Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Ingrid Henkes:

Ablehnung u Eifersucht

Ingrid Henkes

 Ingrid Henkes
Analytische Kinder- und Jugendlichen­psycho­therapeutin

zur Vita

Frage: Ablehnung u Eifersucht

Aghlp

Beitrag melden

Hi,Seit Geburt meiner Tochter (6 Monate) hat sich die Beziehung zu meinem Sohn (33 Monate)verschlechtert. Meine Tochter braucht viel Aufmerksamkeit,bin ich ständig mit ihr beschäftigt. Mein Sohn kommt zu kurz oder Dinge mit ihm werden schnell gemacht, damit ich sie wieder beruhigen kann.Er wird oft aggressiv und abweisend mir gegenüber und klammert sich an den Vater.Das Anklammern an den Vater ist ok.Aber es ist so extrem, dass ich kurz davor bin, ihn „aufzugeben“, mich nicht mehr um ihn bemühen möchte, da er es einfach nicht akzeptiert. Bsp: Autogurt anbinden.Er weint und schreit: „Mama nein! Mama weg, Papa soll kommen! Mama soll loslassen! Mama soll gehen!“ Letztens (das hat mir nun den Rest gegeben), hat er sich angeschlagen.Ich wollte ihn trösten und da hat er wieder unter Tränen geschrien: „Nein Papa soll mich küssen, Mama soll mich nicht küssen, Mama soll weggehen!!“ Bei mir läuten die Alarmglocken, wenn er sich nicht mal von mir trösten lässt (Bindung) und zum anderen bin ich durch sein Verhalten so verunsichert.Habe mir überlegt,dass ich meine Tochter täglich für 2-3 Stunden abgebe (Grossmutter) und „Qualitytime“ mit meinem Sohn habe, um ihm mehr Aufmerksamkeit zu geben, ABER habe dann ein schlechtes Gewissen gegenüber meiner Tochter und habe insgeheim Angst, dass da auch die Bindung kaputt geht und ich da stehe mit 2 kaputten bzw. Unsicheren Bindungen.Wie interpretieren Sie die Situation und wie finden Sie die Idee mit den 2-3h?Bin ständig im Dilemma zw. Den Kindern.


Ingrid Henkes

Ingrid Henkes

Beitrag melden

Guten Tag, was Sie beschreiben, ist eine häufige Situation nach der Geburt eines Geschwisterchens. Da ist ein halbes Jahr auch noch nicht lang. Ihr Sohn zeigt deutlich, dass er die Schwester als Rivalin empfindet und große Angst hat, dass Sie jetzt nur die Schwester lieben könnten. Mit Ihrer grundsätzlich guten Bindung hat das nichts zu tun. Wenn er da unsicher wäre, würde er nicht so verzweifelt kämpfen. Ihre Tochter braucht viel von Ihrer Aufmerksamkeit, weil sie als Baby noch Bedürfnisse hat, die nicht warten können. Das kann Ihr Sohn aber noch nicht verstehen. Für ihn sieht es so aus, als bekäme sie mehr Liebe. Deshalb schwankt sein Verhalten zwischen wütendem Protest, um dieselbe Aufmerksamkeit zu bekommen, und der Hinwendung zum Vater. Unter psychischem Aspekt kann man das so verstehen, dass er sich lieber freiwillig abwendet (und dadurch handlungsfähig bleibt) als abzuwarten, bis Sie sich von ihm abwenden, um sich ganz der Schwester zuzuwenden. Das ist nämlich das, was er befürchtet. Für Ihren Sohn ist es jetzt sehr wichtig, dass Sie ihn nicht aufgeben und ihm deutlich zeigen, wie sehr Sie ihn lieben. Das ist nicht nur eine Zeitfrage. Sprechen Sie mit Ihrem Sohn über seine Sorge und seine Angst. Da kann Sie auch der Vater der Kinder unterstützen. Er kann sich mal um die Kleine kümmern, damit Sie Zeit für Ihren Sohn haben. Die gute Beziehung zum Vater ist sehr erfreulich, aber der Vater kann auch Ihren Platz in der Familie "sichern" helfen ("Geh doch mal grade zur Mama. Die kann Dich doch auch trösten."). Ihre Idee, die Tochter zur Großmutter zu geben, liest sich so, als könnten auch Sie nur glauben, dass es in der Familie wieder "besser" wird, wenn immer einer verschwindet. Das denkt Ihr Sohn auch. Es kommt aber darauf an, das Familienleben so zu gestalten, dass alle darin ihren Platz haben. Das kann gar nicht ohne Holpern gehen, weil vor allem Ihr Sohn noch sehr unter der Entthronung leidet. Das geht auch nicht mit Erklärungen weg, sondern nur mit guten Erfahrungen für ihn. Das braucht aber Zeit. Vielleicht gibt es die Möglichkeit, dass die Großmutter zu Ihnen kommt und sich um Ihre Tochter kümmert. Dann muss niemand weg, Sie sind erreichbar und haben trotzdem Zeit für Ihren Sohn gewonnen. Es müssen ja auch nicht gleich zwei bis drei Stunden sein. Eine intensive Stunde kann schon sehr viel bedeuten. Es ist auch nichts dagegen einzuwenden, wenn die Großmutter mit der Tochter mal einen Spazierengang macht. Sie bekommt dann ja auch gleich eine gute Beziehung zu Ihrer Tochter, was eine dauerhafte Unterstützung für Sie sehr erleichtert. Um die gute und sichere Bindung Ihrer beiden Kinder brauchen Sie sich keine Sorgen zu machen. Sie tun, was Sie können und das reicht. Das werden auf Dauer auch Ihre Kinder spüren. Betrachten Sie die derzeitige Situation als - recht anspruchsvolle - Phase, die gestaltet werden will, damit alle sich an die neue Familiensituation gut gewöhnen können und sich wohlfühlen. Ich hoffe, meine Anregungen können Ihnen dabei helfen. Ich wünsche Ihnen alles Gute. Ingrid Henkes


