Frage im Expertenforum Kochen für Kinder an Dipl. oec. troph. Birgit Neumann:

Kann mein 1-jähriges Kind zu viel essen?

Dipl. oec. troph. Birgit Neumann

Dipl. oec. troph. Birgit Neumann
Diplom Ökotrophologin und Ernährungsberaterin

zur Vita

Frage: Kann mein 1-jähriges Kind zu viel essen?

Mama.

Beitrag melden

Ich habe meinen 1-jährigen Jungen vor ca. 3 Wochen abgestillt (also er hat tagsüber kein Stillen mehr benötigt & wir waren auch schon bei der Umstellung von Beikost auf Familienkost) & da hat er immer recht gut gegessen, meiner Meinung nach „normale“ Mengen (morgens Porridge, dann einen Zwischensnack z.b. 1/2 Banane mit Jogurt, mittags Nudeln mit Sauce, nachmittags Baby-Pancakes (2-3 St. Ca. Mein Handteller groß) & Abends wollte er jetzt immer Brot (1/2 Scheibe). Mit Schlucken von fester Nahrung z.b. Gurke oder Apfel tut er sich noch schwer, das spuckt er immer irgendwann wieder aus wenn er es schlucken will.) Nach dem Abstillen (nachts hat er im letzten halben Jahr nur noch Dauergenuckelt) hab ich jetzt das Gefühl, dass er wahnsinnig viel isst & wenn man ihm immer wieder etwas geben würde er es weiteressen würde - obwohl es denke ich zu viel ist. Z.b. bekommt er früh seinen Porridge (3-4 EL Haferflocken mit Wasser aufgekocht & 2 EL Apfelmark & Rapsöl - danach will er immer noch Brot. Wir geben ihm dann immer noch etwas von unserem Brot ab, aber ich frage mich wirklich, ob er noch Hunger hat?! Er will auch einfach ständig essen, wenn man was am Kühlschrank macht oder er geht von allein in die Küche und zeigt, dass er was will. Er bekommt aber ca. Alle 2h was … Die Frage, die mich plagt ist, ob er mit 1 zu viel essen kann & ob sich dadurch der Magen weitet & das zur Gewohnheit wird? Ich dachte immer Kinder in dem Alter können eigentlich nicht zu viel essen - aber es macht mir schon Sorgen.


