemeinsame Brotmahlzeit sinnvoll ist, das dürft ihr ganz individuell entscheiden. Die meisten Babys möchten ab etwa dem 10. Lm gerne festere Speisen essen, auch Brot. Sie wollen vermehrt oder ausschließlich selbständig greifen und essen. Viele Eltern sind erleichtert zu wissen, dass dies ganz gewöhnliche Entwicklungsschritte sind. Dass stückigere Kost und Brot sowie Familienkost ab dem 10. Lm theoretisch möglich ist, bedeutet nicht dass alle Babys sofort zugreifen und essen. Es ist ein individueller Entwicklungsschritt, der sich im Zeitraum um den 10. Lm herum vollzieht. Manchmal auch erst um den 11./12., Lm herum. Beobachte darum einfach deine Tochter und schau was du ihr Gutes tun kannst. Findet euren eigenen und sinnvollen Weg zur Familienkost und euren individuellen Speiseplan. Breifreie Speisen essen zu lernen, kannst du ein bisschen mit dem Besuch eines Spielplatzes vergleichen. Du würdest dein Kind vermutlich nicht oben auf ein Klettergerüst setzen und warten bis es von alleine wieder runter kommt. Du würdest dein Kind aber bestimmt darin unterstützen und die nötige Hilfestellung geben, wenn es dir zeigt, dass es hochklettern möchte. Auch beim Essen lernen, beim Übergang zur Familienkost, dürfen, gar sollten die Übergänge ähnlich verlaufen. Auch am Esstisch kannst du dein Baby so begleiten und altersentsprechend, ihrem individuellen Entwicklungsstand und den motorischen Fähigkeiten entsprechend fordern, fördern ohne jedoch zu überfordern oder gar zu gefährden. Also dann ich hoffe, dass dir das ein bisschen weiterhilft.... Grüße Birgit N.


Bei individuellen Markenempfehlungen von Expert:Innen handelt es sich nicht um finanzierte Werbung, sondern ausschließlich um die jeweilige Empfehlung des Experten/der Expertin. Selbstverständlich stehen weitere Marken anderer Hersteller zur Auswahl.