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Angst vor der Arbeit

Thema: Angst vor der Arbeit

Hallo liebe Community, ich bin gerade im Urlaub und die Angst holt mich wieder ein. Deshalb der Text an euch mit der Bitte um Tipps, wie ich das in den Griff bekomme: Ich bin seit vielen Jahren bei meinem AG, habe grosses Ansehen, einen guten Stand und verantwortungsvolle Projekte. Mit meinen Vorgesetzten verstehe ich mich gut. Mein Überstundenkonto ist so hoch, dass ich nicht mehr genügend "Gleittage" habe, um diese abbauen zu können, das heisst, ich versuche meinen Berg an Arbeit in weniger Stunden zu packen, was noch stressiger und auch fehleranfällig ist. Ich möchte nicht aufstocken oder mehr Geld, ich möchte Freizeit. Mangels Personal habe ich auch keine Urlaubsvertetung. Bei einem Grossprojekt, das ich als Teilzeitkraft alleine betreue, läuft seit einem Jahr einiges schief, für das ich als Auftraggeber zwar keine Schuld habe, trotzdem dafür gegenüber Dritten gerade stehen muss. Jetzt starteten vor Monaten die gegenseitigen Schuldzuweisungen, Mängelrügen, Anwaltsschreiben. Das ist zeitaufwändig und belastend. Ich habe teilweise schon Sonntagabend Angst vor den Emails, die mich am Montag erwarten. Nun habe ich 3 Wochen Urlaub und kann nicht abschalten, male mir Horrorszenarien aus, was alles an Schreiben eintrudeln könnte, während ich nicht da bin. Weil ich im Urlaub Zeit habe, kreisen meine Gedanken ohne Pause um die Arbeit. Ich will das nicht!! Ich weiß aber nicht, wie ich an ein dickeres Fell komme oder vielleicht sogar an mehr Selbstvertrauen. Wie kann ich denn mental Abstand zur Arbeit schaffen. Habt ihr da Tipps für mich? Übrigens ist das nicht nur jetzt so, sondern in jedem Urlaub. Ich finde immer etwas aus der Arbeit, weswegen ich unruhig bin. Vielen Dank fürs Lesen!

von mimavi am 16.08.2023, 10:16



Antwort auf Beitrag von mimavi

Hallo, ich würde an deiner Stelle nach dem Urlaub das Gespräch mit deinem Vorgesetzten / Arbeitgeber suchen. Du schreibst: "Das heisst, ich versuche meinen Berg an Arbeit in weniger Stunden zu packen, was noch stressiger und auch fehleranfällig ist" Das wird auf die Dauer nicht funktionieren. Wenn du nicht mehr Stunden arbeiten möchtest und es nicht genug Personal gibt, dann muss auf der Arbeit eben priorisiert werden. Ich habe früher auch versucht immer alles zu schaffen und habe regelmäßig viele Überstunden gemacht. Inzwischen sehe ich das anders. Wenn ich jetzt "Berge von Arbeit" auf meinem Schreibtisch habe, die in der normalen Arbeitszeit einfach nicht zu schaffen sind, dann frage ich meinen Chef, was ich als erstes erledigen soll. Häufig findet er dann plötzlich doch noch eine Praktikanten, eine Aushilfe oder ähnliches, die ein paar leichte Aufgaben übernehmen können. Ich glaube das Abschalten im Urlaub fällt vielen schwer. Mir hilft es am besten, gleich in der ersten Woche wegzufahren oder viel mit der Familie zu unternehmen. Außerdem versuche ich möglichst wenig aufs Handy zu schauen oder lasse es bei Ausflügen sogar ganz zuhause.

von LilaLaune123 am 16.08.2023, 11:29



Antwort auf Beitrag von LilaLaune123

Danke für deine Antwort. Die Gespräche hatte ich schon im Juni beim Abteilungsleiter und dessen Chef. Meine Situation ist bekannt, wird verstanden, aber einen richtigen Lösungsansatz gibt es nicht. Ein folgendes Projekt wurde um ein Jahr nach hinten geschoben. Und eine Prämie für mich mit vielen lobenden Worten gab es auch. Das finde ich wahnsinnig nett und anerkennend. Aber letzendlich wird es meiner Gesundheit trotzdem nicht dienlich sein.

von mimavi am 16.08.2023, 12:55



Antwort auf Beitrag von LilaLaune123

Vielen Dank für deine Antwort! Deine Tipps werde ich befolgen. Gespräche gab es schon. -> siehe meine Antwort unter der ersten Antwort. Kündigen wird mir niemand. Ich habe ja keine drastischen Fehler gemacht. Umd ich weiß, dass man mir vieles verzeihen würde. Doensond froh dass sie mich haben. Ich habe verlernt, einen klaren Schnitt zwischen Arbeit und Freizeit zu machen. Vielleicht eine Folge vom Homeoffive während dem Schullockdown.... Mir ist klar, dass ich dieses Stresslevel nicht bis zur Rente durchhalte (ich arbeite im Bausektor). Wahrscheinlich sollte ich mich nach Alternativen umsehen. Ich bin in den besten Jahren und meine Kinder sind aus dem Gröbsten raus....

