Frage im Expertenforum Medikamente in der Schwangerschaft an Dr. med. Wolfgang Paulus:

Schwanger und MTX

Dr. med. Wolfgang Paulus

Dr. med. Wolfgang Paulus
Facharzt und Leiter der Beratungsstelle für Reproduktionstoxikologie an der Universitätsfrauenklinik Ulm

zur Vita

Frage: Schwanger und MTX

Mitglied inaktiv

Beitrag melden

Hallo, ich habe bis zum 1.06.2006 MTX genommen erst 15mg und 3 Wochen vorm absetzen 10mg. Ich hatte jetzt am 28.06.07 meinen Eisprung und habe heute mit einem Frühtest positiv getestet. Hab seit dem Eisprung auch Folsäure genommen. Nun habe ich totale Angst weil man nach Absetzen von MTX noch 6 Monate damit warten soll. Haben Sie einen Rat für mich? Gruß Jutta


Dr. Wolfgang Paulus

Dr. Wolfgang Paulus

Beitrag melden

Methotrexat verteilt sich nach Applikation im gesamten Körper mit höchsten Konzentrationen in Nieren, Gallenblase, Milz, Leber und Haut. Der Wirkstoff konnte bis zu 116 Tage nach Applikation in der Leber nachgewiesen werden (Lloyd et al 1999). Zwar zeigte sich unter Methotrexattherapie eine höhere Frequenz an Chromosomenaberrationen in menschlichen Körperzellen sowie in Keimzellen von Mäusen (Voorhees et al 1969; Hansmann 1974; Jensen & Nyfors 1979; Mondello et al 1984), inwieweit dies jedoch ein Risiko für die Nachkommen bedeutet, bleibt offen. Dokumentiert sind über 750 Schwangerschaften, die nach einer Methotrexattherapie eintraten, wobei sich keine signifikante Erhöhung der Anzahl an kongenitalen Anomalien zeigte (van Thiel et al 1970; Rustin et al 1984; Hsieh et al 1985; Green et al 1991, 1997; Woolas et al 1998). Ein Abstand von 6 Monaten zwischen Therapieende und Schwangerschaft wird empfohlen. Es besteht eine strikte Kontraindikation für den Einsatz der Substanz in der Schwangerschaft. Dosisabhängig kann es zu Abort und zu Missbildungen an Extremitäten, Gesicht und Herz-/Kreislaufsystem kommen. Bei unbeabsichtigter Schwangerschaft ist dieses Medikament deshalb sofort abzusetzen, am empfindlichsten ist die 6. bis 8. Schwangerschaftswoche. Das Risiko einer Embryopathie hängt von der Methotrexatdosis im ersten Trimenon ab. Bereits bei wöchentlichen Dosen von 12,5 mg während des ersten Trimenons wurden entsprechende Symptome beobachtet. Die Substanz ist ein Folsäureantagonist, welcher, über längere Zeit gegeben, zu einer Folsäureverarmung führt. Neuralrohrdefekte werden mit erniedrigten Folsäurespiegeln in Verbindung gebracht. Als Prophylaxe wird 4 Wochen vor bis mindestens 6 Wochen nach Ausbleiben der Regelblutung eine Einnahme von mindestens 4 mg Folsäure pro Tag empfohlen. Andererseits wird in einer Publikation über 10 Schwangerschaften unter niedrig dosierter Methotrexatgabe (7,5 -10 mg/Woche) bei rheumatoider Arthritis über 2 bis 20 Wochen Dauer berichtet. Es wurden neben 3 Spontanaborten und 2 Schwangerschaftsabbrüchen 5 gesunde Kinder registriert, die in der Nachbeobachtung (im Mittel bis zu 11 Jahren) keine Auffälligkeiten zeigten. Manche Untersucher geben eine Schwellendosis von 10 mg/Woche in einer vulnerablen Phase zwischen SSW 6 und 8 für die Auslösung von Fehlbildungen durch Methotrexat an (Feldkamp & Carey 1993), doch bleibt diese Aussage spekulativ. Unter 42 Kindern nach intrauteriner Exposition mit Methotrexat im ersten Trimenon wurden 10 Fälle mit kongenitalen Anomalien registriert. Bei niedrig dosierter Applikation (


