danielle.l
Guten Tag Herr Paulus Ich nehme seit ca. 5 Jahren Zolpidem, da ich unter wahnsinnigen Schlafstörungen leide, die ich nur mit diesem Medikament habe geschafft in den 'Griff' zu bekommen. Als ich schwanger wurde unds dann wusste, habe ich rasch ausgeschlichen und den Rest der drei ersten Monaten nichts eingenommen. Ich habe diese Wochen eigentlich gar nicht geschlafen, es war die absolute Hölle! Im 2. Trimester wurde mir meine Dosis wieder erlaubt, da dies für das Kind keine Gefahr darstellen sollte. Bei der Geburt aber sollte ich keine Medikamente einnehmen, da die Gefahr von Entzugserscheinungen und Anpassungsschwierigkeiten beim Kind besteht. Nun wollte ich sie fragen, was genau bedeutet bei einem Neugeborenen Entzug und was sind Anpassungsschwierigkeiten? Sind sie lebensgefährlich und was kann man dagegen tun? Und nun noch eine sehr wichtige Frage: Bei einer Dosierung von 20mg Zolpidem täglich, gibt es da sicher Anpassungsschwierigkeiten und Entzugserscheinungen oder ist das eher unwahrscheinlich? Oder bei welcher Dosis wird es unwahrscheinlich, da ich allerhöchstens reduzieren, aber nicht vollständig verzichten kann. Oder gibt es alternative Benzodiazepine, die weniger gefahr für Entzug und Anpassungsschwierigkeiten mit sich bringen? Weiter geht es zum Stillen. Bei einer Dosis von 20mg Zolpidem (wahrscheinlich aufgeteilt in 4 x 5mg alle 2 Stunden oder wann immer das Baby auch wider Hunger hat), ist da Stillen möglich oder geht zuviel in die Muttermilch über? Falls Nein, was wäre die maximale Dosis, um noch normal stillen zu dürfen? Und gibt es hier alternative Benzodiazepine (wie Zopiclon - habe ich gelesen - soll weniger in die Muttermilch übergehen), die ich anstatt Zolpidem einnehmen könnte? Vielen herzlichen Dank für eine rasche Antwort und die grosse Hilfe, die Sie mir mit diesen Antworten liefern werden! Freundliche Grüsse Danielle
Die Beschwerden nach Absetzen von Zolpidem in den ersten drei Monaten könnten auf Entzugserscheinungen zurückzuführen sein. In milder Form wäre dies auch beim Neugeborenen nach mütterlicher Daueranwendung vorstellbar. Falls Zolpidem wegen zwingender medizinischer Gründe in der späten Phase einer Schwangerschaft oder während der Wehen angewendet wird, können aufgrund des pharmakologischen Wirkprofils unerwünschte Begleiteffekte wie Hypotonie (schlaffer Muskeltonus) oder Atemdepressionen beim Neugebore-nen nicht ausgeschlossen werden. Das Abhängigkeitspotential und damit die Entzugsprobleme beim Neugeborenen erscheinen jedoch geringer als bei Benzodiazepinen. Eine klare Dosisgrenze bezüglich solcher Erscheinungen gibt es nicht. Die Beschwerden sind nicht lebensbedrohlich, können aber evtl. einige Tage Aufenthalt in der Kinderklinik mit sich bringen. Drei Stunden nach Gabe von 20 mg Zolpidem fanden sich in der Muttermilch nur 0,004 bis 0,019% der Dosis (Pons et al 1989). Bei Erwachsenen besitzt Zolpidem einen relativ kurze Halbwertszeit von 2,6 Stunden, so dass nicht mit einer Kumulation zu rechnen ist. Da selbst bei der doppelten humantherapeutischen Dosis nur geringe Mengen des Wirkstoffes in der Muttermilch anzutreffen sind, kann man davon ausgehen, dass Komplikationen wie Sedierung, Lethargie oder Verhaltensstörungen beim Säugling sehr unwahrscheinlich sind. Die American Academy of Pediatrics betrachtet daher Zolpidem als vereinbar mit dem Stillen (Committee on Drugs 1994). Angesichts der geringen Erfahrungen in der Stillzeit sollte eine möglichst niedrige Dosis gewählt werden.
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