Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Dr. med. Rüdiger Posth:

"extremer Ordnungssinn + Angst, etwas zu verpassen' (langer Text, sorry)

Dr. med. Rüdiger Posth

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Facharzt für Kinderheilkunde, Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut

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Frage: "extremer Ordnungssinn + Angst, etwas zu verpassen' (langer Text, sorry)

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Hallo wir haben zwei Soehne, der Grosse 4 Jahre und 9 Monate, der Kleine 6 Monate. Meine Frage: Der Grosse hat einen extremen Ordnungssinn, dh wenn jemand seine Auto verschiebt, die er ganz exakt geparkt hat, dann kriegt er einen richtigen Zornanfall. Zudem muss auch alles genau wie geplant ablaufen:wenn wir gesagt haben, dass wir diesen Weg spazieren, dann darf keine Abweichung drin vorkommen oder in der Spielgruppe singt er sehr gerne die Lieder am Schluss mit, nun fragt er mich aber schon 1 Std vor Schluss, wann wir denn nun endlich singen, und hat eine richtige panische Angst, dass er dies verpassen koennte. Er haelt mich dann nur noch krampfhaft fest, weint und sagt, ich will es aber ja nicht verpassen. Es geht soweit, dass er richtige Weinkraempfe kriegt. Er ist ansonsten fuer sein Alter sehr weit, sehr vernuenftig, kann schon schreiben und fast lesen und ist sehr, sehr wissbegierig und an allem interessiert. Nur immer wieder kommen diese Ausraster, weil er Angst hat, etwas zu verpassen, zb auch wenn ich den Kleinen wickle und anziehe ohne dass er dabei ist, weint er jedesmal (versuche es nur in seinem Beisein zu tun, aber manchmal ist er eben gerade nicht da und merkt es dann nachtraeglich, und dann beginnt das Drama: er weint und weint und redet dann bestimmt eine halbe Stunde lang davon, wann ich dann dies wieder mache, etc, er kann sich gar nicht mehr beruhigen.) Wie soll ich mich verhalten ? Einfach nicht mehr in die Spielgruppe zu gehen, nur damit er keine Panik-Attacke kriegt aus Angst das Singen zu verpassen, scheint mir auch nicht die Loesung zu sein. Ich versuche immer, ihm dies ganz vernueftig zu erklaeren, weil er eben ansonsten sehr viel versteht und sehr vernuenftig ist, aber bei diesen Ausrastern nutzt alles nichts. Ich danke Ihnen herzliche fuer Ihre Antwort Nicole


Dr. med. Rüdiger Posth

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Liebe Nicole, das, was Sie schildern, hat doch wenigstens z.T. noch etwas mit der Schwierigkeit bei der Loslösung zu tun und deutet auf ein verstärktes Zwangsverhalten hin. Allerdings sind Zwänge und Rituale auch bei der Lösung aktuell, wenn die ursprüngliche Angst bewältigt werden will. In der Regel überwindet das Kind aber die Zwanghaftigkeit zugunsten seines eigenen Willens. Gelingt das nicht, können, bei entsprechender Veranlagung, auch Zwänge bestehen bleiben. Fängt das Kind selbst und dann zunehmend auch die Umgebung an, darunter zu leiden, sollte man sich doch an einen Psychologen wenden. Läßt sich der Zwang nämlich nicht ausagieren, kehrt die Ursprungsangst zurück, die sich je nach Anlaß bis in Panik steigert. Viele Grüße


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