Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Ingrid Henkes:

Kind sagt „ich hätte gerne eine andere Mama“

Ingrid Henkes

 Ingrid Henkes
Analytische Kinder- und Jugendlichen­psycho­therapeutin

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Frage: Kind sagt „ich hätte gerne eine andere Mama“

TanKol

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Hallo Zusammen, unsere Tochter fast 5 Jahre alt hat in letzter Zeit schon zweimal zu mir gesagt, dass Sie lieber eine andere Mama hätte. Es kam jedes mal in einer Meinungsverschiedenheit vor z. B. Abends als sie kein Brot essen wollte. Mich verletzt das sehr stark und ich weis ehrlich gesagt nicht wie ich mit sowas umgehen soll. Vielen Dank für Ihre Hilfe.


Ingrid Henkes

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Guten Tag, aus klassischer Sicht sind Fünfjährige in der Phase, in der sie mit dem gleichgeschlechtlichen Elternteil rivalisieren. Mädchen wollen dann z.B. den Vater heiraten und bekämpfen die Mutter, weil sie deren Platz einnehmen wollen. Das hat viel mit Autonomiebestrebungen zu tun, um sich ein wenig mehr aus den frühen sehr engen Bindungen an die Mutter zu lösen, was ja für die Entwicklung notwendig ist. Kleine Mädchen können da durchaus schon heftig kämpfen und Konflikte - selbst kleine - sind dafür besonders geeignet. Es ist hilfreich, wenn Sie versuchen, auf diese Bemerkungen Ihrer Tochter möglichst gelassen zu reagieren. Das ist sicher nicht leicht, wenn Sie verletzt sind, aber für Ihre Tochter wichtig. Denn im Hintergrund all dieser Angriffe braucht Ihre Tochter die Erfahrung, dass Sie diese Angriffe unbeschadet überstehen. Sie wird den Papa nicht heiraten können, weil Sie Ihren Platz behalten. Genauso wichtig ist es für Ihre Tochter, dass Sie ihr wegen dieser verbalen Attacken nicht böse sind und sie weiter lieben. Jeder Mensch hat aggressive Strebungen in sich. Das ist nichts Negatives. Die müssen nur in sinnvolle Bahnen gebracht werden. Wenn Ihre Tochter jetzt spürt, dass sie aggressive Tendenzen zeigen darf, ohne Liebesverlust befürchten zu müssen, hilft ihr das, ihre aggressiven Impulse in ihre Persönlichkeit zu integrieren, ohne diese ständig ausleben zu müssen. Vielleicht sind Sie weniger verletzt, wenn Sie sich klarmachen, dass eine kleine Fünfjährige sich mit Ihnen als großer Erwachsener misst. Bei den eigenen Kindern ist das oft schwierig, weil man ihnen so nahe ist. Aber stellen Sie sich eine Situation mit einem fremden Fünfjährigen vor, der sie beleidigt oder provoziert. Das würden Sie bestimmt nicht ernstnehmen, weil ein kleines Kind Ihnen gar nicht gewachsen ist. Wenn Sie diese Aussprüche Ihrer Tochter mit einer ruhigen sachlichen Bemerkung beantworten ("das wäre natrürlich schade für mich, wenn du eine andere Mama hättest, für Dich aber auch, denn dann würdest du ja bei einer ganz anderen Familie wohnen.") merkt Ihre Tochter, dass Sie sie nicht erschüttern kann. Sie wird ihre Provokationen dann bald aufgeben können. Ich wünsche Ihnen alles Gute. Ingrid Henkes


cube

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Och, da wird noch nachgelegt - "blöde Mama", "doofe Mama", "ich will hier nicht mehr wohnen" usw. ;-) Dein Kind drückt eigentlich nur aus, dass sie etwas gerade massiv stört und sie dich dafür verantwortlich macht. Nimm du dir das nicht so zu Herzen und bleib gelassen. Sie meint das definitiv nicht so, wie sie es sagt. Du könntest ihre Emotionen spiegeln und sowas antworten wie "du bist also sauer, dass du xy nicht darfst". So lernt sie, dass man seine Gefühle auch anders ausdrücken kann. Gerne kannst du ihr natürlich auch sagen, dass es dich verletzt - aber nimm es nicht zu ernst und reagiere lieber so, dass sie merkt, du hast sie trotzdem lieb. Ich hab auf sowas in dieser Phase gerne einfach erst mal geantwortet "ok, Ich möchte dich aber ganz gerne als Kind behalten". Mit einem Augenzwinkern und dann eben angefügt "du bist wohl sauer dass ..." und so zu verstehen gegeben, dass ich ihr zuhöre/ihre Emotionen sehe und auch respektiere.


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