Adelaide Lele
Sehr geehrter Herr Dr. med. Paulus, Meine Tochter ist nun 11 Wochen alt und soweit gesund bzw. gibt es bisher keine Auffälligkeiten. In der Schwangerschaft nahm ich aufgrund meiner Rheumatoiden Arthritis Sulfasalazin 2-0-2 ein sowie 5 mg Folsäure, jeweils pro Tag, ein. Mein Typ 1 Diabetes war und ist sehr gut eingestellt. Ich stille aktuell voll und leide seit Dezember vermehrt unter starken/schmerzhaften Rheumaschüben. Mein Rheumatologe ist mir aktuell leider keine Hilfe bezüglich der Vertretbarkeit der Medikation bzw. einer Anpassung. Meine Fragen an Sie: Ist Sulfasalazin dauerhaft in der Stillzeit vertretbar oder gibt es eine Alternative? Ab und an hinterfrage ich z. B. die Bauchschmerzen meiner Tochter. Die ja bei einem noch relativ jungen Verdauungssystem nicht ungewöhnlich sind, aber die Häufigkeit oder auch die "Normalität" hinterfrage ich vor diesem Hintergrund dann doch. Bei starken Schmerzen nehme ich Ibuprofen 400 mg, manchmal auch 600 mg. Es soll ja nur minimal in die Muttermilch übergehen, aber wie sieht das bei einer Einnahme bei mehr als 10 Tagen im Monat (nicht unbedingt aufeinanderfolgende Tage) aus? Zumal neuere Studien bei Einnahme in der Schwangerschaft (da nahm ich keine) auf Zusammenhänge mit Unfruchtbarkeit bei den späteren Kindern hinweisen. Wäre es sinnvoller Prednisolon 5 mg gegen die akuten Schübe einzunehmen? Und darf ich vor diesem Hintergrund überhaupt weiterhin stillen oder wäre Abstillen besser? Mit besten Grüßen, Adelaide L.
Bei Sulfasalazin handelt es sich um ein Doppelmolekül aus dem Salicylat 5-Aminosalicylsäure (5-ASA) und dem Sulfonamid Sulfapyridin. Sulfapyridin geht in erheblichem Umfang in die Muttermilch über, wobei 40 bis 60% der mütterlichen Serumspiegel errreicht werden. Eine Kasuistik berichtet von einem zwei Monate alten Säugling mit blutigem Durchfall unter mütterlicher Therapie mit Sulfasalazin 3 g/d (Branski et al 1986). Der Säugling wies einen Sulfapyridin-Plasmaspiegel von 5,3 µg/ml auf. Die Beschwerden endeten 48 bis 72 Stunden nach Absetzen der mütterlichen Medikation. Auf der Grundlage dieser Publikation rät die American Academy of Pediatrics zu großer Zurückhaltung bei der Gabe von Sulfasalazin in der Stillzeit (Committee on Drugs, American Academy of Pediatrics 1994). Ibuprofen gilt neben Paracetamol als Schmerzmittel der ersten Wahl in der Stillzeit. Ibuprofen konnte z. B. bei therapeutischer Gabe von 800 bis 1.600 mg pro Tag nicht in der Muttermilch nachgewiesen werden. Ibuprofen geht nur geringfügig in die Muttermilch über (Townsend et al 1984; Weibert et al 1982). Ein Säugling nimmt über die Muttermilch 0,0008% der mütterlichen gewichtsbezogenen Dosis auf (Walter & Dilger 1997). Die American Academy of Pediatrics betrachtet Ibuprofen als kompatibel mit dem Stillen (American Academy of Pediatrics 1994). Bei einer Halbwertszeit von 2 bis 3 Stunden ist Ibuprofen relativ schnell aus dem Organismus eliminiert, so dass auch bei langfristiger Einnahme keine Gefahr für den Säugling besteht. Leider verursachen Laborexperimente zum Einfluss von Ibuprofen auf Zellkulturen von Eierstockszellen unnötige Verunsicherung in den Laienmedien. Bei Medikation mit Prednisolon gehen nur geringe Mengen in die Muttermilch über (Ost 1985, Greenberger et al 1993). Unter einer mütterlichen Dosis über 20 mg/d empfehlen manche Untersucher eine Stillpause von ca. 4 Stunden nach der Einnahme. Selbst bei Medikation mit Prednisolon 80 mg pro Tag entspricht die Aufnahme über die Muttermilch nur weniger als 10% der endogenen Cortisolproduktion des Säuglings. Sowohl die American Academy of Pediatrics als auch die WHO Working Group on Human Lactation betrachten die Anwendung von Prednison / Prednisolon als kompatibel mit dem Stillen (Committee on Drugs 1994, WHO Working Group 1988).
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