Frage im Expertenforum Medikamente in der Schwangerschaft an Dr. med. Wolfgang Paulus:

Wie sinnvoll ist Famenita?

Dr. med. Wolfgang Paulus

Dr. med. Wolfgang Paulus
Facharzt und Leiter der Beratungsstelle für Reproduktionstoxikologie an der Universitätsfrauenklinik Ulm

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Frage: Wie sinnvoll ist Famenita?

Mitglied inaktiv

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Guten Morgen! Ich war gestern beim Gyn und sie meinte da die schwangerschaft intakt ist müsste ich jetzt das Famenita 200 mg nehmen. Ich bin in der 8 ssw habe aber keine schmierblutungen etc. Wie sinnvoll ist es da? Blut wurde ja auch nicht kontrolliert vorher. Ich habe nur eine Gelbkörperzyste. Die dürfte aber damit keine Rolle spielen oder? Ich will eigentlich nur so viel wie nötig nehmen, da ich finde das es manchmal übertrieben ist. Danke für Ihre Rückmeldung. Viele Grüße S


Dr. Wolfgang Paulus

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Famenita enthält das in jedem weiblichen Organismus von Eierstöcken und in der Schwangerschaft zusätzlich von der Plazenta produzierte natürliche Hormon Progesteron. Bei mangelhafter Bildung in der Frühschwangerschaft wird Progesteron oft zum Ausgleich eines Mangels verabreicht, um einer Fehlgeburt bzw. Frühgeburt vorzubeugen. Der im Ultraschall sichtbare Gelbkörper zeugt von der Eigenaktivität Ihrer Eierstöcke, ist also keineswegs ein Anlass zur Beunruhigung. Die vaginale Applikation von Progesteron 2 x 400 mg pro Tag führte bei Blutungen in der Frühschwangerschaft im Vergleich zu Plazebo in einer großen britischen Multicenterstudie mit 4.153 Schwangeren nicht zu einer Zunahme der Lebendgeburten (Coomarasam et al 2019). Für den Nutzen einer Daueranwendung von Progesteron wegen einer Blutung in der 12.SSW gibt es keine klaren Belege. Von einer kindlichen Schädigung durch diese Maßnahme ist jedoch nicht auszugehen. Prinzipiell wird die Gabe von Progesteron bei drohender Frühgeburt bis zur vollendeten 34. SSW empfohlen. Das konkrete Vorgehen kann natürlich in Abhängigkeit von der gemessenen Zervixlänge variieren. Als bedenklich gilt eine Zervixlänge von weniger als 25 mm vor der 24. SSW. Da bei Ihnen kein Anhalt für einen Mangel an Progesteron vorliegt, erscheint der Einsatz von Famenita nicht unbedingt erforderlich.


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