von mimavi am 16.08.2023, 13:02



Antwort auf Beitrag von mimavi

Das, was Du da beschreibst, würde mich auch fertig machen. Mit so etwas kann ich überhaupt nicht umgehen. Ich glaube zwar, dass man lernen kann, sich weniger zu Herzen zu nehmen, aber man wird trotzdem kein anderer Mensch. So etwas werden Menschen, wie wir, wohl nie achselzuckend wegstecken, egal, was wir tun. Was Du als erste Hilfe versuchen kannst, ist, kreisende Gedanken konsequent abzubrechen, also quasi ein mentales Stop-Schild aufzustellen, wenn Du anfängst, ans Büro zu denken. Ich sage mir dann, nein, ich denke jetzt nicht an xy und versuche dann konsequent an etwas nettes zu denken. Das klappt aber nicht immer, und bei manchen Menschen klappt es gar nicht. Du kannst auch überlegen, was schlimmstenfalls passieren würde. Ich schätze, das wäre, dass man Dir kündigt. Was würde das für Dich heißen? Du wärst Deinen stressigen Job los und müsstest Dir etwas anderes suchen. Wäre das schlimmer als die jetzige Situation? Wenn man das Katastrophen-Szenario analysiert hat, merkt man häufig, dass das nicht das Ende von allem bedeutet, und kann die aktuelle Situation ruhiger betrachten. Es gibt auch Atemtechniken im Yoga mit denen man die Gedanken beruhigen kann. Das müsste Dir aber jemand zeigen. Ich denke, dass Du den AG oder den Bereich wechseln solltest. Wenn Du mit Deinem AG eigentlich zufrieden bist, könntest Du ihn fragen, ob Du den Bereich wechseln oder zumindest das Projekt abgeben kannst. Wobei letzteres wahrscheinlich nicht dafür sorgen würde, dass Du mehr Freizeit hast, weil ein anderes Projekt nachrücken würde. Wenn das nicht geht, würde ich mir etwas anderes suchen. Man muss sich immer sagen, dass man mit seinem Job nicht verheiratet ist. Das ist lediglich eine Arbeitsleistung gegen Geld, und man muss abwägen, ob das so für einen passt. Wenn man durch den Job psychisch erkrankt, liegt man länger auf der Nase und ist danach weniger belastbar als vorher. Wenn Du Dich in Deiner Freizeit nicht mehr erholen kannst, steuerst Du auf Dauer auf ein Burnout zu.

von kea2 am 16.08.2023, 12:03



Antwort auf Beitrag von mimavi

Das ist ein Fall für eine sog. Überlastungsanzeige. Damit sicherst du dich auch rechtlich gegen haftungsrechtliche Folgen ab.

von Pamo am 16.08.2023, 15:44



Antwort auf Beitrag von mimavi

Liebe mimawi, ich sehe deine Situation anders als du. Sooo einen guten Stand und Ansehen deiner Person kann ich nicht erkennen. Im Gegenteil: Du bist erkennbar überlastet (siehe dein Gleitzeitkonto, dieses Projekt und Gespräch mit Vorgesetzten gab es auch schon) und trotzdem hat sich nichts geändert. Du stehst immer noch alleine mit dem ganzen Berg an Arbeit da. Also ist es deinen Vorgesetzten egal, wie es dir geht, auch deine Gesundheit ist Ihnen egal. Und ich denke, man nimmt dich und deine Probleme nicht ernst. Anders kann man das Verhalten deiner Führungsriege wohl nicht deuten. Frau X macht das schon, sie jammert und klagt zwar immer ein bisschen, wahrscheinlich gibt sie aber Ruhe, wenn wir ihr mehr Geld geben und ein paar nette Worte ... Dann läuft es wieder einige Zeit. Gäbe es denn die Möglichkeit, dass du Unterstützung bekommst? Jemand, der dir Routinearbeiten abnimmt, E-Mails vorsortiert etc.? Jede Hilfe, die dich entlastet, wäre gut. Tue was für dich privat. Autogenes Training, Entspannung nach Jacobsen, Yoga, Achtsamkeitstraining ... alles was dir gut tut. Eine Verhaltenstherapie z. B. könnte dir helfen, dich und dein Verhalten zu hinterfragen und zu ändern, um künftig solche Belastungssituationen zu vermeiden. Ich würde an deiner Stelle sogar ernsthaft einen Jobwechsel in Betracht ziehen. So wie du deinen Job schilderst, glaube ich kaum, dass sich diese extremen Belastungen ändern. Dieser Job ist prädestiniert dafür, beruflich zu scheitern und / oder sich die Gesundheit zu ruinieren. Was du leistest, bekommen viele nicht mal in Vollzeit hin und du bist Teilzeit. Was wäre, wenn du gesundheitlich länger ausfallen würdest? Dann müsste - und würde! - es irgendwie weitergehen. Dann ginge es. Ich wünsche dir alles Gute und Kraft für die richtige Entscheidung. Und denke an dich und sorge gut für dich ... denn sonst tut es keiner! Alles Liebe!

