Frage im Expertenforum Medikamente in der Schwangerschaft an Dr. med. Wolfgang Paulus:

Tablettengabe Prascend bei Pferd mit dem Wirkstoffe Pergolid 1,0 mg

Dr. med. Wolfgang Paulus

Dr. med. Wolfgang Paulus
Facharzt und Leiter der Beratungsstelle für Reproduktionstoxikologie an der Universitätsfrauenklinik Ulm

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Frage: Tablettengabe Prascend bei Pferd mit dem Wirkstoffe Pergolid 1,0 mg

Nattrun

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Sehr geehrter Dr. Paulus, ein Pferd bei uns im Stall bekommt täglich eine halbe Tablette Prascend (aufgrund eines vorliegenden "Equines Cushing-Syndrom") mit dem Wirkstoff Pergolid 1,0 mg (als Pergolidmesilat 1,31 mg). Erst jetzt habe ich mit Schrecken festgestellt, dass laut Packungsbeilage ein Zusatz vermerkt ist, dass Schwangere und stillende Frauen bei der Anwendung des Arzneimittels Handschuhe tragen sollen. Diese Tablette wird in abwechselnd von mir oder einer Mitarbeiterin dem Pferd verabreicht. Seit der Schwangerschaft bin ich eigentlich in der Regel sehr gewissenhaft, was den Umgang mit Handschuhen bei der Pflege der Pferde angeht, aber rückblickend zweifel ich jetzt daran, ob ich immer Handschuhe angehabt habe, gerade in den ersten Monaten der Schwangerschaft oder ob ich nicht doch mit den Fingern kurz in Kontakt mit der halben Tablette beim Umfüllen in die Einwegspritze gekommen bin (das Teilen habe ich immer im Blister durchgeführt). Eine Dame, die es genauso erging, hat Boehringer Ingelheim direkt angeschrieben und bekam diese Antwort (Auszüge davon) " ... in Laborstudien mit an tragenden Mäusen und Kaninchen haben sich keine Hinweise auf eine teratogene Wirkung (Missbildung des Fötus) ergeben, Es gibt keine Studien mit tragenden Stuten. Auch für das Humanpräparat (Pergolid gegen Parkinson) gibt es keine ausreichend und gut kontrollierten klinischen Studien mit schwangeren Frauen, allerdings auch keine belegten Hinweise auf negative Auswirkungen auf die SS. Insofern handelt es sich bei dem Hinweis (im Beipackzettel, bezüglich das Tragen der Handschuhe) um eine generelle Vorsichtsmaßnahme, um jegliches Restrisiko auszuschließen...". Ich wollte Sie als Experte aber gerne nochmal um Ihre Rat fragen, da ich mir so Sorgen mache, das Baby, gerade im ersten Trimester durch zufälligen (wenn auch kurzen Kontakt) mit dem Wirkstoff Pergolid geschädigt zu haben. Entschuldigung, dass ich mein Anliegen so umfangreich beschrieben habe, aber ich freue mich sehr über eine Rückantwort von Ihnen. Vielen Dank und viele Grüße


Dr. Wolfgang Paulus

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Bei Pergolid handelt es sich um einen lang wirksamen Prolaktinagonisten. Der Wirkstoff wird auch beim Menschen zur Behandlung von M. Parkinson und Hyperprolaktinämie eingesetzt. In Tierversuchen mit Mäusen fand sich nach oraler Gabe von 60 mg/kg/d keine Zunahme angeborener Anomalien. Bei Kaninchen zeigten sich unter Dosen bis 0,5 mg/kg/d ebenfalls keine fruchtschädigenden Effekte. In Studien vor Markteinführung des Präparates wurden 38 Schwangerschaften registriert, unter denen drei schwerere Anomalien und zwei geringfügige Auffälligkeiten beobachtet wurden. Aus dieser Fallzahl lassen sich jedoch keine eindeutigen Schlussfolgerungen über das Fehlbildungsrisiko ziehen (Briggs et al 2011). Es liegt ein Fallbericht über eine Patientin mit M. Parkinson vor, die Pergolid während der gesamten Schwangerschaft eingenommen hatte und ein gesundes Kind gebar (De Mari et al 2002). Da Sie das Präparat ja nicht selbst eingenommen, sondern allenfalls oberflächlich berührt haben, sehe ich keinerlei Belastung für das Ungeborene.


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