s.marti
Liebe Biggi, liebe Christina, zunächst danke für eure wunderbare Arbeit, ihr habt mir schon sehr geholfen. Ich wende mich an euch, weil ich gerade ziemlich verzweifelt bin. Ich habe eine Tochter, die 2,5 Jahre alt ist. Sie ist eine starkes kleines Mädchen, das bereits sehr weit entwickelt ist und genau weiß, was sie will, sie sagt allerdings auch oft, dass sie ein Baby bleiben will. Ich stille sie immer noch häufig (ca. 5 x am Tag/ c.a. 4 x in der Nacht). Wir haben beide das Stillen lange Zeit genossen und tun das auch heute noch oft. Allerdings merke ich, dass die Einschränkungen dadurch immer größer werden. Ich stehe unter Druck, weil sie schon total auf mich wartet, wenn ich arbeiten war, weil ich abends nicht mehr aus dem Haus kann, weil meine beiden größeren Kinder oft auf mich warten müssen, wenn sie mich brauchen oder weil sie mir in der Öffentlichkeit in unmöglichen Situationen in den Ausschnitt fasst und laut schreit, dass sie jetzt an meiner Brust trinken möchte. Zudem spricht der Kinderarzt von schweren Regulationsstörungen. Mein Mann findet das Stillen auch nicht mehr passend und glaubt, ich halte die Kleine in einer Abhängigkeit und lasse sie nicht genug los. Vielleicht hat er Recht damit. Zudem glaubt er, dass das Stillen eine engere Beziehung zwischen unserer Kleinen und ihm erschwert. Ich habe bereits viele Versuche unternommen, das Stillen zu reduzieren. Aber wenn ich es schaffe, dass sie am Tag weniger trinkt, trinkt sie die ganze Nacht durch und umgekehrt. Sie isst einfach nicht richtig, immer nur ein paar Happen. Auch über viele Stunden hinweg und wenn ich nicht da bin. Sättigung holt sie sich v.a. übers Stillen, aber natürlich auch Nähe, Zuwendung und exklusive Zeit mit mir (wobei sie davon insgesamt deutlich mehr bekommt als ihre Geschwister). Es ist sehr anstrengend, dass jedes Herauszögern des Stillens mit heftigstem Protest verbunden ist, was viel Kraft kostet. Der letzte Versuch, die erste Nachtmahlzeit wegzubekommen, endete in zwei Wochen langem nächtlichen, krassen Wutgeschrei und verzweifelten Protest (obwohl ich mich in meiner Entscheidung wirklich klar gefühlt habe und sie liebevoll in ihrer Trauer und Wut begleitet habe und wir eine "Stilllampe" eingeführt haben). Es wurde mal weniger, dann wieder mehr. Ich habe dann irgendwann abgebrochen, weil ich es kräftemäßig ohne Schlaf nicht mehr geschafft habe. Ich will das Stillen reduzieren. Abends und morgens wäre es für mich für die nächste Zeit o.k., aber nicht mehr. Ich will kein radikales Abstillen und würde mir wünschen, dass ich es schrittweise mit ihr zusammen hinkriegen würde. Aber ich habe keine Ahnung, wie ich das schaffen soll. Das überfordert mich gerade total. Ich würde mich sehr über einen Rat von euch freuen. Herzliche Grüße und vielen Dank, s.marti
Liebe s.marti, es tut mir leid, aber eigentlich kann ich mich immer wieder nur wiederholen! Du musst konsequent sein und Dir absolut sicher sein, dass es richtig ist, was Du machst. Du sollst es nicht durchziehen, weil andere das von Dir erwarten und fordern, sondern weil DU davon überzeugt sein solltest! Dazu brauchst Du viel Geduld und Konsequenz! So lange DU nicht ABSOLUT sicher bist, dass Du weniger stillen möchtest, wird dein Kind das spüren. Ist die Mutter innerlich nicht davon überzeugt, dass sie ihr Kind ab- oder weniger stillen will, dann ist dieser Zweifel für das Kind sehr deutlich fühlbar und es reagiert in fast allen Fällen so, dass es eher noch häufiger gestillt werden mag. Zweifel und Unsicherheit sind für ein Kind unerträglich, Kinder brauchen Klarheit. Dein Kind spürt jetzt deinen Zwiespalt und da es sich nicht hinsetzen und sagen kann „Mama, ich spüre, dass Du dir nicht sicher bist, was jetzt das Richtige ist, deshalb werde ich dir jetzt