Frage im Expertenforum Medikamente in der Schwangerschaft an Dr. med. Wolfgang Paulus:

Sirdalud und Eusaprim

Dr. med. Wolfgang Paulus

Dr. med. Wolfgang Paulus
Facharzt und Leiter der Beratungsstelle für Reproduktionstoxikologie an der Universitätsfrauenklinik Ulm

zur Vita

Frage: Sirdalud und Eusaprim

suele

Beitrag melden

S.g. Herr Dr. Paulus, Ich habe aufgrund starker Rückenschmerzen Sirdalud 4 mg verschrieben bekommen, welches ich 4 Tage lang nahm. Vor dem Beginn der Einnahme habe ich extra einen Schwangerschaftstest gemacht, der negativ ausfiel. Nun heute,drei Tage nachdem ich das letzte Mal diese genommen habe, habe ich noch einmal einen Test gemacht, da mir komisch ist . Und dieser ist nun leicht positiv. Da ich in den Tagen der Einnahme leichte, rosa Schmierblutungen hatte und der Test auch noch negativ war, vermute ich dass ich zur Zeit der Einnistung die Sirdalud genommen habe. Ausserdem nehme ich nun seit 3 Tagen das Antibiotikum Eusaprim aufgrund einer Blasenentzündung. Ich mache mir nun grosse Sorgen - gerade in Bezug auf das Medikament Sirdalud. Meine Frage an Sie wäre bitte, welche Folgen das haben kann. Ist das Medikament schon in so einem frühen Stadium der Schwangerschaft, wo gerade mal die Einnistung erfolgt(e) schädlich ? Und soll ich nun das Eusaprim noch zu Ende nehmen (2 Tage noch). Ich werde natürlich nächste Woche meinen FA anrufen . Aber nun ist ja das Wochenende dazwischen und ich mach mir wahnsinnig Sorgen. Danke im Voraus und freundliche Grüße


Dr. Wolfgang Paulus

Dr. Wolfgang Paulus

Beitrag melden

Sofern die Aufnahme einer potentiell fruchtschädigenden Substanz im Zeitraum der Alles-oder-Nichts-Regel (innerhalb von zumindest 14 Tagen nach Empfängnis) erfolgt, wäre bei schädigenden Einwirkungen entweder ein Abort oder ein Neugeborenes ohne erhöhtes Fehlbildungsrisiko zu erwarten. Die anfangs pluripotenten Zellen können in dieser Zeit noch geschädigte Zellen ersetzen, so dass die weitere Entwicklung ungestört verläuft, sofern der toxische Schaden nicht so groß ist, dass die Frucht mit der nächsten Regelblutung abgeht. Das Muskelrelaxans Tizanidin (z. B. Sirdalud) verursachte bei den Nachkommen von Ratten unter 3 bzw. 10 mg/kg/d kleinere Skelettanomalien (Nakajima 1985). Wir verfügen selbst über 17 Rückmeldungen nach Exposition mit Tizanidin in der Frühschwangerschaft, jedoch ohne Hinweise auf besondere Komplikationen. Von einer gezielten Anwendung in der Schwangerschaft sollte beim Menschen aufgrund mangelnder Erfahrungen jedoch abgesehen werden. Aufgrund des Folsäureantagonismus bestanden ursprünglich Bedenken gegen den Einsatz von Sulfonamiden und Trimethoprim (z. B. als Kombinationspräparat mit Sulfamethoxazol in Eusaprim) in der Schwangerschaft. In hohen Dosen ließen sich im Tierversuch zwar Defekte auslösen, doch waren entsprechende Anomalien im humantherapeutischen Einsatz über viele Jahrzehnte nicht zu beobachten. Es wäre sinnvoll, die begonnene Antibiotikatherapie mit Eusaprim wie geplant zu Ende zu führen.


suele

Beitrag melden

Herzlichen Dank für Ihre ausführliche Antwort!


Bei individuellen Markenempfehlungen von Expert:Innen handelt es sich nicht um finanzierte Werbung, sondern ausschließlich um die jeweilige Empfehlung des Experten/der Expertin. Selbstverständlich stehen weitere Marken anderer Hersteller zur Auswahl.