Frage im Expertenforum Medikamente in der Schwangerschaft an Dr. med. Wolfgang Paulus:

Klacid uno und Befruchtung

Dr. med. Wolfgang Paulus

Dr. med. Wolfgang Paulus
Facharzt und Leiter der Beratungsstelle für Reproduktionstoxikologie an der Universitätsfrauenklinik Ulm

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Frage: Klacid uno und Befruchtung

söcklein

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Sg.Herr Dr.Paulus, Ich muss aufgrund einer Kehlkopfentzündung seit gestern Klacid Uno (1täglich) für 7tage und AMbroxol (3mal täglich) einnehmen. Wir versuchen aber gerade schwanger zu werden.eisprung war wahrscheinlich vor 2-3 Tagen. Also würde die Befruchtung/Einnistungsphase genau in diesen Zeitraum fallen . Können die angegebenen Medikamente Schaden einrichten? amoxicillin vertrag ich leider nicht. Der Allgemeine Arzt meinte, dass es so früh noch kein Problem wäre. Die Wahrscheinlichkeit Schwanger zu sein ist sowieso gering da bei mir ein leichter Prolaktinüberschuss vorhanden ist, der derzeit noch nicht behandelt wird Liebe Grüße und danke


Dr. Wolfgang Paulus

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Bei Clarithromycin handelt es sich um ein halbsynthetisches Derivat von Erythromycin. In einer Zusammenstellung von 34 Expositionen im ersten und frühen zweiten Schwangerschaftsdrittel fanden sich neben vier Spontanaborten und vier Schwangerschaftsabbrüchen weitgehend unauffällige Neugeborene (Schick et al 1996). In einer weiteren prospektiven Studie wurden 157 Schwangerschaftsausgänge, davon 122 nach Exposition mit Clarithromycin im ersten Schwangerschaftsdrittel dokumentiert (Einarson et al 1998). Während die Fehlbildungsrate nicht erhöht war, zeigte sich eine höhere Rate an Spontanaborten. In einer retrospektiven Untersuchung auf der Grundlage der Verschreibung von Clarithromycin im ersten Schwangerschaftsdrittel wurden unter 149 Neugeborenen 13 Fälle angeborener Anomalien registriert. Schwerwiegendere Fehlbildungen traten in 5 Fällen auf, was einer durchaus üblichen Rate von 3,4% entspricht (Drinkard et al 2000). Wir verfügen über 142 Rückmeldungen nach Exposition mit Clarithromycin in der Frühschwangerschaftt: 16 Schwangerschaftsabbrüche (ohne Anhalt für Fehlbildung!) 14 Spontanaborte 106 unauffällige Neugeborene 6 Anomalien Ein erhöhtes Fehlbildungsrisiko ist aufgrund der aktuellen Datenlage bei üblicher Tagesdosis nicht anzunehmen. Auch unter Anwendung von Ambroxol wurde bislang kein Hinweis auf ein erhöhtes Fehlbildungsrisiko gefunden. Sofern eine Anwendung im Zeitraum der Alles-oder-Nichts-Regel (innerhalb von zumindest 14 Tagen nach Empfängnis) erfolgt, wäre bei schädigenden Einwirkungen entweder ein Abort oder ein Neugeborenes ohne erhöhtes Fehlbildungsrisiko zu erwarten. Die anfangs pluripotenten Zellen können in dieser Zeit noch geschädigte Zellen ersetzen, so dass die weitere Entwicklung ungestört verläuft, sofern der toxische Schaden nicht so groß ist, dass die Frucht mit der nächsten Regelblutung abgeht. Die Weiterentwicklung einer in diesem frühen Stadium geschädigten Frucht wäre demnach ohnehin nicht zu befürchten.


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