Isi Dora
Sehr geehrter Herr Dr. Paulus, Ich werde demnächst 39 und hätte gern so bald als möglich noch ein weiteres Kind. Nun ist bei meinem Partner aber Rheuma diagnostiziert worden und er muss wöchentlich 15mg Methotrexat (MTX) nehmen. Der Rheumatologe meinte wir sollten unseren Kinderwunsch lieber erst mal 2-3 Monate aufschieben, nach allem was wir bisher recherchiert haben und nach Einschätzung der Allgemeinmedizinerin ist aber nicht davon auszugehen, dass es so schnell abgesetzt werden kann. Ich habe gelesen, dass in mehreren Studien keine negativen Auswirkungen auf Schwangerschaften festgestellt wurden wenn die Väter kleinere Dosen MTX eingenommen hatten, mache mir aber trotzdem große Sorgen. Meine Fragen lauten daher: Ist es bei dieser Dosierung vertretbar trotzdem ein Kind zu zeugen? Sollen wir lieber abwarten ob die Dosis wenigstens herabgesetzt wird oder wäre es besser, schneller schwanger zu werden weil die Dauer der Einnahme ja noch nicht sehr lang ist? Ist überhaupt mit erhöhten Risiken für Fehlbildungen zu rechnen und wenn ja, könnten diese mit einem Combined Test oder Harmony Test ausgeschlossen werden oder würden sie erst beim Organscreening auffallen? Vielen lieben Dank!
Der Folsäureantagonist Methotrexat wird zur Behandlung von Tumoren, Psoriasis und Autoimmunerkrankungen eingesetzt. Die Substanz bindet sich an die Dihydrofolatreduktase und stört damit die Synthese von DNA, RNA und Proteinen, wodurch der Zelltod ausgelöst wird. Angesichts dieses Wirkungsmechanismus bestehen Bedenken in Bezug auf die männliche Fertilität bzw. den Schwangerschaftsausgang nach Konzeption unter väterlicher Medikation mit Methotrexat. Der Wirkstoff stört die Zellteilung, was für die Produktion von Spermatozoen von großer Bedeutung ist. Bislang liegen keine Publikationen über kindliche Schäden nach perikonzeptioneller Methotrexattherapie des Kindsvaters vor (French et al 2003). Zwar zeigte sich unter Methotrexattherapie eine höhere Frequenz an Chromosomenaberrationen in menschlichen Körperzellen sowie in Keimzellen von Mäusen, inwie¬weit dies jedoch ein Risiko für die Nachkommen bedeutet, bleibt offen. Dokumentiert sind über 375 Schwangerschaften, die nach einer Methotrexattherapie eintraten, wobei sich keine signifikante Erhö¬hung der Anzahl angeborener Anomalien zeigte (van Thiel et al., 1970; Rustin et al, 1984, Hsieh et al 1985; Green et al., 1991). In einem Kollektiv von 42 Schwangerschaften, die unter väterlicher Methotrexattherapie (7,5 – 30 mg pro Woche) eintraten, registrierte das teratologische Beratungszentrum in Paris (Centre de Référence sur les Agents Tératogènes) 3 Spontanaborte, 3 Schwangerschaftsabbrüche aus psychosozialer Indikation und 36 Lebendgeburten ohne angeborene Anomalien (Beghin et al 2011). Wir verfügen über 63 Rückmeldungen unter väterlicher Medikation mit Methotrexat in immunsuppressiver wöchentlicher Dosis zwischen 5 und 20 mg: 1 Schwangerschaftsabbruch bei auffälligem fetalem Chromosomenstatus (47, XYY) 12 Schwangerschaftsabbrüche (aus psychosozialen Gründen) 11 Spontanaborte 39 unauffällige Neugeborene In einer weiteren Studie fand sich bei den Nachkommen von 209 Vätern unter Methotrexattherapie keine Zunahme von Malignomen, Autismus, Psychosen oder ADHS (Friedman et al 2017). Männern, die mit Methotrexat behandelt werden, wird von den Herstellern empfohlen, während der Behandlung und bis zu 6 Monaten danach kein Kind zu zeugen. Dieser Ratschlag erscheint jedoch angesichts der vorliegenden Daten überzogen. Sicherlich würde man bei Eintritt einer Schwangerschaft unter väterlicher Methotrexat-Therapie alle Optionen der Pränataldiagnostik anbieten, doch kann man damit auch nicht alle denkbaren genetischen Veränderungen abklären. Da es sich bei der MTX-Therapie von Rheumatikern i. A. um eine längerfristige Anwendung handelt, wäre ein Abwarten angesichts Ihres Alters nicht unbedingt sinnvoll.
Mitglied inaktiv
Huhu ich habe deine frage hier gelesen und wollte dich fragen wie es ausgegangen ist mit dem kinderwunsch ? Weil wir genau das selbe Problem haben/ hatten. Mein Mann hat die mtx spritze im Mai abgesetzt und jetzt sind es 7 Monate her . Da es im blut leider nicht kontrolliert werden konnte .. Bin ich mir nach 2 Fehlgeburten unsicher wieder schwanger zu werden lg.
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