bei deiner Entscheidungsfindung helfen" reagiert es auf deine Zweifel mit Unruhe, Weinen und Verunsicherung. Es hat keine anderen Ausdrucksmöglichkeiten als Weinen und (vermehrte) Anhänglichkeit. Kinder sind für „geordnete Verhältnisse", Unsicherheit und Zweifel bringen sie aus dem Gleichgewicht. Wichtig ist nun, dass ihr zum einen wirklich miteinander redet und Du deinem Kind klar erklärst und sagst, was Du willst und was Du nicht mehr willst. Zum anderen muss für dein Kind deutlich erkennbar sein, wo deine Grenzen gesetzt sind. Liebevolle Konsequenz ist das Zaubermittel in der Erziehung. Wenn sich dein Kind dann in der Nacht beschwert, dass es nicht trinken darf (und das kann es natürlich nur durch weinen oder schreien), dann tröste es und sprich liebevoll-beruhigend mit ihm, und gestehe es ihm auch wirklich zu, sauer zu sein, aber bleib konsequent beim "Nein", bis der vereinbarte Zeitpunkt (z.B. der Radiowecker geht an) für das Stillen gekommen ist. Dann jedoch solltest Du auch von dir aus deinem Kind die Brust anbieten - so lernt es, dass es sich auf dein Wort verlassen kann. Deine Kleine wird vermutlich schreien, toben, treten oder dich schlagen wollen. Ist das schlimm? Nein, es ist völlig normal, denn es ist die einzige Art, wie sie in diesem zarten Alter ihren Frust ausdrücken kann. Wie kannst du damit umgehen? Lass es zu. Lass dich nicht verunsichern, denn es geht deinem Kind ja trotzdem gut, es bekommt kein Trauma fürs Leben, wird nicht an deiner Liebe zweifeln. Deine Tochter ist sauer, und das wird auch wieder vergehen. Bleibe bei ihr und sei du ruhig und klar, so dass sie sich an dir orientieren kann. Vielleicht wirst du sie ein wenig ablenken wollen (falls sie sich ablenken lässt), vielleicht bleibst du auch einfach nur in ihrer Nähe und versicherst ihr, dass alles ok ist, und dass ihr weiter stillen könnt (oder kuscheln), sobald sie sich etwas beruhigt hat. Wenn du konsequent bleibst, wird es klappen. Nur davon hängt es ab: Schaffst DU es... Hör in Dich hinein, ob Du wirklich bereit dazu bist, denn beim Kind entsteht sicher kein Schaden durch das stillen. Der Einstellung, dass das Langzeitstillen die Loslösung beeinträchtige oder ein Problem in Hinblick auf die Theorie des Übergangsobjektes darstellt, ist keineswegs bewiesen. Dieser Vorstellung liegt eine Hypothese zugrunde, für die es keinen Beweis gibt. Diese Überlegungen beruhen auf Beobachtungen in einer bestimmten Bevölkerungsgruppe die vor langer Zeit gemacht wurden. Dem Stillen oder gar dem längeren Stillen wurde dabei überhaupt keine Aufmerksamkeit entgegengebracht (wohl auch, weil kaum bzw. nicht lange gestillt wurde). Die Praxis zeigt jedenfalls, dass langzeitgestillte Kinder nicht unselbständiger sind als kurz oder gar nicht gestillte Kinder und auch keine vermehrten Probleme mit der Loslösung haben, im Gegenteil: Oft haben sie ein so starkes Vertrauen in sich und die Welt, dass sie recht forsch die Welt entdecken wollen. Außerdem spricht gegen diese Theorie, dass es dann weltweit gesehen sehr viele Kinder Probleme mit der Selbstregulation haben müssten, denn es gibt ja nun mal viele Kulturen, in denen das lange Stillen deutlich über das Babyalter hinaus üblich ist und es gibt Kulturen, in denen keine Übergangsobjekte bekannt sind. Das lange Stillen führt definitiv nicht zu einer verspäteten Loslösungsphase. Ganz liebe Grüße Biggi
s.marti
Danke dir Biggi! Du triffst genau den entscheidenden Punkt. Manchmal braucht man einfach einige Wiederholungen, bis man etwas wirklich verstanden hat ;-) Danke für deine Geduld und herzliche Grüße, s.marti
Du Liebe, wie goldig von Dir, ich hatte echt Sorge, dass Du schreibst, immer der gleiche Mist oder so ;-)))). Sei umarmt von Biggi
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