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Unzufrieden mit Ehe

Unzufrieden mit Ehe

Mephis

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Seit einigen Wochen bin ich sehr unzufrieden mit meiner Ehe. Immer wieder denke ich darüber nach wie es wäre, wenn wir getrennte Wege gehen. Ich komme aber immer zu dem Entschluss, dass ich das eigentlich nicht will. Wir sind seit 10 Jahren zusammen, seit 5 verheiratet. Mit zwei Kindern im Kita alter. Schon nach dem ersten Kind wurde der Sex deutlich weniger, während des Kinderwunsches für Kind zwei wurde es kurzfristig wieder mehr. Aktuell ist es 2-3x im Monat. Er will öfter, ich habe meistens keine Lust, bin müde, das übliche. Wir streiten auch öfters, oft über Kleinigkeiten. Ich beschwere mich, dass er so wenig Initiative im Haushalt und mit den Kindern zeigt, er, dass ich ihn zu oft kritisieren, wenn er was macht. Und ja, er hat Recht. Ich kritisiere ihn oft, weil er es anders macht, anders als ich es tun würde, weniger effizient. Ich weiß, dass das scheißen ist und es ihn natürlich nicht motiviert mehr zu tun, wenn ich es immer kritisiere. Es ist für mich aber nicht so einfach das zu lassen, ich arbeite daran und bedanke mich auch wenn er von sich aus Dinge tut. Meistens bleibt aber fast alles an mir hängen, Haushalt, Kinder, alles drum herum. Es gibt nichts was er zu 100% übernimmt. Es gibt Dinge, die er hauptsächlich tut, aber in der Regel auch erst dann, wenn ich sage, dass es Mal wieder Zeit wird. Der mental load liegt also komplett bei mir. Wir gehen beide arbeiten, ich Teilzeit, er Vollzeit. Ich bringe trotzdem mehr Geld mit nach Hause. Damit ich den Haushalt machen kann übernimmt er die Kinder, aber auch das klappt nicht immer gut. Ständig heult die große, weil er sich mit ihr in die köppe gekriegt hat. Seine Zündschnur ist kürzer als meine. Körperlich Gewalt gibt es natürlich nicht. Die große hat eventuell ADHS, da kann man sich vorstellen, dass es nicht immer einfach ist. Ich glaube es ist trotzdem schon einfacher mit ihm, statt ohne ihn.  Er sagt mir täglich, dass er mich liebt und sucht meine Nähe. Meine Erwiderung darauf fällt mir oft schwer, zumal er auch geknickt ist, wenn ich nichts dazu sagen oder ihn abweise. Ich bin mir nicht sicher, ob ich ihn noch liebe. Ich habe ihn gerne, ich sorge mich um ihn wenn er nicht da ist und habe ihn auch gerne an meiner Seite. Es fehlt bloß das körperliche. Die Anziehung ist irgendwie weg. Habt ihr Tips, wie wir das Problem angehen können? Wie bekomme ich meine Libido wieder, wie kann ich ihn nachhaltig dazu bringen mehr für die Familie zu tun? Und wie schaffe ich es ihn auch seine Erfahrungen machen zu lassen ohne innerlich noch mehr Stress zu haben? Bei mir wurde als Kind übrigens auch ADHS diagnostiziert, das begünstigt eventuell meinen kleinen kontrollwahn.


Windpferdchen

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Hallo, die Libido wird oft deutlich weniger nach den ersten Kindern, das geht vielen Frauen so. Das heißt nicht, dass die Ehe schlecht ist. Es ist normal, dass man den Partner nicht jahrzehntelang absolut heiß findet. Und wenn er einen dann auch noch enttäuscht, weil er z.B. als Vater zu wenig stattfindet, einen nicht wirklich entlastet usw., dann killt diese Enttäuschung natürlich die Libido noch zusätzlich. Es gibt leider keine Tipps und Tricks, die die Lust mal eben schnell zurückbringen. Die ganzen Ratschläge, die es dazu gibt, sind purer Unsinn (aufregende neue Sextechniken, neue Orte, neues Sexspielzeug). Denn sie lösen das eigentliche Problem nicht.  Ich glaube, ihr würdet jetzt sehr von einer Paarberatung (wenige Termine) oder einer Paartherapie (ausführlicher und länger) profitieren. Denn hier geht es nicht um etwas Harmloses, das man schnell mal lösen könnte, sondern um etwas Grundsätzliches. Die meisten Paare sind erstaunt, wie augenöffnend und konstruktiv so eine Beratung ist. Das lohnt sich wirklich sehr. Es fällt auch leichter, wirklich etwas zu verändern, wenn ein Außenstehender vermittelt. Gerade Männer hören auf "Fachleute" eher als auf die eigene Frau. Gerade mit Kindern ist eine Trennung etwas, das man sich sehr gut überlegen muss. Kinder kommen nie heil aus einer Scheidung heraus, nur das Ausmaß des Schadens ist unterschiedlich. Sie sind immer die Hauptleidtragenden. Natürlich sollte man sich trennen, wenn ein Mann fremdgeht, gewalttätig ist oder sonstwie schädlich. Aber bei allen anderen Problemen fände ich eine Eheberatung als ersten Schritt sinnvoller. Unzufriedenheit ist ja etwas, das man lösen kann. Ich würde jetzt wirklich mal einen Termin ausmachen, das tut doch gar nicht weh. Entweder bei der Caritas oder Diakonie (kostenlose Paarberatung) oder bei einem Therapeuten, der sich auf Ehe- und Beziehungsthemen spezialisiert hat (Beratung und Therapie, je nach Wunsch). Sage deinem Mann, dass dir an ihm liegt. Dass ihr aber beide merkt, dass ihr momentan irgendwie die Kurve nicht recht kriegt: Du, weil du immer an dem herum krittelst, was er macht; und er, weil er sich nicht genug einbringt. Und dass du glaubst, dass etwas Unterstützung von außen sehr helfen würde. Da ihm ja offenbar noch sehr an dir liegt, sind die Chancen gut, dass er mitzieht und mitkommt. Traut euch! LG  


