ADHS - ADS

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Geschrieben von ohno am 19.01.2024, 2:25 Uhr

Unhöfliches Verhalten gegenüber Erzieherin

Och Mensch, fühl Dich mal gedrückt! So im Gesamteindruck liest sich das alles sehr weich und unsicher. Ihr steht noch mehr oder weniger am Anfang und da ist dieses ständige Nachdenken über und Einfinden in die Situation UND ins Kind normal, auch, dass man von einer Sekunde auf die andere mit Reaktionen konfrontiert ist, auf die man aus dem Ff reagieren muss/sollte. Das wird irgendwann funktionieren, wenn Du Dich eingefunden hast. Ich kann nur aus meinen Erfahrungen sprechen. Meine Tochter war ab Kindergarteneintritt auffällig, und ist jetzt 13. Das heißt für mich, dass Dir meine o.a. Tipps eigentlich nicht helfen können. Ich musste mich ja auch erst einfinden, verstehen und die Situation nach außen verteidigen. Gegenüber Familie, Eltern, und später den Schulen. Mich hat das hart gemacht, und daher würde ich in der Schule klarstellen, dass das so nicht geht. Aber Du bist nicht ich, und findest Deinen eigenen Weg, den Du für richtig hälst. Wichtig ist, dass Du Dich nicht an anderen und ihren Reaktionen orientierst, sondern an (D)einem inneren Leitfaden. Den wirst Du finden. Ich habe meinen gefunden, in dem ich mich 1. um fachlichen Rat gekümmert habe. Ich habe mich damals um eine Begutachtung in der Kita gekümmert, daraufhin bekam sie eine 1:1-Frühförderung. Dann habe ich mich viel belesen zu Hochsensivität, und mich einer Selbsthilfegruppe für Eltern angeschlossen, moderiert von einer Fachkraft. Plötzlich war ich nicht mehr alleine, es gab Eltern zum Anfassen, mit denen ich mich austauschen konnte. Das tat so gut.
Meine Tochter kam dann in die Schule, aber sie war damit völlig überfordert. Ich will garnicht weiter darauf eingehen, im Endeffekt habe ich einen Cut machen müssen mittels Reha, damit ihre Seele nicht noch mehr Schaden nimmt. Da stand das erste Mal die Diagnose ADHS im Raum. Ich war völlig unvorbereitet. Nach der Reha gab's dann die endgültige Diagnostik, und auch ich habe sie auf eine ASS testen lassen, weil es mir keine Ruhe lies. Sie hatte soviele "Macken". Es wurde ausgeschlossen. Die ADHS-Diagnose stand aber, und ich musste lernen mit ihr anders umzugehen wie mit einem gesunden Kind. Tatsächlich musste und muss ich sie anders behandeln wie ihren älteren Bruder. Dazu gehörte für mich auch, zu filtern, wann der nächste Ausraster bevorstand, um diesen so gering wie möglich zu halten oder gar im Keim zu ersticken. Wie bei Deinem Sohn war es sonst so, dass alle Schotten dicht waren, nichts mehr zu ihr durchdrang und dann Zeug durch die Gegend flog. Was ihr aber wirklich geholfen hat, und das ist kein Scherz, war der Hund meines Partners. Die hatten irgendeine Verbindung, und bei jedem Wut- und/oder Schreianfall in seiner Nähe kam er zu ihr und hat sie geerdet. Der Hund war ein Segen, wirklich.
2. habe ich mich um einen Ergo-Platz gekümmert. Hier war mir wichtig, dass es jemand ist, der viel mit Kindern arbeitet (nicht zb nur mit Erwachsenen) und Fortbildungen zu AD(H)s-Themen macht, also Erfahrung hat. Meine Tochter hat sich viel verweigern wollen, aber die Therapeutin hat sie immer "gekriegt". Auf Umwegen. Mit Flexibilität. Stand zb Übung zur Konzentration auf dem Plan, und meine Tochter war dazu nicht mehr fähig, hat sie ganz was anderes mit ihr gemacht. Ich hoffe, Eure Ergotherapeutin ist ebenso flexibel und auch geschult. Wobei das "er muss halt auch wollen" irgendwie da nicht passt. Er muss nicht wollen, er darf auch nicht wollen, er kann dann eben auch nicht wollen. Für ihn ist das schneller zu viel als gesunde Gleichaltrige. Aber sie muss ihn soweit kennenlernen, dass sie einschätzen kann, wie er tickt und wo man ihn doch noch bekommt. Und vor allem wissen, was ADHS in seinem Kopf macht. Sonst ist er bei ihr möglicherweise falsch. Was bietet sie denn an? Hat sie eine Werkstatt, Sportraum, Spieleraum, Ruheraum?

