Frage im Expertenforum Medikamente in der Schwangerschaft an Dr. med. Wolfgang Paulus:

Zahnfüllungen in der Schwangerschaft

Dr. med. Wolfgang Paulus

Dr. med. Wolfgang Paulus
Facharzt und Leiter der Beratungsstelle für Reproduktionstoxikologie an der Universitätsfrauenklinik Ulm

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Frage: Zahnfüllungen in der Schwangerschaft

Vicky167

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Sehr geehrter Herr Dr. Paulus, ich hoffe, Sie können mir meine Frage beantworten. Ich habe an einem Backenzahn bereits vor der Schwangerschaft mit einer Überempfindlichkeitsreaktion des Zahnnervs zu tun gehabt. Hinzu kam auch noch an demselben Zahn eine Zahnfleischtasche. Nun wurde die bisherige Füllung im Dezember 2012 herausgebohrt und durch eine Zinkoxid-Eugenol-Zementfüllung (als Unterfüllung) ersetzt und darüber eine Glasionomer-basierte Füllung mit Composit Coating in den Zahn eingebracht. Ein kleines Stück zwischen diesem und dem Nachbarzahn ist abgebrochen und ich schmecke den Eugenol (Nelkenöl) Geschmack heraus. Die Füllung an dem Zahn ist nur ein Provisorium und die kleine abgeplatzte Füllung stellt meines ZA kein Problem dar. Meine Frage wäre nun, ob es bzgl. meiner Schwangerschaft schädlich ist, wenn ich die Eugenol-Füllung permanent herunterschlucke (mein ZA mein, diese wird ganz normal verstoffwechselt und sei unproblematisch) oder ob ich die Füllung erneut austauschen lassen soll. Die endgültige Versorgung des Zahns wird vorraussichtlich erst im Herbst stattfinden. Des weiteren bitte ich um Mitteilung, welche Lokalanästhesie beim ZA in der SS verwendet werden darf, wenn z. B. eine Wurzelbehandlung durchgeführt oder ein Zahn gezogen werden muß. Der Wirkstoff Articain ist ja einer der schwächeren und hält nicht so lange an. Mein ZA meinte, dass dies auch in den letzten SS-Monaten kein Problem sei, ein stärkeres Lokalanästhetikum zu verwenden und Röntgen sei auch kein Problem. Ich bedanke mich für Ihre Bemühungen und wünsche Ihnen ein schönes WE.


Dr. Wolfgang Paulus

Dr. Wolfgang Paulus

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In der Zahnheilkunde dient der Wirkstoff des Nelkenöles (Eugenol) als schmerzstillendes, antibakterielles und entzündungshemmendes Mittel. In Tierexeprimenten mit Ratten fanden sich unter Tagesdosen von 1000 mg/kg vermehrt Störungen in der Knochenentwicklung. Unter Tagesdosen von 500 mg/kg traten keine embryonalen Entwicklungsstörungen auf (Price et al 2000). Studien zur Anwendung in der menschlichen Schwangerschaft liegen nicht vor. Bei kleinflächiger lokaler Anwendung von Nelkenöl gibt es bislang keine Hinweise auf ein erhöhtes Risiko angeborener Anomalien. Bei der Anwendung von bewährten Lokalanästhetika liegen keine Hinweise auf eine Fruchtschädigung beim Menschen bzw. in Tierversuchen vor. Articain und Bupivacain besitzen eine hohe Plasma-Eiweißbindung und eine kurze Halbwertszeit, so dass nicht mit dem Übertritt einer erheblichen Substanzmenge auf den Embryo zu rechnen ist. Für operative Eingriffe während der Schwangerschaft (z. B. Zahnbehandlung) gilt die Lokalanästhesie mit diesen Substanzen als unbedenklich. Articain ist grundsätzlich kein schwaches Lokalanästhetikum. Es kommt immer auf die verabreichte Konzentration bzw. Dosis des Wirkstoffes an. Röntgenaufnahmen des Kiefers sind auch in der Schwangerschaft ohne Bedenken durchführbar. Eine Abdeckung des Unterbauches mit einer Bleischürze ist dabei sinnvoll.


Vicky167

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Vielen Dank!


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