Leena

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Vielleicht muss es auch nicht gleich eine Paarberatung sein, vielleicht reicht es, wenn Du für Dich selbst ein paar Dinge erst einmal sortieren kannst, um zu wissen, was DU eigentlich willst..? Da gibt es schon sehr niedrigschwellige Online-Angebote. Ich hatte mit meinem Verhältnis zu meiner Mutter lange Zeit ein Problem, damals hat mir dann sehr das Online-Angebot der Caritas (?) zur Familienberatung geholfen, ich konnte hinschreiben und einmal die Woche gab es dann eine Rückmeldung und Rückfragen und Gedankenanstöße, anhand derer ich dann die Dinge für mich selbst sortieren konnte. Meine Mutter konnte ich nicht ändern, sie hatte ihre eigenen Baustellen, aber meine Einstellung zu ihr bzw. zu bestimmten Dingen konnte ich ändern. Es hat mir sehr geholfen - und ich bin sehr dankbar dafür.  Was die Beziehungsebene betrifft - das Mental-Load-Problem kenne ich. Letztens erklärte mein Mann stolz, dass er auch manchmal einkaufen geht, und unsere Tochter fragte dann nach, ob Mama ihm dann einen Einkaufszettel schreibt? Ja, klar, wie soll er denn sonst wissen, was wir brauchen?!?  Aber nach Ü20 Jahren schaffe ich es, nichts zu sagen, wenn er Dinge anders macht, als ich sie gemacht hätte. Manchmal schaffe ich es sogar, dann nicht mal skeptisch zu gucken. Aber im Grunde ist es schließlich wurscht, wie etwas gemacht wird, solange es überhaupt gemacht wird. Und ob er es effizient macht oder nicht - seine Baustelle!   


Mephis

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Danke für eure Antwort. Ich habe heute mit meinem Mann gesprochen. Gesagt wie unzufrieden ich bin und, dass ich versuchen werde ihn weniger zu kritisieren. Heute lief es bisher gut. Er meint er versteht mich und versucht an sich zu arbeiten. Wahrscheinlich wird es trotzdem ein längerer Prozess. So Mal eben lassen sich eingefahrene Gewohnheiten ja auch nicht ändern. Ob wir uns noch Hilfe von außerhalb suchen entscheiden wir dann, wenn es stockt. Mittlerweile gibt die KI mit den richtigen Formulierungen auch gute Denkanstöße 


Bradypus

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Paartherapie könnte ich auch noch empfehlen, es ist wirklich augenöffnend, wenn auch psychisch doch aufwühlend und anstrengend.  Haben vor unserer Hochzeit eine gemacht, einfach weil wir auch gewisse Streitpunkte hatten, die wir nicht weiter mitnehmen wollten. Wir haben immer schon sehr offen miteinander kommuniziert und teilen uns den Haushalt und auch alles ums Kind auf, arbeiten beide in Teilzeit und er ist noch nebenbei selbstständig.  Dennoch kamen dann bei den therapeutisch gelenkten Gesprächen Dinge zu Tage, die oft einfach missverstanden worden sind oder anders interpretiert worden sind. Das hat uns schon geholfen, nochmal anders miteinander zu reden.  Außerdem haben wir seither auch eine Putzfrau, da auch das Thema Haushalt ein großes Konfliktpotential hatte. Natürlich kostet das was, aber wir sehen das als Investition in unsere viel harmonischere Beziehung. Vielleicht kannst du dir auch die Frage stellen, was kannst du eventuell auslagern, damit ihr beide mehr Luft habt.  Was wir schon vor dem ersten Kind gemacht haben, ca. 1-2* im Monat/eineinhalb Monaten eine Datenight planen, sei es einfach essengehen, spazieren, Kino, Theater und versuchen das Thema Kind weitgehend auszuklammern. Dazu braucht man natürlich ein funktionierendes Netz, sei es eine Oma oder ein vertrauensvoller Babysitter.   Vielleicht helfen dir ja ein paar meiner Inputs weiter, die fehlende Zuneigung/Libido kommt dann ganz von allein. Vor allem wenn man dann merkt, dass der andere etwas tut, das er vielleicht nicht so gerne macht, und das jetzt aber für dich macht und von allein, ohne dass du was sagen musst. Alles Liebe!