Frage im Expertenforum Medikamente in der Schwangerschaft an Dr. med. Wolfgang Paulus:

johanniskraut

Dr. med. Wolfgang Paulus

Dr. med. Wolfgang Paulus
Facharzt und Leiter der Beratungsstelle für Reproduktionstoxikologie an der Universitätsfrauenklinik Ulm

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Frage: johanniskraut

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hallo herr doktor, mein kind ist schon geboren, es geht also jetzt um eine frage zur stillzeit... ich würde gern zur nervlichen unterstützung johanniskraut einnehmen. ist dies in der stillzeit unbedenklich?? oder muss ich mich da an das stillforum wenden? vielen dank im vorraus!!


Dr. Wolfgang Paulus

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Johanniskrautpräparate sind bei leichteren Formen von Depressionen sehr beliebt, da sie wegen ihrer pflanzlichen Herkunft als „natürliche“ Produkte gelten und ohne Rezept erhältlich sind. Allerdings ist die Datenlage zum Übergang in die Muttermilch bzw. auf den Säugling bei Behandlung einer Wochenbettdepression sehr begrenzt. Im Tierversuch reichert sich der Wirkstoff Hypericin in der Muttermilch an und kann ein mehrfaches der mütterlichen Plasmakonzentration erreichen. Ein Fallbericht beschreibt die dreimal tägliche Anwendung eines Johanniskrautpräparates in der Stillzeit. Nach achtwöchiger Einnahme wurden über einen Zeitraum von 18 Stunden die Konzentrationen von Hypericin und Hyperforin in Muttermilch und kindlichem Plasma gemessen. Hyperforin konnte lediglich in niedriger Konzentration in der Muttermilch registriert werden, im kindlichen Plasma waren weder Hyperforin noch Hypericin nachweisbar. Mögliche sonstige Wirkstoffe wurden bei den Analysen nicht berücksichtigt. Langzeitstudien in der Stillzeit fehlen leider bislang (Klier et al 2002). Obwohl die mit der Milch aufgenommene Wirkstoffmenge aufgrund des breiten Sicherheitsabstandes für das Kind keine Gefahr darstellen dürfte, muss darauf hingewiesen werden, dass für die Stillzeit keine umfangreichen Studien vorliegen. Nach einer neueren Auswertung der Datenlage treten keine relevanten Serumspiegel beim Säugling unter therapeutischen Dosen von Nortriptylin, Paroxetin und Sertralin auf (Weissman et al 2004). Diese Antidepressiva wären demnach mit dem Stillen am besten vereinbar.


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