Frage im Expertenforum Medikamente in der Schwangerschaft an Dr. med. Wolfgang Paulus:

Selen und Zink

Dr. med. Wolfgang Paulus

Dr. med. Wolfgang Paulus
Facharzt und Leiter der Beratungsstelle für Reproduktionstoxikologie an der Universitätsfrauenklinik Ulm

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Frage: Selen und Zink

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Guten Tag Herr Dr. Paulus! Nach der Geburt unserer Tochter im November 2005 wurde bei mir im April 2006 eine Postpartum Thyreoiditis diagnostiziert (TSH 40, TAK 505,9). Zurzeit nehme ich L-Thyroxin 125, Selen 200 µg und 10 mg Zink. Bei der letzten Blutabnahme waren die Werte: TSH (basal) = 0,18 (Normwert 0,40-2,5) FT4 = 1,98 ng/dl (Normwert 0,8-2,3) FT3 = 3,78 ng/dl (Normwert 1,8-4,2) Anti-TPO = 26,85 lU/ml (bis 35) Anti-TG = 29,90 lU/ml (bis 40) SHBG = 148,50 nmol/l (16-120) „Keine verstärkte immun-thyreoiditische Aktivität.“ Ich frage mich, ob es Sinn macht, Selen und Zink zu nehmen – auch im Hinblick auf eine weitere Schwangerschaft? Ich habe gelesen, dass dringend von der Einnahme von Selen während der Schwangerschaft abgeraten wird. Ist das richtig? (Ich hatte im April eine Fehlgeburt.) Könnte es sein, dass die Antikörper ohne Selen und Zink wieder ansteigen? Vielen Dank im Voraus! Sorry, fürs mehrmalige Einstellen. Es gab, glaube ich, Probleme mit dem "kleiner Zeichen". Ich hoffe, der 3. Versuch gelingt.


Dr. Wolfgang Paulus

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Bei zahlreichen Entzündungsvorgängen wirkt Selen durch die Neutralisierung von freien Radikalen entzündungshemmend. Von einer deutlichen Unterversorgung mit Selen ist in Europa auszugehen. Menschen, die sich vegetarisch ernähren neigen zu einem Selenmangel. In der Schilddrüse wird bei der Bildung der Schilddrüsenhormone T4 und T3 als Nebenprodukt H2O2 gebildet. Damit H2O2 nicht schädigend wirkt, muss es durch das Enzym Glutathionperoxidase chemisch umgewandelt werden. Das Enzym Gluthationperoxidase ist in seiner Aktivität abhängig von der Anwesenheit von Selen. Bei einem zu geringen Selengehalt wird das Gewebe durch H2O2 geschädigt. T4 wird durch andere Enzyme, die sogenannten Dejodasen, in das stoffwechselaktive T3 umgewandelt. Auch die Aktivität der Dejodasen ist abhängig von Selen. Bei einem zu geringen Selenangebot kann keine ausreichende Menge T3 aus dem vorhandenen T4 hergestellt werden. Eine Dosis von 200 µg Selen hat keine Nebenwirkungen und ist sinnvoll. Nach einer Studie von Prof. Gärtner (München) konnte die Einnahme von 200 µg Selen täglich eine Verbesserung der Beschwerden bei einer Hashimoto-Thyreoiditis bewirken. Wurden Patienten mit einer Hashimoto-Thyreoiditis mit 200 µg Selen täglich behandelt, sanken die TPO-Antikörper nach 3 Monaten um 36%. Die Einnahme von 20 mg Zink täglich hat sich bei einigen Hashimoto-Betroffenen ebenfalls bewährt. Die oft höhere Infektanfälligkeit und das Allgemeinbefinden besserten sich unter Zinkeinnahme. Weitere wissenschaftliche Untersuchungen müssen noch abgewartet werden. Die Einnahme von Zink 20mg täglich kann aber schon jetzt empfohlen werden. Epidemiologische Studien konnten beim Menschen bisher keinen Zusammenhang zwischen einer Exposition mit Selen und Fehlbildungen nachweisen (Baglan 1974; Amin 1978; Robkin 1973). Ein Zusammenhang zwischen Fehlgeburten und Selenmangel wird diskutiert (Barrington et al 1996). Zink stellt ein wichtiges Spurenelement dar. Die empfohlene Tagesdosis in der Schwangerschaft beträgt 15 mg (US Recommended Dietary Allowance). Hinweise auf Schäden durch starke Zinkexposition beim Menschen liegen nicht vor, während bei Zinkmangel über eine Häufung von Neuralrohrdefekten, Wachstumsretardierung und weiteren Schwangerschaftskomplikationen diskutiert wird. Prinzipiell könnten Sie die aktuelle Medikation bei Kinderwunsch durchaus beibehalten. Inwieweit die Fortsetzung der Einnahme von Selen und Zink wegen der Thyreoiditis noch erforderlich ist, sollten Sie mit Ihren betreuenden Internisten erörtern.


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