Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Ingrid Henkes:

Kind angeschrien und niedergemacht

Ingrid Henkes

 Ingrid Henkes
Analytische Kinder- und Jugendlichen­psycho­therapeutin

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Frage: Kind angeschrien und niedergemacht

Jume

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Liebe Frau Henkes, gestern ist mir etwas schreckliches passiert. Ich habe komplett die Nerven verloren und mein Kind lange angeschrien und Worte benutzt, die ihren Selbswert verletzen. Sie hat ein taktiles Problem mit Kleidung. Seit einem Jahr kämpfen wir täglich mit dem Anziehen, oft auch mehrmals täglich. Sie erträgt ihre Kleidung nicht. Ich verstehe ihr Problem, dennoch macht es die Situation nicht einfacher. Momentan kommt noch ein heftiges Trotzverhalten und Eifersucht auf die kleine Schwester hinzu. Wir brauchen teilweise 1 Stunde bis sie angezogen ist. Gestern war es wieder besonders schlimm und schlagartig bin ich ausgeflippt. Ich habe gesagt sie benimmt sich wie eine Prinzessin, für die man alles machen muss, dass sie allen täglich die Laune verdirbt mit ihrem Verhalten und immer nur schreit wie ein Baby anstatt beim Anziehen mitzuhelfen. Heute Nacht hat sie auch im Traum davon gesprochen. Unterste Schublade,ich weiss.  Nun ist meine Frage: ist dieses Erlebnis nun für immer in ihrem Gedächtnis abgespeichert Habe ich ihr nun einen seelischen Schaden zugefügt, der reversibel ist? Entschuldigt habe ich mich natürlich, aber dennoch sind die Worte gefallen.... Danke für Ihre Zeit und Mühe!


Ingrid Henkes

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Guten Tag, ich denke, Sie müssen sich über die Auswirkungen dieser einmaligen Situation keine Sorgen machen. Sicherlich war sie nicht sinnvoll und hat Ihre Tochter gekränkt. Möglicherweise wird dies Ihre Tochter auch noch eine Weile immer mal wieder beschäftigen. Aber die Erinnerung wird verblassen. Einen irreversiblen Schaden haben Ihre Beschimpfungen nicht ausgelöst. Wenn Kinder weitgehend positive Erfahrungen mit ihren Eltern machen, verkraften sie eine einzelne negative Erfahrung meist gut. Für Ihre Tochter ist es wichtig, dass Sie sich entschuldigt haben. So kann sie erleben, dass  auch Erwachsene Fehler machen und diese später bedauern. Zudem hat sie erfahren, dass Sie Grenzen der Belastbarkeit haben, wenn Ihre Geduld überstrapaziert ist. Diese Erfahrung ist für Kinder sehr wichtig, um ihre Eltern insgesamt besser einschätzen zu können. Trotz und Rivalität mit der jüngeren Schwester sind bei Vierjährigen völlig normal. Es könnte sinnvoll sein, wegen des taktilen Problems Ihrer Tochter kinderärztlichen Rat einzuholen. Versuchen Sie ansonsten geeignete Kleidung zu finden und kalkulieren Sie ein, dass Ihre Tochter viel Zeit zum Anziehen benötigt. Ich möchte Sie ermuntern, nicht allzu streng mit sich selbst zu sein. Der Alltag mit zwei kleinen Kindern ist sehr anstrengend und belastend. Angesichts der Herausforderungen darf eine Mutter auch mal die Geduld verlieren und ihrem Ärger Luft machen. Das ist sehr menschlich. Manchmal hilft es, erst mal tief Luft zu holen und sich zu sagen "am liebsten würde ich jetzt...". Oft muss man das Gewünschte dann nicht mehr umsetzen. Ich wünsche Ihnen alles Gute. Ingrid Henkes


Jume

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