Frage im Expertenforum Medikamente in der Schwangerschaft an Dr. med. Wolfgang Paulus:

Cipralex und Stillen

Dr. med. Wolfgang Paulus

Dr. med. Wolfgang Paulus
Facharzt und Leiter der Beratungsstelle für Reproduktionstoxikologie an der Universitätsfrauenklinik Ulm

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Frage: Cipralex und Stillen

jeschne

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Hallo Dr. Paulus, ich leide seit mehreren Jahren an rezidivierenden depressiven Störungen und habe nun erstmal ein Antidepressivum bekommen. Ich soll Cipralex einnehmen, mit 2 Tropfen morgens beginnen und alle 3 Tage um 2 Tropfen erhöhen. Ich habe aber eine Tochter die ich abends noch stille. Ich habe kaum noch Milch, es ist mehr eine Einschlafhilfe als Nahrung, trotzdem nimmt sie ja etwas Milch zu sich. Kann ich das Medikament trotzdem einnehmen? Danke.


Dr. Wolfgang Paulus

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Bei Escitalopram handelt es sich um das linksdrehende Enantiomer von Citalopram. In einer Studie zu Citalopram in der Stillzeit an 3 Patientinnen wird ein Milch/Serum-Verhältnis von 1,16 bis 1,88 angegeben (Spigset et al 1997). Demnach würde ein Säugling über die Muttermilch 4,3 µg/kg/d aufnehmen, was gewichtsadaptiert 0,7% bis 5,9% einer Erwachsenendosis entspricht. In einem anderen Fall ergab sich ein Milch/Plasma-Quotient von ca. 3 für Citalopram und Desmethylcitalopram (Jensen et al 1997). Spitzenkonzentrationen fanden sich in der Muttermilch 3 bis 9 Stunden nach der Medikamenteneinnahme. Damit erreichte der Säugling ca. 5% der mütterlichen Dosis sowie ca. 1/15 des mütterlichen Serumspiegels. Er wies keine Störungen auf. In einer weiteren Untersuchung an 7 Säuglingen wurde ein Übergang von Citalopram und seinen Hauptmetaboliten in einer Größenordnung von 4,4% bis 5,1% registriert (Rampono et al 2000). Dabei fanden sich bei den meisten Säuglingen keine messbaren Serumspiegel. Auffälligkeiten zeigten sich weder in der körperlichen Entwicklung noch im Verhalten der Säuglinge.Ein Fallbericht handelt von einem Säugling mit Schlafstörungen, dessen Mutter täglich 40 mg Citalopram einnahm. Der Serumspiegel des Säuglings betrug mit 12,7 ng/ml ca. 1/6 des mütterlichen Spiegels. Der kindliche Schlaf normalisierte sich nach Halbierung der mütterlichen Dosis und Ersatz von zwei Stillmahlzeiten durch Flaschennahrung (Schmidt et al 2000). Außerdem wird von 2 Säuglingen mit Schläfrigkeit, Trinkschwäche und Gewichtsverlust unter mütterlicher Anwendung von Citalopram berichtet. Als günstigere Alternative würde sich Sertralin oder Paroxetin in der Stillzeit anbieten Allerdings ist in Ihrem Fall angesichts der nur noch geringen Milchmenge nicht mit einer relevanten Belastung des Säuglings durch Cipralex zu rechnen.


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