Und zum 3. habe ich versucht, die Lehrer ins Boot zu holen. Die Diagnostik auf den Tisch gelegt, dargelegt, wie sie tickt. Das die Klassenlehrerin nicht umsetzen konnte, was ich mir gewünscht hätte, ist geschenkt. Ich hab mich 4. dann um eine I-Kraft bemüht, und bekommen. War auch ein Kampf gegen Windmühlen. Wie die zuständigen Förderlehrer zu ihrem Titel kamen, ist mir völlig unklar...

Danach lief es aber, langsam aber stetig fand das Kind ins Leben. Endlich. Jetzt ist sie 13 und der nächste Abschnitt beginnt.

Du scheinst all diese Schritte, ja diese Jahre, noch vor Dir zu haben. Es wird einiges auf Euch zukommen, Du musst da reinwachsen und Du brauchst Nerven sowie ein dickes Fell. Bei allem, was Dir zu viel wird von außen, musst Du einen Riegel vorsetzen. Das Du Dir Gedanken machen musst über Dein Ansehen bei der Lehrerschaft, im Urlaub, beim Einkaufen, what ever: nein, musst Du nicht. Du wirst irgendwann die Sicherheit finden, die Du brauchst. Deinen Leitfaden finden. Ein Gefühl dafür entwickeln, welche Menschen, welche Fachkräfte Euch gut tun oder nicht. Habe keine Scheu, andere Wege einzuschlagen. Dein Sohn braucht Dich. Du bist sein Anker. Und Du kannst sicher auch in manchen Situationen direkt aus dem Bauch raus entscheiden, und erst hinterher nachdenken. Das ist völlig ok! Und wenn Du für Dich entscheidest, dass Deine Reaktion für Euch richtig war: Haken dran! Und wenn sie aus dem Bauch raus falsch war: so what, so lernst Du. Du darfst und musst Fehler machen, Du bist keine Maschine.

Ich drücke Dir fest die Daumen, dass Du standfest(er) wirst und viel passende Unterstützung erfährst. Damit ist auch Deinem Sohn geholfen. Zu ihm selbst ist ja oben schon einiges geschrieben worden, daher ging es mir jetzt einfach nur um Dich. Unsere Kinder brauchen starke Eltern. Und wir können nur stark sein, indem wir uns wappnen, informieren, bilden, und ja, machen wie WIR ES WOLLEN! Nicht wie der Nachbar, der Lehrer, der Verkäufer oder gar die Oma das gerne hätten.

Was mir noch wichtig wäre, Dir zu sagen: Bitte stell Deinen Sohn in einer KJPP vor und lass ihn auf ADHS testen. Zu dem Test gehört im übrigen auch ein IQ-Test. Dort kann in einem nächsten Termin dann auch auf eine ASS getestet werden. Das Du eine Terminierung zur Medikamentierung hast ohne gesicherte Diagnose, finde ich schräg. Das ist auch ein Punkt, den Du abhaken musst: dieses "vielleicht hat er, aber so wirklich weiß das keiner" etc. Testen in einer KJPPS direkt, weil dort in der Regel alles abgedeckt ist: Psychiater, Psychologe, Verhaltenstherapie UND Medikamenteneinstellung. Ohne, dass Du von Pontius zu Pilatus musst. Das ist auch Stress fürs Kind (und für Dich). Dort bekommst Du die gesicherte Diagnose und mit der kannst Du, alles aus einer Hand und schwarz auf weiß, alles weitere anstoßen: Verhaltenstherapie, Medikament, Reha, I-Kraft, Nachteilsausgleich, Pflegegrad (alles falsch geplant/gewünscht). Vor allem hat die Krankheit dann niemand mittels Küchentischpsychologie mehr anzuzweifeln.

Ich habe gerade nochmal gelesen und gesehen, dass die Ergotherapeutin "von ADHS nichts hält". Das passt ja dann zu meinem Eindruck. Auch wenn er da gerne hingeht, schau bitte ganz genau hin, in welchem Bereich es IHM wieviel bringt, was sich für IHN verbessert. Auch wenn er es dort mag, aber er nicht g e z i e l t gefördert wird, geht das am Sinn vorbei. Denn es soll zum Wohle des Kindes das Maximale rausgeholt werden, um ihn im Leben zu integrieren. Schau doch dann lieber nochmal nach einer zur Diagnose passenden Praxis, mach mal einen Testtermin aus. Vielleicht gefällt es ihm sogar genauso gut oder noch besser, weil mehr auf seine Problematik eingegangen werden kann. Das ist echt wichtig. Weißt Du, die Standards bei Ergotherapien sind ja klar, bei Patienten mit Schlaganfällen, Verletzungen von Muskeln etc. Aber bei ADHS, da kennen sich nur die aus, die sich zum Thema freiwillig fortbilden. Und dieses Wissen schadet unseren Kindern nicht, aber das Unwissen der nicht Fortgebildeten. Für unsere Kinder nur das Beste. So sehe ich das.

Viele Grüße, ohno

 
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