von Streuselchen am 16.08.2023, 17:19



Antwort auf Beitrag von mimavi

Hallo, ich denke, du wirst nicht auf Dauer in diesem Job bleiben können. Weißt du, viele von uns sind intelligent und qualifiziert und erreichen deshalb eine gute Position. Auf der sie mit viel Anstrengung und psychischer Energie dann auch gute Erfolge haben. Aber sie arbeiten immer ein klein wenig über ihrem Limit. Mir ging das damals in einem sehr qualifizierten Job auch so. Wir können zwar die Anforderung gut erfüllen, aber der seelische Energieaufwand ist zu hoch. Man kann den Level daher auf Dauer nicht halten, weil Körper und Seele streiken. Die Anforderungen im Job sind so, dass man sie eigentlich nur für einige Monate gut erfüllen kann - maximal. Danach fängt man an, draufzuzahlen, körperlich und seelisch. Das Energie-Konto geht ab da ins Minus, und zwar immer weiter. Du bist in meinen Augen sehr gefährdet, eine Belastungs-Depression, neudeutsch „Burnout“ zu bekommen. Die zwei wichtigsten Anzeichen sind schon da: Ängste und nicht Abschalten-Können in der Freizeit. Es fällt schwer, einen gutbezahlten Job, in dem man hohe Anforderungen prima erfüllen kann, weil man so fit und schlau ist, aufzugeben. Man will weder Geld, noch Prestige noch den Stolz, der damit verbunden ist, verlieren. Deshalb bleibt man zu lang in so einer Position. Man hat dann zwei Möglichkeiten, die beide zum selben Ergebnis führen – die eine früher und freiwillig, die andere später und erzwungen: Du kannst jetzt die Notbremse ziehen, dir einen anderen Job suchen und kündigen, sobald du eine Zusage hast. Das ist die kluge, elegante, selbstfürsorgliche Lösung. Die zweite Möglichkeit tritt von selbst ein: Du wirst schneller als du denkst krank werden, auf welche Weise auch immer, die typischen Symptome bei Burnout kannst du nachlesen. Dann landest du erstmal beim Hausarzt, dann beim Psychiater und im schlimmsten Fall für 6 bis 12 Monate in der Klinik, wie es bei Burnout durchaus normal ist. Das ging mehreren Bekannten von mir so. Du denkst vielleicht, na, so schlimm wird‘s schon nicht werden. Das Lustige ist, dass jeder mit Burnout vorher genau dasselbe denkt. Und wie gesagt, die ersten Symptome sind bei dir schon da. Akzeptiere, dass du keine Maschine bist. Dass du auch dann wertvoll und wunderbar bist, wenn du etwas weniger verdienst, dafür aber happy und gesund bleibst. In unserer Gesellschaft ist es anerkannt und wird gelobt, wenn man ständig überm Limit arbeitet, sich damit bewusst schadet und leistet, leistet, leistet. Das ist eine kranke Einstellung, auf die man nicht stolz sein muss, im Gegenteil. Bedenke immer: Wenn du wegen Burnout ausfällst, werden deine Vorgesetzten sich deshalb nicht in den Schlaf weinen. Sie werden sich ein bisschen ärgern, und in wenigen Wochen bist du ersetzt und vergessen (habe ich selbst bei Kollegen mehrfach erlebt). Im Job bist du komplett ersetzbar. Deshalb sollte man seine Wichtigkeit im Beruf nicht überschätzen, sondern gut auf sich achten. Du kannst das freiwillig machen - oder das Leben wird es dir abnehmen. Wenn nicht durch Burnout, dann durch eine chronische Erkrankung oder ähnliches. Wenn du deinen Körper nicht beschützt, tut er das selbst, weil du ihn dazu zwingst. Auch das habe ich damals selbst erfahren und lernen müssen. Heute habe ich einen vielseitigen und schönen Beruf, in dem ich glücklich bin. Ich verdiene etwas weniger, dafür habe ich fast nie Stress und freue mich montags aufs Arbeiten. LG

von Jorinde17 am 17.08.2023, 09:51



Antwort auf Beitrag von mimavi

Mir ging es ähnlich; habe den Job + AG gewechselt.

