Frage im Expertenforum Kochen für Kinder an Dipl. oec. troph. Birgit Neumann:

Beikost selbst kochen oder Gläschen

Dipl. oec. troph. Birgit Neumann

Dipl. oec. troph. Birgit Neumann
Diplom Ökotrophologin und Ernährungsberaterin

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Frage: Beikost selbst kochen oder Gläschen

Floeckchen123

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Hallo, ich bin hin und her gerissen. Zur Zeit füttere ich meine Tochter 6 Monate ausschließlich mit Gläschen von den bekannten Herstellern. Gerne würde ich ihr selbst kochen, doch bin ich hier sehr verunsichert. Da immer mal wieder die Rede ist, dass bei falscher Zubereitung Nitrat entstehen kann, was sich gefährlich auswirken kann. Ich würde natürlich nur Bio Ware kaufen. Nun habe ich auch schon vermehr gehört, dass es besser ist den selbst gekochten Brei täglich zuzubereiten anstatt einzufrieren. Können Sie mir hier weiterhelfen? Vielen Dank Gruss Floeckchen123


Birgit Neumann

Birgit Neumann

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Hallo Floeckchen123 das Selberkochen ist momentan ein großer Trend, weil viele Mamas ihre Babys gerne bekochen möchten, um sie schon von klein auf an den Geschmack von selbst gekochten Speisen zu gewöhnen. Ob es sinnvoll ist, von Beginn an Selbst zu kochen, um langfristig gesündere Essvorlieben beim Nachwuchs zu fördern, lässt sich nicht sagen. Die Geschmacksbildung dauert mehrere Jahre. Koche ruhig für deine Kleine, wenn es dir Freude bereitet. Denn auch solche Emotionen schwingen mit und fördern die Bereitschaft zu essen. Mach kein Dogma aus dem Thema. Es gibt für beide Versionen Pro und Contra. Aber auch dann musst du keine Wahl zwischen "Entweder/Oder" treffen, sondern bist mit der "Sowohl als auch" Methode auf einem guten Pfad. Beginne ruhig mit Gläschen- so bist du auf der sichereren Seite. Auch die Konsistenz ist stimmig und je besser das Löffeln klappt, ihr beide routinierter werdet - desto mehr kannst du experimentieren und schliesslich zu Selbstgekochtem wechseln. Du kannst einen weiteren Breitypus (GOB, MB) selber zubereiten und leistest dabei immer noch einen wichtigen Beitrag für die Geschmacksbildung-und erkennung, sprich Prägung. Und lass dich nicht von anderen Müttern verunsichern, ich kenne die Diskussionen zum Thema Gläschen/Selberkochen sehr gut :-) Jede Mama hat auf ihre Weise recht mit den Argumenten, die sie ins Gespräch einbringt. Die absolut beste Methode gibt es nicht. Es gibt für beide Versionen Pro und Contra. Wichtig ist, dass du die Methode wählst, die 100% zu dir passt. Davon profitieren dein Baby und du am Meisten. Es gibt immer wieder neue Meldungen bezüglich irgendwelcher Stoffe. Nicht nur Nahrungsmittel sind häufig mit bedenklichen Stoffen belastet, auch Kleidung oder Wandfarben, Kosmetik etc ..Auch Babygläschen sind nicht immer ganz frei von allem Unerwünschten, wenn genauer untersucht wird. Ware, die du beim Bauern kaufst wirkt gesünder, denn es fehlen schlichtweg Angaben und Analysen zu bestimmten Stoffen. Und nicht einmal die Natur selbst erzeugt immer genau solche Waren, die exakt den durchschnittlichen Messergebnissen entsprechen: Pastinaken enthalten bspw Cumarin, das in einer Ernte von Bauer xy schon mal stärker konzentriert sein kann. Zucchini können Bitterstoffe (Cucurbitacin) enthalten, grüne Kartoffeln enthalten Solanin... Eine zeitlang galt Muttermilch als weniger gut geeignet, wegen möglicher enthaltener Umweltschadstoffe wie Dioxine, Pestizide etc. Hier zeigte sich in den letzten 30 Jahren ein deutlicher Rückgang dieser Befunde in Mumi. Doch heisst es, dass die zwar weniger werden, dafür aber neue und andere bedenkliche Stoffe gefunden werden... Um Pestizide (im Babybrei) etc zu meiden, ist es ratsam hochwertige Produkte aus kontrolliert ökologischem Anbau zu verwenden. Babynahrung