Frage im Expertenforum Medikamente in der Schwangerschaft an Dr. med. Wolfgang Paulus:

Mykundex Dragees, Cefasel

Dr. med. Wolfgang Paulus

Dr. med. Wolfgang Paulus
Facharzt und Leiter der Beratungsstelle für Reproduktionstoxikologie an der Universitätsfrauenklinik Ulm

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Frage: Mykundex Dragees, Cefasel

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Lieber Herr Dr. Paulus, ich hätte mal wieder ein paar Fragen: 1.Ich habe schon in meiner Jugend mit Hefepilzen zu kämpfen gehabt. In den letzten Jahren habe ich immer wieder Pilze im Magen-Darm-Bereich und auch in der Scheide. In akuten Fällen verordnete mir meine Hausärztin Mykundex Dragees 500.000I.E.mit Wirkstoff Nystatin zur oralen Einnahme 3mal2, ansonsten solte ich 2 Tbl pro Tag prophylaktisch weiter nehmen und bin damit ganz gut zurecht gekommen. Dadurch hatte ich auch nicht mehr so oft einen Scheidenpilz, den ich, wenn notwendig mit Canifug Salbe u Zäpfchen behandle. Döderlein-Kapseln benutze ich ab und zu. Seit der SS habe ich die Mykundex-Dragees weggelassen, jetzt habe ich aber so ein Jucken. Kann ich denn beides verwenden, habe immer das Gefühl, dass nur Canifug allein nichts Dauerhaftes bringt?! Aber dauerhaft Mykundex schlucken ist doch sicher auch nicht gut fürs Baby? 2.Aufgrund einer Hashimoto-Erkrankung vor ein paar Jahren soll ich Cefasel 100, 2 Tbl. einnehmen. Laut Hausärztin jetzt auch in der SS 1 Tbl. Ich bin mir unsicher, ob das zuviel ist, da seit August 2011 der Verdacht auf eine Schilddrüsenunterfunktion besteht und ich somit die ganze SS bis jetzt L-Thyroxin 50 , 1 Tbl. eingenommen habe. Man wollte dies Ende Januar nochmals kontrollieren. Passen die zwei Sachen zusammen oder ist das dann zuviel oder zuwenig, nachdem mein Körper das jahrelang aufgenommen hat? Vielen herzlichen Dank für Ihre Antworten und ein schönes Wochenende, Isi


Dr. Wolfgang Paulus

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Da Nystatin (z. B. Mycundexl) praktisch nicht resorbiert wird, bestehen keinerlei Bedenken gegen einen Einsatz in der Schwangerschaft. Bei Versagen der Therapie mit Nystatin muss man ggf. auf stärkere Alternativpräparate wie Clotrimazol zurückgreifen. Die Imidazolderivate hemmen die Ergosterolbiosynthese und zerstören auf diesem Wege die Integrität der Zellwand von Pilzen. Einige Vertreter dieser Substanzklasse werden kaum resorbiert, so dass sie nur lokal eingesetzt werden. Der erprobteste Wirkstoff aus dieser Gruppe ist Clotrimazol (z. B. Kadefungin), das häufig zur Behandlung vaginaler Mykosen eingesetzt wird. Ein Beweis für eine durch Clotrimazol induzierte Zunahme der Spontanaborte liegt nicht vor (Rosa 1987). Eine leichte Erhöhung der Abortrate könnte mit der Grunderkrankung, nämlich einer vaginalen Infektion, in Zusammenhang stehen. Ein erhöhtes Fehlbildungsrisiko durch die Anwendung von Clotrimazol in der Schwangerschaft ist jedoch ausgeschlossen. Bei zahlreichen Entzündungsvorgängen wirkt Selen durch die Neutralisierung von freien Radikalen entzündungshemmend. Von einer deutlichen Unterversorgung mit Selen ist in Europa auszugehen. Menschen, die sich vegetarisch ernähren neigen zu einem Selenmangel. In der Schilddrüse wird bei der Bildung der Schilddrüsenhormone T4 und T3 als Nebenprodukt H2O2 gebildet. Damit H2O2 nicht schädigend wirkt, muss es durch das Enzym Glutathionperoxidase chemisch umgewandelt werden. Das Enzym Gluthationperoxidase ist in seiner Aktivität abhängig von der Anwesenheit von Selen. Bei einem zu geringen Selengehalt wird das Gewebe durch H2O2 geschädigt. T4 wird durch andere Enzyme, die sogenannten Dejodasen, in das stoffwechselaktive T3 umgewandelt. Auch die Aktivität der Dejodasen ist abhängig von Selen. Bei einem zu geringen Selenangebot kann keine ausreichende Menge T3 aus dem vorhandenen T4 hergestellt werden. Eine Dosis von 200 µg Selen hat keine Nebenwirkungen und ist sinnvoll. Nach einer Studie von Prof. Gärtner (München) konnte die Einnahme von 200 µg Selen täglich eine Verbesserung der Beschwerden bei einer Hashimoto-Thyreoiditis bewirken. Wurden Patienten mit einer Hashimoto-Thyreoiditis mit 200 µg Selen täglich behandelt, sanken die TPO-Antikörper nach 3 Monaten um 36%.


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