Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Ingrid Henkes:

Kindergarten will Betreuungszeit erhöhen - sinnvoll oder nicht?

Ingrid Henkes

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Analytische Kinder- und Jugendlichen­psycho­therapeutin

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Frage: Kindergarten will Betreuungszeit erhöhen - sinnvoll oder nicht?

Jasmin1234271

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Sehr geehrte Frau Henkes, in meinem Kopf fahren die Gedanken Karussel und ich bräuchte tatsächlich einmal einen fachkundigen Rat von Ihnen; auch wenn ich weiß, dass die Situation von außen betrachtet sicherlich schwer einzuschätzen ist. Ich muss mir das alles von der Seele schreiben, es wird sicherlich lang.... Meine Zwillinge sind etwas über 3,5 Jahre alt. Fast bis zum 3. Geburtstag waren sie Zuhause und wurden nicht fremdbetreut. Dies war mir wichtig. Die Eingewöhnung im Kindergarten war für beide Jungs schwer, für den einen würde ich fast sagen sogar traumatisch. Er lässt seitdem kaum noch Nähe zu mir zu. Wenn ich ihn abhole, läuft er freudig auf mich zu, ruft freudig "Mama, Mama!". Wenn er aber dann bei mir ist und ich ihn drücken möchte, dreht er sich weg. Das war vorher nicht so. Das macht mir Sorgen. Wie ist dieses Verhalten denn einzuschätzen? Brauchen wir Hilfe? Jeden Morgen haben wir zudem ein Drama. Er sagt, dass er nicht in den Kindergarten wolle, weint, versteckt sich in der Garage. Es bricht mir das Herz. Kommen wir dann im Kindergarten an, verstecken sich meine Kinder zunächst. Wenn ich sie abhole allerdings, wirken sie einigermaßen entspannt und angekommen im Spiel. Weil ich weiß, dass sie nicht gern in den KIga gehen, konnten wir es managen, dass sie nur halbtags gehen und immer mittags abgeholt werden. Wir machen dann Mittagsschlaf gemeinsam auf der Couch. Ich finde das sehr wertvoll für uns.  Letzte Woche hat mich ein Erzieher angesprochen, dass die Kinder gern länger bleiben möchten, sie Schweirigkeiten hätten sich in der Gruppe zurechtzufinden und anzukommen. Sie haben uns nahe gelegt, die Betreuungszeiten zu erhöhen, damit sie mehr Spielzeit haben. Das Problem: Die Kinder machen täglich fast noch 3 Stunden Mittagsschlaf. Da ich meine Jungs nicht einschränken möchte, sie sollen natürlich Freunde finden, habe ich sie letzte Woche an einem Tag erst um 14 Uhr abholen wollen. Als ich kam, sagten die Erzieher, sie hätten meine Kinder schlafen gelegt. Ich wurde um 15.30 Uhr angerufen, dass sie wach seien und ich sie abholen könne. Für meine Kinder war es zunächst wohl okay. Allerdings am nächsten Tag wollte mein einer Junge mal wieder nicht in den Kindergarten und morgens bitterlich geweint. Er fleht dann richt: "Bitte, bitte, Mama, bitte nicht!"  Ich befinde mich nun in einem Gedankenkarussel: Der Kindergarten macht Druck, natürlich sollen meine Kinder einen Platz im Kiga finden. Auf der anderen Seite sehe ich, dass die Kinder nicht gern dorthin gehen, überfordert sind und wenn sie nach dem Mittagessen 3 Stunden dort schlafen, haben sie ja auch nicht mehr Spielzeit als sonst. Dann können wir genauso gut gemeinsam zuhause Mittagsschlaf machen. Hinzu kommt noch das Problem, dass sie im Kindergarten nicht auf Toilette gehen wollen, obwohl sie tagsüber schon trocken sind. Sie halten den ganzen Tag auf. Wie Sie vielleicht merken, sehe ich den Kindergarten grundsätzlich kritisch. Es ist ein offener Kindergarten, in der 40 Kinder den ganzen Tag machen können was sie wollen. Anleitungen gibt es nicht. Ich denke, dass es eine Überforderung ist, wir haben aber keine andere Wahl. Die Halbtagsbetreuung ist ein Kompromiss. Meine kritische Einstellung spüren natürlich meine Jungs. Ich weiß wirklich keinen Rat mehr. Seitdem meine Kinder in den Kiga gehen, ist unser Leben wirklich schwer und belastend geworden. Ich erkenne auch einen meiner Jungs kaum wieder. Was raten Sie uns?


Ingrid Henkes

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Guten Tag, es kann ja bei dieser Entscheidung nicht darum gehen, es den Erzieher/innen recht zu machen. Es geht um Ihre Söhne. Die können sich jedoch nicht auf den Kiga einlassen, weil sie spüren, dass Ihre Einstellung zum Kiga nicht positiv ist. Wie sollen sie dann etwas Positives am Kigabesuch finden? Der Unterschied zwischen einem Mittagsschlaf zu Hause und im Kiga besteht darin, dass Ihre Söhne dort lernen können, den Mittagsschlaf gemeinsam mit anderen Kindern zu machen und sich so mehr in der Gruppe zu orientieren. Abgesehen davon, dass der Mittagsschlaf mit drei Stunden sehr lang ist, ist es für die psychische Entwicklung (Autonomie) ihrer Söhne sinnvoll, wenn sie den Mittagsschlaf ohne elterliche Begleitung machen. Sie haben ja bereits einander. Das Toilettenproblem kommt in Kigä häufig vor. Ihre Söhne brauchen die Unterstützung der Erzieher/innen, um die Toilette im Kiga aufzusuchen. Ich denke nicht, dass das Verhalten Ihres Sohnes als Ablehnung zu verstehen ist. Möglicherweise möchte er nicht umarmt werden, weil er selber bestimmen möchte, wie er sich Ihnen nähert. Der Kigabesuch fördert die Autonomie von Kindern. Das ist für die psychische Entwicklung wichtig. Ein gelungener Kigatag zeigt Ihren Söhnen, dass sie es ohne Ihre direkte Anwesenheit schaffen, weil sie bereits Objektkonstanz entwickelt haben und sich sicher sind, dass Sie Ihre Mutter bleiben, auch wenn Sie vorübergehend nicht anwesend sind.  Ich wünsche Ihnen alles Gute. Ingrid Henkes


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