von die_ente_macht_nagnag am 17.08.2023, 10:14



Antwort auf Beitrag von mimavi

Was soll man dazu noch schreiben. Entweder deine Chef‘s entlasten Dich oder Du musst selber gehen. Zu deinem Wohl gereicht Dir der Job definitiv nicht. Die Zeche zahlst Du immer später. Wenn Du wichtig wärst, dann würde man Dich so nicht sitzen lassen. Wenn Du einen guten Draht zum Chef hast würde ich das Gespräch mit klaren Forderungen suchen.

von Caot am 17.08.2023, 10:22



Antwort auf Beitrag von mimavi

Manches geht halt nicht in Teilzeit. Wieso willst du deinem Sebeitgeber Zeit schenken? Warum stockst du nicht auf lässt sich wenigsten vernünftig bezahlen? Wenn’s schief geht, bist eh du schuld - Also mach dich nicht kaputt und lass dich für die Stunden, die du ja eh schon arbeitest, doch auch anständig bezahlen

von kirshinka am 17.08.2023, 16:49



Antwort auf Beitrag von mimavi

Bin ganz bei Pamos Vorschlag mit der Überlastungsanzeige, denn… a) nimmt sie dir die Angst davor, dass du Fehler machen und dafür belangt werden könntest, b) nimmt sie den AG nachweislich und juristisch in die Pflicht, dir gegenüber seine Fürsorgepflicht ernst zu nehmen und c) wird sie aus den o.g. Gründen den gewünschten Erfolg erzielen. Eine Erstberatung beim Anwalt (nach ausgiebiger Eigenrecherche, sonst fängt der bei Adam und Eva an) ist kostenlos bzw. setzt der dir das Ding u. U. für einen Apfel und ein Ei selbst auf. Unterm Strich wird diese Variante kostengünstiger als jede Alternative. Du hast Möglichkeiten! Nutze sie! Viel Erfolg dir!

von Barbaray am 17.08.2023, 19:48



Antwort auf Beitrag von Barbaray

Hier ist ein Muster, das Verdi hinterlegt hat. Wichtig ist, dass du die Art der Überlastung schilderst und was alles unerledigt ist. (Ich habe bspw. Fotos von Mengen unbearbeiteter Post hinzu gefügt zwecks Dokumentation). https://mittelfranken.verdi.de/++file++58736a5a086c2602d6b25ea4/download/muster-ueberlastungsanzeige.pdf Wenn du eine Idee hast, wie das Problem gelöst werden könnte (zusätzlich eine Kraft mit X Stunden einstellen, die Y und Z übernimmt), dann ist das hilfreich und du zeigst dich kooperativ. An den Vorgesetzten adressieren, Kopien gehen an Betriebsrat, Vertrauensperson, Personalstelle.

von Pamo am 18.08.2023, 12:15



Antwort auf Beitrag von mimavi

Hallo, mir ging es bei meinem letzten AG ähnlich, die Arbeitsbedingungen waren etwas anders. Aber das Grübeln, die Angst, das Bauchgrummeln schon am Wochenende, weil man nicht weiß, was am Montag kommt - all das kenne ich zu gut. Wenn Gespräche nicht fruchten, muss man mE die Notbremse ziehen: Ich habe gekündigt. Im Nachhinein war das die beste Entscheidung, die ich treffen konnte. Einige meiner ehemaligen Kolleginnen quälen sich immer noch, ein paar wenige sind wie ich gegangen. Ich denke, es ist auch Typsache: Manche können sich besser abgrenzen, manche schlechter. Ich gehöre definitiv zu der zweiten Sorte. Aber ich arbeite dran. Dir alles Gute und Mut zu einer Entscheidung, die Dich ruhiger schlafen lässt! LG daide

von daide am 17.08.2023, 23:06



Antwort auf Beitrag von mimavi

Liebe mimavi, du sagst, du hättest ein gutes Verhältnis zu deinen Chefs. Ich denke hier besteht einfach Grund für ein lösungsorientiertes Gespräch. Auch im Sinne der Firma. Ein guter Mitarbeiter kann auch mal erkennen, wann er seine Grenzen erreicht und muss nicht auf Biegen und Brechen alles irgendwie gerade rücken. Also hol dir Unterstützung für dein Problem. Mit Bauchschmerzen muss niemand arbeiten gehen. Dann geht auch dir Motivation verloren und die Effizienz sinkt. Das ist weder in deinem Interesse, noch im Interesse deines AG. Wenn deinem AG was an dir liegt, dann sollte ein offenes Gespräch mit einer Lösungsfindung möglich sein. :) Alles Gute

von Ninchen321 am 15.09.2023, 12:05