aus dem Gläschen, sprich industriell gefertigte Produkte zur Ernährung von Säuglingen unterliegt der Diätverordnung und hat damit verbindliche Grenzwerte, betreffs Schadstoffe (Höchstmengen an Pflanzenschutz-, Schädlingsbekämpfungs- und Vorratsschutzmitteln). Sie sind schadstoffarm (weniger Nitrat z.B., evtl weniger Pestizidrückstände). Sie werden ständig kontrolliert um diese Grenzwerte nicht zu überschreiten. In der Diätverordnung ist auch die Kontrolle der mikrobiologischen Beschaffenheit von Säuglingsnahrungen und die Kennzeichnung von Zusatzstoffen vorgeschrieben. Seit 1. April 1999 müssen laut den EU-Richtlinien in allen Säuglingsnahrungen auch eine bestimmte Menge an Vitaminen und Mineralstoffen enthalten sein - zur Not eben als Zusatz. Gehe den Weg, der am besten zu dir passt, das verspricht dir den besten Erfolg. "Sowohl als auch" bedeutet: Du kannst bspw ab dem 8.Lm rohes Obst in den Getreide-Obstbrei mischen. Das erfordert kaum mehr Aufwand als ein Gläschen Obstbrei zu öffnen. Auch kannst du Gläschen mit einigen wenigen selbstgekochten Zutaten ergänzen und kannst dein Baby schon von klein auf an den Geschmack und die Konsistenz frischer LM gewöhnen. Bspw weichgekochte Gemüsestückchen, Kartoffelstückchen, Obststückchen etc. Beim Selberkochen hast du ganz allgemein niemals eine Kontrolle, was Schadstoffe im Allg. betrifft. Du kannst auf ein paar Dinge achten. 1. beim Herstellen auf gute Hygiene großen Wert legen und kühle den gekochten Brei schnell ab. Es wird allgemein empfohlen, die nitratreicheren Gemüsesorten (Kohlrabi, Fenchel, Spinat, Rote Bete, bedingt auch Möhre) mit anderen Gemüsesorten zu mischen. Nitrat ist eine Substanz, die die optimale Aufnahme von anderen Nährstoffen wie z.B. Calcium oder Magnesium behindert. Durch Bakterien wird Nitrat zu Nitrit umgewandelt. Besonders wichtig ist beim Selberkochen deswegen auch die Hygiene. Und dass zubereitete Breie nicht allzu lange ungekühlt bzw erwärmt herumstehen. Größere (!!!!) Mengen Nitrit können beom Baby (vor allem bei sehr jungen) Veränderungen im Blutbild hervorrufen. Der Sauerstofftransport im Blut kann dadurch erschwert werden. Ernsthaft gefährdet sind deshalb Säuglinge. Es kann dabei zur sog. "Säuglings-Blausucht" (Zyanose) kommen: Atemnot, blaue Lippen und Haut. Die Allerkleinsten sollten deswegen Wasser zur Bereitung von Flasche und Brei bekommen, das explizit dafür geeignet ist. Das steht auf Wasserflaschen drauf bzw die Wasserqualität zuhause kann erfragt werden (Wasserwerke, Stadtwerke, Gemeinde etc) Deswegen sollte auch erst ab dem 6. Lm mit dem Selberkochen begonnen werden, weil die Toleranzen !!!!! dann etwas größer sind. So lauten die allgemeinen Empfehlungen. Denn auch beim (Bio-)Gemüse hast du diesbezüglich keine Kontrolle. Richtig gefährlich können erhöhte Nitratgehalte also werden, wenn Säuglingsmilch, die statt Mumi gegeben wird, mit Wasser mit erhöhtem Nitratgehalt angerührt wird. Besonders gefährdet sind vor allem Neugeborene. Denn die würden davon natürlich erst mal eine Menge davon trinken. Lass dir deswegen die Lust am Selbstkochen nicht vermiesen. Die Vorteile der täglich frischen Zubereitung sind vor allem der bessere Geschmack und die Konsistenz. Kartoffeln eignen sich nicht optimal für den Prozess des Tiefkühlens. Sie verändern Geschmack und Struktur. Eingefrorene Kartoffel wird meist grisselig. Du musst sie auf jeden Fall mit dem Gemüse zusammen pürieren und einfrieren. Festkochende Kartoffeln sind etwas besser, aber auch nicht das Wahre. Die Kartoffel ist sehr eigen :-) was die Zubereitungsformen und die Sorten betrifft. Da hilft leider nur Ausprobieren. Probiers einfach aus und schaue, wie du, bzw dein Baby mit dem Ergebnis zufrieden bist. Sind jetzt noch Fragen offen geblieben? Grüße B.Neumann


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