Frage im Expertenforum Schwangerschaftsberatung an Dr. med. Vincenzo Bluni:

Natürliche Geburt bei Netzhautdegeneration?

Dr. med. Vincenzo Bluni

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Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe

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Frage: Natürliche Geburt bei Netzhautdegeneration?

Mitglied inaktiv

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Hallo Dr. Bluni, ich bin in der 34. SSW und habe heute mit Entsetzen festgestellt, dass ich mit über eine bestimmte Sache vergessen habe Gedanken zu machen: Ich leide seit meinem 10. Lebensjahr (wurde damals zu diesem Zeitpunkt festgestellt) an einer Netzhautdegeneration. Mir wurden bis heute die Löcher in der Netzhaut ca. 15 mal gelasert. Momentan sind keine neuen Löcher vorhanden, jedoch viele dünne Stellen. Kann ich unter den Umständen normal entbinden oder ist da ein Kaiserschnitt anzuraten? Wegen den Presswehen? Ich habe leider erst die Möglichkeit nächste Woche mit meiner Frauenärztin darüber zu sprechen, daher den Weg an Sie. Oder hat noch jemand damit sogar selbst Erfahrung? Vielen Dank für Ihre Antwort im voraus.


Dr. med. Vincenzo Bluni

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Hallo, Zum Problem der Kurzsichtigkeit und/oder Netzhautablösung und dessen Konsequenz für den Entbindungsmodus lässt sich folgendes sagen: Häufig wird die Empfehlung ausgesprochen, dass Frauen mit extremer Kurzsichtigkeit oder Problemen der Netzhaut unter der Geburt nicht pressen dürften oder man einen primären Kaiserschnitt empfehlen müsste. Zu dieser Frage gibt es allerdings zwei sehr hilfreiche Quellen, die man dazu nennen sollte: Als erstes wäre dieses die Augenklinik der Charité in Berlin, die eine solche Auffassung nicht nachvollziehen kann: nachzulesen unter http://www.dog.org/1999/abstract99/422.html Fazit dort ist: “In dem untersuchten Kollektiv fanden sich repräsentative Schweregrade myoper Degeneration( =Kurzsichtigkeit). Nach natürlicher Entbindung waren weder Lochbildung, Blutungen noch Netzhautablösungen zu beobachten. Aus ophthalmologischer (augenärztlicher) Sicht sind Einwände gegen eine natürliche Entbindung bei myopen Schwangeren nicht begründbar. In einer Arbeit von Gabriele Beata Kuba, Peter Kroll; Zentralblatt für Gynäkologie, 1998, 120, Seite 406-412 "Gibt es Indikationen zur Interruptio (Schwangerschaftsabbruch) oder Sectio caesarea bzw. Kontraindikationen gegen eine Spontangeburt bei ophthalmologischen Erkrankungen (= Augenerkrankungen)? Kasuistik und Übersicht" Zitat: "Die meisten in den letzten Jahren erschienenen Publikationen kommen jedoch zu einem gegenteiligen Ergebnis. In der Literatur wurde noch kein Fall beschrieben, bei dem während einer normalen oder komplizierten Entbindung eine Ablatio retinae (Netzhautablösung) aufgetreten wäre. Auch in einer 1975 von Schenk durchgeführten Umfrage wurde kein einziger Fall mitgeteilt. Der Autor, ebenso wie Funk, vertritt die Meinung, daß sowohl hochmyopen (stark kurzsichtigen) als auch zur Ablatio retinae prädisponierten Frauen (Frauen die zur Netzhautablösung neigen oder ein erhöhtes Risiko hierfür haben) eine Schwangerschaft und eine vaginale Entbindung zuzumuten ist, und daß durch verbesserte Operationstechniken bei Netzhautablösung keinerlei Indikation zur Abruptio besteht [ 18, 571. Auch Sunness und Landau befürworten eine normale vaginale Entbindung bei Patientinnen mit erhöhtem Risiko für Netzhautablösungen [36, 641, ebenso Neri, zumal Entbindungen mit Forzeps oder Vakuum mit höheren Geburtsverletzungen einhergehen [48]. Auch sprechen vor der Schwangerschaft durchgeführte Ablatio-Operationen nicht gegen eine vaginale Entbindung [271. ... Man muss davon ausgehen, dass sich der Druck während des Pressens in alle Richtungen verteilt.... Aufgrund dieser Überlegung und der Tatsache, dass in der Literatur bisher kein Fall beschrieben wurde, bei dem eine Geburt zu Lochbildung bzw. Ablatio geführt hätte, sehen wir keinen Grund, Patientinnen mit hoher Myopie, peripheren Netzhautdegenerationen oder vorausgegangenen Ablatio-Operationen von einer normalen Entbindung abzuraten. Regelmäßige ophthalmologische Untersuchungen sind jedoch angezeigt, um im Falle einer zufällig auftretenden Netzhautveränderung therapeutische Schritte einzuleiten...." Ich hoffe, Ihnen hiermit ausreichend geholfen zu haben. VB


Mitglied inaktiv

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Hallo, mir wollten Ärzte aus der Klinik vor Ort vor zwei Jahren einen Kaiserschnit andrehen, weil ich sehr stark kurzsichtig bin ( -8, 75 Dioptrien). Ich bin dann zu einer anderen Klinik gefahren und habe problemlos meine Tochter entbunden (also spontan). Es ist ratsam vorweg einen Augenarzt die Netzhaut untersuchen zu lassen und den Befund beim Vorstallungstermin in der Klinik mitzunehmen, damit die Klinik vorweg schon einmal sagen kann, ob sie mit dem Befund eine normale Entbindung durchführen, da es bei den Kliniken Unterschiede in den Bestimmungen gibt. So hat die Klinik hier die Bestimmung, alles was über 5 Dioptrien liegt wird per Kaiserschnitt entbunden, wogegen die andere Klinik erst bei 10 Dioptrien anfäöngt zu schneiden. Ich würde dir raten bei einer Hebamme einen Kurs zu machen, um Atemtechniken zu erlernen. Ich persönlich habe mit Tönen geatmet und nach unten gepresst, was bei Augenproblemen ratsam ist. Es gibt jedoch auch Frauen die beim Pressen den Druck zum Gesicht leiten ( sprich tpotal verkniffen schauen und ihr Gesicht anspannen). Ich hoffe, ich konnte dir helfen


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