Frage im Expertenforum Medikamente in der Schwangerschaft an Dr. med. Wolfgang Paulus:

Johanniskraut

Dr. med. Wolfgang Paulus

Dr. med. Wolfgang Paulus
Facharzt und Leiter der Beratungsstelle für Reproduktionstoxikologie an der Universitätsfrauenklinik Ulm

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Frage: Johanniskraut

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Hallo, ich bin nun in der 17. SS-Woche. Da es mir seelisch oft sehr schlecht geht,würde ich gerne ein Johanniskrautpräparat nehmen,das hat mir vor meiner Schwangerschaft auch geholfen. Ich hatte nach meiner ersten Entbindung eine PPD,leider nur von mir selbst erkannt... Wenn ich diesmal schon in der Schwangerschaft depressiv bin,muss ich dringend etwas unternehmen. Ich habe noch keinen Termin bei einem Psychiater bekommen... Ich würde daher gerne ersteinmal das Johanniskraut versuchen. Allerdings wird davon ja abgeraten.. Aber da ich in der 17. Woche bin,ist mein Baby doch "fertig" entwickelt,so dass doch keine Missbildungen mehr auftreten können?! Bitte helfen Sie mir in diesem Punkt weiter!! MfG, Anne


Dr. Wolfgang Paulus

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Bisher sind lediglich zwei Fälle einer Medikation mit Johanniskraut in der menschlichen Schwangerschaft publiziert. In einem Fall wurde eine unauffällige kindliche Entwicklung nach mütterlicher Medikation von der 24.SSW bis zur Geburt dokumentiert (Grush et al 1998). Wir verfügen bisher über 27 Rückmeldungen nach Anwendung von Johanniskrautpräparaten in der Schwangerschaft: 1 Spontanabort 24 gesunde Neugeborene 2 angeborene Anomalien (1 Feuermal, 1 Verwachsung von 2. u. 3. Zehe am rechten Fuß) Da größere Fallsammlungen zur Anwendung von Johanniskrautextrakt in der Schwangerschaft leider nicht vorliegen, kann diese pflanzliche Medikation nicht als ausreichend sicher empfohlen werden (Goldman et al 2003). Falls eine manifeste Depression vorliegt, sollten Sie sich in fachärztliche Betreuung begeben. Die synthetischen Antidepressiva sind z. T. in der Schwangerschaft deutlich besser untersucht als pflanzliche Präparate. Da Sie sich schon jenseits der sensiblen Phase der Organdifferenzierung befinden, wäre eine Gabe von Johanniskraut eher vertretbar als im ersten Schwangerschaftsdrittel.


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