angross
Hallo Herr Dr. Paulus, ich leide seit 2009 an Morbus Crohn und nach einigen Schüben wurde ich vor 3 Jahren auf Humira eingestellt. Darunter ging es mir sehr gut, jedoch hatte sich im letzten Jahr die Infektanfälligkeit stark erhöht. Ich bin Ende Dez. 2018 unter Humira schwanger geworden, was leider in einer MA endete. Jetzt hab ich Humira in Absprache mit meiner Ärztin vor ca. 2 Monaten abgesetzt - mir geht es soweit ganz gut, mein CRP hat sich jedoch etwas erhöht (von 4,3 auf 10,3 mg/l). Jetzt versuche ich seit 3 Monaten wieder vergeblich schwanger zu werden. Zu meinen Fragen: 1) Wäre es unbedenklich jetzt wieder mit Humira anzufangen, um einen Schub vorzubeugen? 2) Wie lange sollte man es dann bei Eintritt einer Schwangerschaft nehmen? 3) Stimmt es, dass man unter Humira schneller schwanger werden kann, da es durch die Immununterdrückung die Einnistung fördert? VIelen Dank und VG
Bei Adalimumab ist ähnlich wie bei Infliximab nicht von einer relevanten Plazentagängigkeit im I./II.Trimenon auszugehen (Sellinger et al 2012). Eine dänische Studie mit 80 Schwangeren untersuchte den Effekt von Infliximab (n=44) und Adalimumab (n=36) auf die kindliche Infektanfälligkeit (Julsgaard et al 2016). Im Mittel dauerte es 4 Monate bei Adalimumab und 7,3 Monate bei Infliximab, bis die Wirkstoffe aus dem kindlichen Organismus eliminiert waren. Bakterielle Infektion traten nach der Geburt bei 5% der exponierten Kinder auf, virale Infekte bei 20%, jedoch allesamt ohne schwerwiegende Komplikationen. Zwölf Monate nach Geburt konnten man bei keinem Kind Antikörper gegen Tumornekrosefaktor nachweisen. Die Autoren empfehlen daher, Lebendimpfstoffe im ersten Lebensjahr zu meiden. Bei kompliziertem Krankheitsverlauf ist jedoch ein Absetzen der Behandlung mit Adalimumab in der Spätschwangerschaft nicht zwingend erforderlich, da keine besonderen kindlichen Störungen beschrieben sind (Gisbert et al 2009). Während des Schubs eines M. Crohn ist die Wahrscheinlichkeit geringer, schwanger zu werden. Daher macht es durchaus Sinn, bei Kinderwunsch durch eine adäquate Therapie (z. B. Humira) für eine Beruhigung der Grunderkrankung zu sorgen.