Frage im Expertenforum Medikamente in der Schwangerschaft an Dr. med. Wolfgang Paulus:

Psychopharmaka und Stillen

Dr. med. Wolfgang Paulus

Dr. med. Wolfgang Paulus
Facharzt und Leiter der Beratungsstelle für Reproduktionstoxikologie an der Universitätsfrauenklinik Ulm

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Frage: Psychopharmaka und Stillen

HannaSchmidt

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Hallo Herr Paulus, von der Stillberaterin Biggi Welter wurde ich gebeten, mich mit dieser Frage an Sie zu wenden. Leider habe ich nach der Geburt meiner Tochter (fast 10 Monate alt) eine Angsterkrankung entwickelt und ich kann eine medikamentöse Behandlung nicht mehr weiter herauszögern.Ich nehme seit einigen Tagen Quetiapin 25mg zur Beruhigung. Das Medikament ist zwar ein Antipsychotikum, wird in diesen geringen Mengen aber auch zur Behandlung von Angst und Panikstörungen angewandt. Nun ist es so, dass ich etwas überfordert bin mit der Frage, ob ich weiterstillen kann, wenn ich das Medikament nehme. Mein Psychiater verweist bei der Frage auf meinen Kinderatzt und er verweist auf meinen Psychiater. Laut Embryotox heißt es, Stillen sei akzeptabel, wenn das Kind gut beobachtet wird. Die normale Dosis dieses Medikamentes liegt bei 150 bis 800 mg und ich nehme 25 mg, also eine sehr geringe Dosis. Laut eines medizinischen Fachzeitschrift-Artikels wurde in der Vergangenheit bei einer stillenden Mutter, die 200mg Quetiapin am Tag eingenommen hat, kein Wirkstoff in der Muttermilch nachgewiesen. Aber das ist ein einziger Fall, der nicht im Rahmen einer richtigen Studie aufgetreten ist. Das „Kind gut zu beobachten“ traue ich mir als Laie kaum zu. Meine Tochter ist ja immer mal so, mal so gelaunt. Das Ganze überfordert mich total. Ich habe bereits versucht abzustillen, was aber nur mäßigen Erfolg hatte, da meine Tochter jede Form von künstlichen Saugern verweigert (Flasche, Schnuller, Schnabeltasse) und Pre- oder Folgemilch auch aus anderen Gefäßen sehr vehement ablehnt. Ich habe jetzt tagsüber abgestillt, aber das führt dazu, dass meine Tochter dann einfach mehr Beikost isst, über den Tag hinweg weniger trinkt (sie kommt dann nur auf ca. 100 ml Flüssigkeit am Tag) und nachts die Stillzufuhr überkompensiert. Zudem ist es schwer ein 10 Monate altes Baby, was partout keine künstlichen Sauger nutzt, in der Nacht zu beruhigen; auch ist das saugen ja wichtig für die emotionale und kognitive Entwicklung und ich habe das Gefühl, dass sie das Nuckeln einfach komplett aufgeben würde, wenn ich sie abstille. Daher überlege ich jetzt, ob ich doch weiterstillen soll, obwohl ich dieses Medikament nehme. Meine Fragen hierzu sind: -  Wie schätzen Sie das Risko-Nutzen-Verhältnis vom Stillen unter den besagten Bedingungen ein? -  Was bedeutet „akzeptabel“ in diesem Kontext? -  Können sich Folgeschäden bei meiner Tochter (z.B. im Hirnstoffwechsel) auch erst in der entfernteren Zukunft zeigen, wenn aktuell alles unauffällig ist? -  Wäre es möglich, das Blut meiner Tochter auf Spuren des Medikaments zu untersuchen? Ich hoffe sehr, dass sie sich die Zeit nehmen diesen langen Text zu lesen und mir eine Einschätzung zu geben. Vielen Dank im Voraus Viel Grüße Medikamente: Quetiapin Einnahmezeitraum (seit wann) und Dosis: 25 mg dauerhaft Bestehen Krankheiten: Angsterkrankung


Dr. Wolfgang Paulus

Dr. Wolfgang Paulus

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Bei Messungen an 9 Mutter-Kind-Paaren konnte man feststellen, dass der Säugling weniger als 0,5% der mütterlichen Dosis (bezogen auf kg Körpergewicht) aufnimmt. Angesichts Ihrer geringen Dosis von 25 mg Quetiapin sehe ich für ein 10 Monate altes Kind überhaupt kein Risiko einer besonderen Belastung. Wahrscheinlich wird man bei Ihrem Kind gar keinen Wirkstoff im Blut nachweisen können!


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