Frage im Expertenforum Recht an Nicola Bader:

Darf mich mein Arbeitgeber in meiner Elternzeit zu Dienstreisen zwingen?

Nicola Bader

 Nicola Bader
Rechtsanwältin, Fachanwältin für Familienrecht

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Frage: Darf mich mein Arbeitgeber in meiner Elternzeit zu Dienstreisen zwingen?

Vatti

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Sehr geehrte Frau Bader, ich befinde mich in Elternzeit mit 24 Stunden pro Woche Teilzeit. Jetzt will mich mein Arbeitgeber über Monate 3 Tage pro Woche bei einem Kunden VOR-ORT einsetzen. Zwischen Wohnort und Kunde liegen ca 500 km. Ist das erlaubt? Meine Frau arbeit vollzeit mit Schichtdiensten, 12 und 24 Stunden Diensten sowie Wochenenddiensten. Wie sollen wir das mit einem 1 1/2 Jahre alten Kind hinbekommen, wenn ich 3 Tage pro Woche, auch nachts, nicht Zuhause bin? Fühle mich in einer verzweifelten Situation. Kann mich mein Arbeitgeber zu diesem VOR-ORT Einsatz zwingen? Was habe ich für Rechte? Vielen Dank im Voraus und viele Grüße, ein Vater


Nicola Bader, Rechtsanwältin

Nicola Bader, Rechtsanwältin

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Hallo, Nach der Rechtsprechung des BAG sind Fahrten von der Betriebsstätte zu einer außerhalb gelegenen Arbeitstätte (Kunde) als vergütungspflichtige Arbeitszeit anzusehen, wenn das Aufsuchen des Kunden zur vertraglichen Hauptleistungspflicht des Arbeitnehmers gehört. Bedeutet im Klartext: bei Kundenbesuche zählt auch die An- und Abreise als Arbeitszeit. da vertraglich derartige Reisen vorgesehen sind, sind sie demnach zulässig, wenn die 24 h insgesamt nicht überschritten werden. Dass sie die Abende nicht bei Ihrer Familie sind, haben Sie nun mal vertraglich so geregelt. Liebe Grüße, NB


SumSum076

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Was steht denn in deiner Teilzeitvereinbarung? Gruß Sabine


Vatti

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Neben meinem normalen Vertrag gibt es eigentlich keine Teilzeitvereinbarung. Es wurde nur vereinbart, ab wann die Teilzeit beginnt und dass ich 24 Std./Woche arbeite.


peekaboo

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Vatti

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Als Dienstort steht Hamburg. Aber zu meiner Tätigkeit gehörten Einsätze beim Kunden Vor-Ort deutschlandweit auch dazu. So steht es auch im normalen Vertag, dass Reisen/Dienstreisen auch über einen längeren Zeitraum dazu gehören.


Vatti

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ist, dass ich ja mehr als 24 Std pro Woche für meine Firma unterwegs bin. Reisezeit + Arbeitszeit dürfen 24 Stunden sein. Aber was ist mit der Zeit, die ich nicht Zuhause bei meiner Familie/ bei meinem Kind bin. Das kann man mir niemals entschädigen :-( Da muss ich in meiner Elternzeit noch weitere 16 Stunden pro Woche opfern. Das kann doch nicht richtig sein, oder?


Sternenschnuppe

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Steht aber so im Vertrag. Und den hast Du ja unterschrieben. Doof allemal, aber wenn der Job so ist. Gibt es denn Aufgaben die Du machen kannst die keinen Außendienst beinhalten ? Vielleicht kann sich der Bettiebsrat einsetzen für Dich ? Ansonsten bleibt nur wieder voll in Elternzeit zu gehen oder sie ganz zu beenden. Welche Möglichkeiten hat Deine Frau denn ?


Vatti

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>Steht aber so im Vertrag. Und den hast Du ja unterschrieben. >Doof allemal, aber wenn der Job so ist. Ich habe nur das Gefühl, dass man in der Elternzeit "geschützter" ist. >Gibt es denn Aufgaben die Du machen kannst die keinen Außendienst beinhalten? Ja, aber das bedeutet mehr Kosten als Gewinn für das Unternehmen. >Vielleicht kann sich der Bettiebsrat einsetzen für Dich ? Haben wir leider nicht >Ansonsten bleibt nur wieder voll in Elternzeit zu gehen oder sie ganz zu beenden. Weder das eine noch das andere ist eine Option. >Welche Möglichkeiten hat Deine Frau denn ? Wir haben zusammen entschieden, dass meine Frau das erste Jahr Zuhause bleibt und sich um den Kleinen kümmert, und ich die nächsten 2 Jahren mit Teilzeit nehme, da man als Familie schließlich Geld braucht und ich nicht ganz aus dem Arbeitsleben falle. 2-3 Tage die Woche kommt der Kleine bei einer Tagesmutter unter, dann kann ich arbeiten. Aber den Kleinen zur Tagesmutter bringen und abholen ist mir dann nicht mehr möglich, wenn ich auf Dienstreise bin. Keine Ahnung wie das meine Frau machen soll bei den ständig wechselnden Diensten. Will jetzt aber nicht jammern, aber es fühlt sich sehr ungerecht an, dass man bereit ist zu arbeiten, aber dann so ausgepresst wird. Und dass so gegen FAMILIE vorgegangen wird. Wir haben keine Kinder in die Welt gesetzt, damit nur andere unsere Kinder großziehen können, weil wir nur arbeiten müssen. Aber so wie es aussieht, werde ich keine Wahl haben und 3 Tage/Woche nicht Zuhause sein. Trotzdem Danke!


Sternenschnuppe

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Ja, das ist schon unfair. Ich hatte es auch beim alten AG. Teilzeit in Elternzeit kein Problem, gerne, aber bitte von 16-20 Uhr und am Wochenende arbeiten !! Dass das nicht geht mit einem Schichtler als Mann und Kindergarten bis 14 Uhr interessiert keinen. Doof ! Ich habe mir dann was neues suchen müssen ....


Pamo

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Vatti, das ist natürlich blöd für euch. Sprich doch nochmal mit dem Vorgesetzten, doch wenn es so ist wie du beschreibst, dann bleibt dem AG beim besten Willen nichts anderes übrig als dich zu "verschicken" - sonst hat er mehr Kosten als Gewinn. Wenn diese Stelle nicht passt, dann könntest du über einen Jobwechsel nachdenken.


SumSum076

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Ich würde den AG nochmal höflich fragen, wie er sich das vorstellt, dass du während dieser Dienstreisen nicht über die 30 Std/Woche kommst. Kommst du nämlich drüber, fällst du automatisch aus der Elternzeit raus! Gruß Sabine


Lina_100

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Also wenn Sie selbst sagen, dass alles andere für den AG nur Kosten wären und es Ihrem Vertrag entspricht kann man wohl nicht von "auspressen" sprechen. Eine Benachteiligung gegenüber anderen AN oder gegenüber Ihrer vorherigen Position liegt also nicht vor. Dann hilft nur den Job zu wechseln, Ihr AG ist Habicht für Ihre private Lebensführung verantwortlich ebenso wie er Ihnen diese nicht negativ auslegen darf. Reisezeiten zählen laut BAG nicht zu Arbeitszeiten, es sei denn, man ist aktiv taetig, fährt also selbst Auto oder arbeitet während der Reisezeit in Bahn oder Flugzeug.


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