Frage im Expertenforum Medikamente in der Schwangerschaft an Dr. med. Wolfgang Paulus:

Metformin - Befürchtungen es abzusetzten

Dr. med. Wolfgang Paulus

Dr. med. Wolfgang Paulus
Facharzt und Leiter der Beratungsstelle für Reproduktionstoxikologie an der Universitätsfrauenklinik Ulm

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Frage: Metformin - Befürchtungen es abzusetzten

Fips31

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Hallo Herr Dr. Paulus, Ich nehme nun schon seit Jahren Metformin und fühle mich damit auch sehr wohl. Bevor die Insulinresistenz diagnostiziert wurde, war der Blutzuckerwert vor allem nach dem Essen immer sehr niedrig. Jetzt war ich am Anfang der Woche bei einer Diabetologin, und die meinte von vornherein das ich Diabetes hätte und spätestens nach der 12. Woche Schwangerschaft das Metformin absetzten soll. Gegebenenfalls soll ich dann im Verlauf der Schwangerschaft Insulin spritzen. Da kommen mir aber Zweifel ob das alles so richtig ist. Der Endokrinologe der die Insulinresistenz diagnostizierte, sagte mir das ich ca. die 8,5fache Menge des eigentlich nötigen Insulins produziere und empfahl mir sogar das Metformin auf 2000 zu erhöhen. Daher mache ich mir Sorgen das Metformin überhaupt abzusetzten. Denn in den letzten zwei Tagen ist mein Blutzucker wieder sehr niedrig gewesen (lag bei 75mg/dl mit Tendenz fallend, was durch Traubenzucker verhindert wurde) und warum sollte ich in der Schwangeschaft Insulin spritzen, wenn ich doch jetzt eher Unterzucker habe als zuviel? Also konkrete Fragen von mir sind: Muß ich dringend das Metformin absetzen? Oder besteht die Möglichkeit es länger zu verwenden? Schadet Metformin dem Baby? Schadet Unterzucker dem Baby? Und: Kann ein Zuckerbelastungstest auch mit Metformin gemacht werden, oder muß dieses dafür in jedem Fall abgesetzt werden? Ich hoffe Sie können mir ein paar Tipps geben. Zusätzlich habe ich mir aber noch einen Termin bei einer Spezialistin geben lassen. Nur bis dahin bin ich nervös und unsicher wie ich mich deswegen verhalten soll. Vielen Dank und Grüße


Dr. Wolfgang Paulus

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Ein Unterzucker nach dem Essen ist für einen Diabetes mellitus nicht typisch. Für die kindliche Entwicklung ist insbesondere ein erhöhter Blutzucker schädlich. Sicherlich ist es in dieser unklaren Situation sinnvoll, einen Endokrinologen aufzusuchen. Es ist jedoch nicht unbedingt erforderlich, Metformin akut abzusetzen. Im Zusammenhang mit dem PCO-Syndrom wurde vermehrt eine Hyperinsulinämie registriert. Durch Metformin lässt sich die ovarielle Störung häufig beheben. Eine Fortführung der Medikation im I.Trimenon soll die Abortrate bei PCO-Patientinnen senken (Glueck et al 2001). Diese Annahme beruht auf der Beobachtung von 2 Aborten unter 19 mit Metformin behandelten Schwangeren im Verhältnis zu 16 Spontanaborten unter 22 unbehandelten PCO-Patientinnen. Die Nachkommen der mit Metformin behandelten Patientinnen zeigten keine kongenitalen Anomalien. In einer kontrollierten Studie wurden 126 Neugeborenen erfasst, deren Mütter wegen PCO-Syndroms bereits vor Konzeption und während der gesamten Schwangerschaft Metformin (1,5 – 2,55 g/d) eingenommen hatten (Glueck et al 2004). Dabei traten lediglich zwei angeborene Anomalien auf (1,6%). In der unbehandelten Normalbevölkerung rechnet man mit einer Fehlbildungsrate von 3 bis 5%. Neuere Übersichtsarbeiten sehen keinen Nachweis für eine erhöhte Abortrate allein aufgrund eines PCO-Syndroms. Demnach gäbe es keine ausreichende Begründung für eine langfristige Medikation mit Metformin in der Schwangerschaft. Es liegen zwar Hinweise auf positive Effekte von Metformin zur Behandlung eines Gestationsdiabetes in Schwangerschaftsmitte vor, doch sind für eine Empfehlung dieser Medikation weitere Studien erforderlich (Norman et al 2004, Homburg 2006). Eine randomisierte kontrollierte Multicenterstudie mit 257 PCO-Patientinnen fand keinen Vorteil einer Dauertherapie mit Metformin in der Schwangerschaft im Hinblick auf die Entwicklung von Präeklampsie, Schwangerschaftsdiabetes oder Frühgeburten (Vanky 2010). Inwieweit die langfristige Gabe von Metformin in der Schwangerschaft Vorteile mit sich bringt, muss durch größere Studien abgeklärt werden (Legro et al 2010).


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