Birgit Neumann

Birgit Neumann

Beitrag melden

Hallo Mama. in diesem Alter essen (gesunde) Kleinkinder i.d.R. immer nur so viel (so wenig) wie sie aktuell benötigen. Das ist bei gesunden Kindern so, da sie das alles noch nicht kognitiv steuern können und nur mit einem physiologisch empfundenen Hungergefühl wirklich essen/schlucken können. Erst ab etwa dem 3. Lebensjahr wirken auch andere Faktoren mit, welche zu einem möglichen Überessen führen könnten. Wichtig wäre auf jeden Fall "nur", dass das Speisenangebot stimmt und die Speisenangebote vielseitig, vollwertig und ausgewogen sind. Auf den ersten Blick, d.h. auf Basis von dem wie und was du schilderst, liest es sich so, dass dein Kind momentan viel Freude dabei hat, Essbares und neuen Geschmack zu entdecken. Das ist ganz wunderbar, da dein Kind auf diese Weise momentan den Geschmack der Welt erlebt. Essen ist in diesem Alter noch sehr ganzheitlich zu sehen. Sie essen nur das, was ihnen gefällt und sich im Mund gut anfühlt. Was ihnen nicht gefällt, das spucken sie wieder aus. So macht das dein Sohn mit Gurke oder Apfel. Wenn du das ganz fein reibst oder pürierst, dann könnte und würde er es essen. Trotzdem ist es ganz prima, wenn er darauf herumkaut und kennen lernen kann. Essen, probieren, Speisen und Geschmack sowie verschiedene Konsistenzen erleben wollen, das ist auch Lebensfreude, Vitalität, Neugier u.v.m. Ein Entdecken der (Um)Welt. Das ist super. Darf ich nochmal kurz was rückfragen? Welche Milch trinkt dein Sohn momentan und esst ihr vegetarisch, vegan oder alles? Vielleicht könnte es dir helfen, wenn du einmal eine Zeit lang alles notierst (oder fotografierst) was dein Kind isst und trinkt. Mit einer solchen objektiven Sicht, könnte man herausfinden, wie viel dein Sohn tatsächlich zu sich nimmt und das bewerten bzw mit den üblichen Empfehlungen vergleichen.* Dafür sind die üblichen und allgemeinen Mengen- und Zufuhrempfehlungen sehr hilfreich. Sie helfen Eltern dabei, um eine realistische Vorstellung über Portionsgrößen und Essmengen zu bekommen. Dein Kind darf jetzt ganz viel neue Speisen und Familienspeisen entdecken und du darfst dein Kind hierbei bedürfnisorientiert begleiten und in seinem Prozess individuell unterstützen. Als Eltern darfst du vorgeben was auf den Tisch kommt und dein Kind darf so viel oder so wenig essen wie er davon möchte. Zusätzlich darf es 2 x täglich ausreichend, aber nicht zu viel, Kuhmilch geben. Plane regelmäßige Mahlzeiten ein. Etwa 3 Hauptmahlzeiten und 2 ZMZ. Vermeide ständiges Zwischendurch essen - von etwas probieren, wenn es die Gelegenheit gibt, das ist natürlich möglich. Konkrete Mengenempfehlungen (am Tag/Woche) für Kleinkinder im 2. Lj lauten in etwa so: ca 80g Getreide/Brot bzw Nudeln, Reis u. a. Getreidebeilagen 120g Kartoffeln 120g Gemüse 120g Obst 300ml Milch, Milchprodukte 30g Fleisch/Wurst 1-2 Eier pro Woche 25g Fisch pro Woche 15g sichtbares Streichfett/Öl geduldet sind ca 10% Süßigkeiten am Gesamtanteil der zugeführten Energiemenge* (= ca 95 kcal) (*tägl Energiemenge ca 950 kcal) Quelle: FKE, DO, 2006 die Angaben entsprechen OptiMIX - - 100 ml Milch entsprechen ca 15 g Schnittkäse/30 g Weichkäse oder 100 g Joghurt Es ist gut, wenn man sich an den üblichen Empfehlungen orientiert. Es ist aber nicht notwendig, Mengen bei gesunden Kindern täglich zu kontrollieren. Die Mengenangaben können auf eine Woche hochgerechnet werden. Denn häufig ist es so, dass auf Tage an denen ein Kind nur lustlos im Essen stochert, sog. Freßtage folgen, Tage an denen ein Kind schier unersättlich scheint - und umgekehrt. Im Mittelmaß bleiben die Mengen in etwa gleich. und ganz wichtig: 15 g sichtbares Fett sind bspw 2 EL Öl. Wenn nun bspw Fett im übrigen Essen fehlt, bspw weil die Kost allgemein eher mager ist, dann müsste der zusätzliche Fettanteil im Essen höher sein. Der allgemeine Rat ist daher dieser: Als Mama/Papa/Eltern bestimmst du das Angebot und dein Kind darf die Essmenge essen, die es braucht. Mit 3 (möglichst) gemeinsamen Hauptmahlzeiten und 2 ZMZ kann sich dein Kind aus dem ausgewogenen, gesunden Speisenangebot ausreichend bedienen. Das Angebot sollte aus gesunden, schmackhaften, vollwertigen und leckeren Gerichten und Basics bestehen, die dein Kind gut und auch selbständig essen, kauen und schlucken kann. Hilft dir das ein wenig weiter? Grüße Birgit N. * https://www.rund-ums-baby.de/experten/kochen-fuer-kinder/Essen-2-5-jaehriges-Kind_49365.htm Manchmal haben Kinder Phasen, in denen sie kurrzeitig größere Mengen brauchen und essen, weil ein Wachstumsschub ansteht. Manches Mal basiert die Annahme des "viel essenden Kindes" nur auf dem subjektiven Eindruck der Eltern. Die Bewertung und Einschätzung der Portionsgrößen in "kleine" Portion oder "große" Portion ist genaugenommen kein verlässlicher Wert anhand derem man die tatsächlich zugeführte Energiemenge bestimmen kann. Die Größeneinheit "groß oder klein" sagt nichts darüber aus, wie sättigend eine Mahlzeit tatsächlich ist. Verschiedene LM sättigen unterschiedlich gut. Fett hat viele Kalorien, aber nimmt nur wenig Volumen ein, sodass eine Portion zwar klein erscheinen mag aber trotzdem gut sättigt. Ein kleines Stück Pizza (mit Öl, Salami und Käse) ist länger sättigend als ein dünn mit Butter bestrichenes und mit magerer Putenwurst und einem Salatblatt belegtes Brotscheibchen. Auch wenn beide Mahlzeiten optisch gleich groß erscheinen. Gut anschaulich lässt sich das bspw auch mit Pellkartoffeln und Pommes erklären. Ein Teller Nudeln sättigt bspw anders als ein Teller mit Nudeln in Sahnesosse mit Fleischeinlage oder Nussmus. Was auf dem Teller als "viel", d.h. als große Portion erscheint, kann aufgrund eines niedrigen Nährwertes (= wenig Kalorien) wenig sättigen. Und umgekehrt, kann eine kleine Menge Essen (= kleine Portion) mit hohem Energiewert (= viel Kalorien) schnell und lange sättigen. Bspw würde eine Portion Haferflocken mit Milch anders sättigen als Haferflocken mit Wasser und Öl. Nudeln mit Tomatensosse machen anders satt als Nudeln mit Gulaschsosse und Fleisch oder Linsenbolognese.


Bei individuellen Markenempfehlungen von Expert:Innen handelt es sich nicht um finanzierte Werbung, sondern ausschließlich um die jeweilige Empfehlung des Experten/der Expertin. Selbstverständlich stehen weitere Marken anderer Hersteller zur Auswahl.