Dr. Wolfgang Paulus

Dr. Wolfgang Paulus

Beitrag melden

Methotrexat verteilt sich nach Applikation im gesamten Körper mit höchsten Konzentrationen in Nieren, Gallenblase, Milz, Leber und Haut. Der Wirkstoff konnte bis zu 116 Tage nach Applikation in der Leber nachgewiesen werden (Lloyd et al 1999). Zwar zeigte sich unter Methotrexattherapie eine höhere Frequenz an Chromosomenaberrationen in menschlichen Körperzellen sowie in Keimzellen von Mäusen (Voorhees et al 1969; Hansmann 1974; Jensen & Nyfors 1979; Mondello et al 1984), inwieweit dies jedoch ein Risiko für die Nachkommen bedeutet, bleibt offen. Dokumentiert sind über 750 Schwangerschaften, die nach einer Methotrexattherapie eintraten, wobei sich keine signifikante Erhöhung der Anzahl an kongenitalen Anomalien zeigte (van Thiel et al 1970; Rustin et al 1984; Hsieh et al 1985; Green et al 1991, 1997; Woolas et al 1998). Ein Abstand von 6 Monaten zwischen Therapieende und Schwangerschaft wird empfohlen. Es besteht eine strikte Kontraindikation für den Einsatz der Substanz in der Schwangerschaft. Dosisabhängig kann es zu Abort und zu Missbildungen an Extremitäten, Gesicht und Herz-/Kreislaufsystem kommen. Bei unbeabsichtigter Schwangerschaft ist dieses Medikament deshalb sofort abzusetzen, am empfindlichsten ist die 6. bis 8. Schwangerschaftswoche. Das Risiko einer Embryopathie hängt von der Methotrexatdosis im ersten Trimenon ab. Bereits bei wöchentlichen Dosen von 12,5 mg während des ersten Trimenons wurden entsprechende Symptome beobachtet. Die Substanz ist ein Folsäureantagonist, welcher, über längere Zeit gegeben, zu einer Folsäureverarmung führt. Neuralrohrdefekte werden mit erniedrigten Folsäurespiegeln in Verbindung gebracht. Als Prophylaxe wird 4 Wochen vor bis mindestens 6 Wochen nach Ausbleiben der Regelblutung eine Einnahme von mindestens 4 mg Folsäure pro Tag empfohlen. Andererseits wird in einer Publikation über 10 Schwangerschaften unter niedrig dosierter Methotrexatgabe (7,5 -10 mg/Woche) bei rheumatoider Arthritis über 2 bis 20 Wochen Dauer berichtet. Es wurden neben 3 Spontanaborten und 2 Schwangerschaftsabbrüchen 5 gesunde Kinder registriert, die in der Nachbeobachtung (im Mittel bis zu 11 Jahren) keine Auffälligkeiten zeigten. Manche Untersucher geben eine Schwellendosis von 10 mg/Woche in einer vulnerablen Phase zwischen SSW 6 und 8 für die Auslösung von Fehlbildungen durch Methotrexat an (Feldkamp & Carey 1993), doch bleibt diese Aussage spekulativ. Unter 42 Kindern nach intrauteriner Exposition mit Methotrexat im ersten Trimenon wurden 10 Fälle mit kongenitalen Anomalien registriert. Bei niedrig dosierter Applikation (unter 20 mg/Woche) fanden sich 4 Kinder mit Anomalien unter 13 dokumentierten Fällen (Lloyd et al 1999). Da Sie die letzte Dosis von 10 mg Methotrexat ca. 4 Wochen vor Empfängnis erhielten, ist bei Ihnen nicht von einem hohen Fehlbildungsrisiko auszugehen.


Bei individuellen Markenempfehlungen von Expert:Innen handelt es sich nicht um finanzierte Werbung, sondern ausschließlich um die jeweilige Empfehlung des Experten/der Expertin. Selbstverständlich stehen weitere Marken anderer Hersteller zur Auswahl.

Ähnliche Fragen

Hallo Dr. Paulus, am 12.10.2012 wurde ich einmalig mit 50mg Mtx wegen Verdacht auf eine Eileiter SS behandelt. Etwa zwei Wochen später lag der HCG Wert dann bei Null, seitdem nehme ich täglich 5-10mg Folsäure ein. Meine Blutwerte haben vor 3 Wochen gezeigt, dass die Folsäure in meinem Körper wieder > 20 µg/l beträgt, was ja recht hoch wohl is ...