Bei individuellen Markenempfehlungen von Expert:Innen handelt es sich nicht um finanzierte Werbung, sondern ausschließlich um die jeweilige Empfehlung des Experten/der Expertin. Selbstverständlich stehen weitere Marken anderer Hersteller zur Auswahl.

Ähnliche Fragen

Hallo Herr Dr. Posth, mein getrennt lebender Ehemann und ich streiten uns gerade um das Aufenthaltsbestimmungsrecht von unserem fast 2,5 jährigen Simon. Das Gericht hat ein Elternkonsensverfahren angeordnet und danach wird es evtl. ein Gutachten geben. Simon war in den ersten 18 Monaten mehr auf mich fixiert, aber jetzt ist nur noch Papa wichtig. ...

Guten Tag. Meine Tochter (2 Jahre und 7 Monate alt) ist gefühlt, seit der Entbindung meines Sohnes (5 Monate aktuell) absolut verändert. Meine Tochter und wir hatten immer ein inniges Verhältnis einen wundervollen Umgangston, haben sehr viel zusammen unternommen und ich musste kaum "schimpfen", da ich mit ihr gut reden konnte und sie dafür offe ...

Sehr geehrte Frau Henkes, wir machen uns momentan Sorgen um unseren 6-jährigen Sohn. Er ist ein sehr sensibler und kognitiv weit entwickelter Junge. Er hat eine sehr enge Bindung zu uns Eltern, besonders zu mir als Mutter. Im Sommer wurde er eingeschult. Er ist vor 6 Monaten zudem großer Bruder geworden. Er hat sich immer ein Geschwisterchen ge ...

Hallo Frau Henkes, meine Tochter 3 Jahre ist seit rund drei Wochen wegen Erkrankung zuhause. Die Eifersucht auf den 4 Monate alten Bruder wird täglich stärker. Heute hat sie ihn drei Mal geschlagen und auch von meiner Brust beim Stillen weggedrückt. Ich kann mich ihm kaum mehr zuwenden. Sie geht immer dazwischen.Wie soll ich ihr gegenüber reagi ...

Liebe Frau Henkes, ich habe eine Frage zum Verhältnis zwischen meinem Sohn (22 Monate) und mir. Als er ein Baby war, hat er gerade nachts ganz viel Körperkontakt gebraucht und da ich durch eine alte Verletzung Probleme in der Schulter habe, wurde er die meiste Zeit von meinem Mann getragen und schlief auch nachts auf ihm. Auch heute ist mein M ...

Sehr geerte Frau Henkes, meine 5,5jährige Tochter ist ein fröhliches und aufgewecktes Kind. Sie kann z. B. schon lesen und fängt beim Kopfrechnen mit Multiplizieren an. Demgegenüber sind ihre Rollenspiele erstaunlich einfach und leider sehr auf das Kämpfen von "Gut gegen Böse" beschränkt. Sie teilt ihre Schleichtiere grundsätzlich in zwei Parte ...

Meine sehr willensstarke 2 jährige Tochter durchlebt neben einer doch sehr ausgeprägten Trotzphase gerade Eifersucht gegenüber ihrer 9 Monate alten Schwester. Dies fing nicht sofort mit der Geburt sondern eher schleichend an.  Sie nimmt ihr absolut jedes Spielzeug weg, und ich höre eigentlich nur den ganzen Tag "Nein, Baby" aus ihrem Mund, weil s ...

Guten Morgen,  unsere Tochter ist jetzt knapp 22 Monate alt.  Seit ca. 3 Wochen haben wir jedoch das 2 Probleme. Es ist eigentlich nichts passiert was das erklären könnte...Zum einen hat sie plötzlich wieder enorme Trennungsängste entwickelt...wenn ich irgendwohin gehe fängt sie sofort an zu schreien. Tagsüber ist's okay wenn sie beim Papa ode ...

Meine Tochter ist mit 4,5 Jahren große Schwester geworden, das Baby ist jetzt 10 Wochen alt. Eifersucht spielt zwischen uns dreien (Tochter, Baby und mir) keine Rolle. Ich versuche auch immer alles, damit das nicht entsteht und glaube es gelingt sehr gut. Sie versteht auch sehr gut, dass der kleine oft bei mir sein muss, trinken will etc. Ich habe ...

Hallo, ich habe zu dem Thema bereits vor einer Woche geschrieben. Meine Tochter, fast 5 Jahre alt ist vor knapp 3 Monaten große Schwester geworden. Eifersucht war erst kein Thema. Dann bei Großeltern/ Vater weswegen ich geschrieben habe. Jetzt auch bei mir, und allgemein. Heute fiel der Satz, dass sie wünschte es würde bald eine Blume aus seinem B ...