Frage im Expertenforum Medikamente in der Schwangerschaft an Dr. med. Wolfgang Paulus:

Levetiracetam in der Schwangerschaft?

Dr. med. Wolfgang Paulus

Dr. med. Wolfgang Paulus
Facharzt und Leiter der Beratungsstelle für Reproduktionstoxikologie an der Universitätsfrauenklinik Ulm

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Frage: Levetiracetam in der Schwangerschaft?

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Hallo Dr. Paulus, wir planen Nachwuchs. Ich nehme Levetiracetam (tägl.2000mg). Welche Erfahrungen hat man mit dem Medikament in der Schwangerschaft? Ich nehme täglich 5mg Folsäure jetzt schon vor der Schwangerschaft. Vielen Dank Nanni82


Dr. Wolfgang Paulus

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Long (2003) berichtet von drei unauffälligen Schwangerschaftsausgängen nach mütterlicher Therapie mit Levetiracetam in Tagesdosen von 750 bis 3000 mg. Während der klinischen Zulassungsstudien wurden 23 Schwangerschaften unter Tagesdosen von 1000 bis 4000 mg Levetiracetam in Mono- und Kombinationstherapien registriert (French et al 2001): 7 Spontanaborte 1 Extrauteringravidität 3 Schwangerschaftsabbrüche (psychosoziale Indikation) 8 unauffällige Schwangerschaftsausgänge 3 angeborene Anomalien Eine weitere Fallsammlung umfasst 11 Schwangerschaften unter Mono- und Kombinationstherapien mit Levetiracetam in Tagesdosen zwischen 500 und 3.500 mg (ten Berg et al 2005): 1 Spontanabort 1 Schwangerschaftsabbruch (psychosoziale Indikation) 9 gesunde Neugeborene (davon 3 wachstumsretardiert) Das UK Epilepsy and Pregnancy Register berichtet von 25 unaufffälligen Schwangerschaftsausgängen nach mütterlicher Monotherapie mit Levetiracetam in der Schwangerschaft (Moorow et al 2006). Das Keppra Pregnancy Registry erfasste bis Februar 2007 95 Schwangerschaften (davon 85 Fälle mit Medikation im I.Trimenon). Dabei wurden fünf angeborene Anomalien dokumentiert, wobei nur in zwei Fällen eine Monotherapie mit Levetiracetam im I.Trimenon vorlag (Bronstein et al 2007). Im Rahmen einer prospektiven Followup-Studie wurden von unserem Pharmakovigilanz- und Beratungszentrum zwischen 2001 und 2011 75 Schwangerschaftsausgänge nach Medikation mit Levetiracetam in der sensiblen Phase der Organentwicklung dokumentiert. Die Befunde wurden mit den Daten eines Kontrollkollektives (n=679) aus demselben Zeitraum verglichen, das nicht oder unproblematisch exponiert war. 10,7% der exponierten Patientinnen (8/75) entschieden sich ohne sonographische Hinweise auf eine gestörte Embryonalentwicklung zum Schwangerschaftsabbruch, während der Anteil im Kontrollkollektiv bei 2,7% lag. Die Spontanabortrate unter Einnahme von Levetiracetam unterschied sich mit 11,9% (8/67) nicht signifikant vom Kontrollkollektiv mit 11,7% (77/661). Nach Behandlung mit Levetiracetam im ersten Trimenon wurde lediglich ein Kind mit einer angeborenen Anomalie (Handfehlstellung) registriert. Damit ergab sich keine signifikante Abweichung des Fehlbildungsrisikos vom unbelasteten Kontrollkollektiv Die vorliegende Studie zeigt ermutigende Ergebnisse bei Eintritt einer Schwangerschaft unter antikonvulsiver Therapie mit Levetiracetam. Allerdings sind für eine zuverlässige Bewertung des Sicherheitsprofiles noch größere Fallzahlen wünschenswert..


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