Sehr geehrter Dr. Paulus Ich hatte eine ELSS bei welcher zunächst eine BS gemacht wurde, der Wert jedoch wieder stieg und ich eine dreimalige Gabe (mg=kg Dosierung) des Medikaments Methrotrexat bekam, sodass der Wert gesunken ist. Da ich nun verschiedene Meinungen gehört habe; wie lange sollte ich warten bis zur nächsten SS? Ist es gut zunächst ...

Sehr geehrter Dr. Paulus, mein Kind ist vier Monate alt und es steht ein Familienfest an. Bei diesem Fest kommen alle Verwandten, darunter auch ein Onkel der Lupus hat und deswegen sich einer MTX-Chemo Therapie unterzieht. Muss ich mir Sorgen machen, wenn der Onkel mein Kind auf den Arm nimmt, da er es noch nicht kennengelernt hat? Oder dürfen ...

Hallo, ich bin 38 Jahre habe schon zwei wunderschöne gern gesunde Kinder von 8 und 16 Jahren. Nun bin ich nochmals unverhofft schwanger geworden und habe große bedenken, dass durch die Medikamenteneinnahme meines Mannes (MTX und Cimzia) das Baby bleibende Schäden bekommen könnte. Ich selbst nehme keine Medikamente. Wie hoch ist das Risiko einer Fg ...

Hallo Dr. Paulus, vielen Dank für Ihre damalige Antwort. Eine Frage beschäftigt mich im nachhinein noch. Der Onkel welcher wegen seiner Lupus Erkrankung eine Chemotherapie mit MTX bekommt benutzte während des gesamten Besuchs die gleiche Toilette wie meine ältere 3 jährige Tochter. So klein wie sie noch ist, muss sie sich an der Klobrill ...

Guten Morgen Dr. Paulus Es geht um folgendes Ich hatte jetzt in kurzer Zeit Meine 2 fehlgeburt Ende Juli bei 4+4 Und jetzt im Oktober bei 6+2/4 Mir wurde eine As gemacht Aber mein hcg is trotzdem weiter hoch Am 22.10 war er bei 28,8 Am 25.10 93 Und am 29.10 ist er auf 76 Und dann fingen die leichte Blutungen auch an am 29.10 ...

Eine Mtx Behandlung fand statt am: 19.07.19 mit 74 mg 26.07.19 mit 49 mg 28.07.19 mit 49 mg 30.07.19 mit 49 mg 01.08.19 mit 49 mg Nun besteht eine SS in der 8. Woche Ist ein negativer Einfluss durch MTX zu erwarten? Wurde „eine entsprechende Wartezeit“ zwischen MTX und der Schwangerschaft eingehalten bzw. ist noch Mtx im Körper und eine ...

Sehr geehrter Herr Dr. Paulus, vor drei Wochen habe ich eine einmalige Dosis MTX (50mg/KOF i.m.) aufgrund V.a. EUG erhalten. ß-HCG seitdem fallend. Nun habe ich gelesen, dass MTX das Risiko für melanozytären und nicht-melanaozytären Hautkrebs, sowie für Lymphome und Lunge-Ca erhöhen kann. Daher wollte ich Sie fragen, ob ich mir bei dir einmalig ...

Sehr geehrter Herr Dr. Paulus, Ich werde demnächst 39 und hätte gern so bald als möglich noch ein weiteres Kind. Nun ist bei meinem Partner aber Rheuma diagnostiziert worden und er muss wöchentlich 15mg Methotrexat (MTX) nehmen. Der Rheumatologe meinte wir sollten unseren Kinderwunsch lieber erst mal 2-3 Monate aufschieben, nach allem was w ...

Sehr geehrter Herr Dr. Paulus, Wie ist Ihre Einschätzung zur Vereinbarkeit des Einsatzes von MTX zur Behandlung einer Eileiterscheangerschaft bei teilweisen Stillen eines 2jährigen Kleinkindes, das normal isst? Im Netz finde ich englischsprachige Seiten, zB von Klinken in Großbritannien und Australien, dass dies für vertretbar gehalten wird, ...