Mitglied inaktiv
Sehr geehrter Herr Dr.Paulus! Ich nehme seit ungefähr 6 Jahren Metoprolol Zot Stada 100 mg retard zur Vorbeugung meiner starken Migräne. Davon nehme ich jeden Tag d.h. morgens und abends 1 Tablette (200 mg pro Tag). Als ich nun erfahren hatte, dass ich schwanger bin, fragte ich sofort meine Frauenärztin, ob ich diese Tabletten weiter nehmen könnte. Sie meinte, dass man diese auf jeden Fall ohne Bedenken weiter nehmen könne. Nun habe ich mit der Zeit gelesen, dass Beta-Blocker in der Schwangerschaft großen Schaden anrichten können. In der Packungsbeilage steht z.B.: "Metoprolol darf in der Schwangerschaft nur nach strenger Nutzen-Risiko-Abwägung durch den ... Arzt angewendet werden, da bislang keine gut dokumentierten Studien zu einer Anwendung an schwangeren Frauen existieren. Metoprolol passiert die Plazenta und reduziert die plazentare Durchblutung, wodurch das ungeborene Kind geschädigt werden kann. Es gibt Hinweise darauf, dass Metoprololdie Durchblutung der Plazenta vermindert und so zu fetalen Wachstumsstörungen führen kann. Nach Gabe anderer Beta-Rezeptorenblocker wurden Fehl- Frühgeburten und intrauteriner Tot des Föten beobachtet." Nachdem ich das gelesen hatte fragte ich erneut meine Frauenärztin und sie meinte, ich soll mir keine Sorgen machen. Was meine Sie? Darf ich diese Tabletten in dieser Dosis weiter nehmen? Mache mir große Sorgen! Vielen Dank im Voraus!
Berichte über intrauterine Wachstumsretardierung unter Therapie mit Betablockern sind kritisch zu betrachten, da dies auch durch die Grunderkrankung (z. B. art. Hypertonie) bedingt sein kann. Da Betablocker plazentagängig sind, können sie beim Neugeborenen Bradykardie (langsame Herzfrequenz), Hypotonie (Schlaffheit) und Hypoglykämie (niedriger Blutzucker) auslösen. Die meist nur milden Symptome, die innerhalb der ersten 48 Stunden nach der Geburt verschwinden, erfordern lediglich eine aufmerksame Überwachung des Neugeborenen. Ein Absetzen der Medikation 24 bis 48 Stunden vor Entbindung ist nicht erforderlich. In einer Studie mit 184 Kindern, deren Mütter wegen Hypertonie nach dem I.Trimenon mit Metoprolol behandelt worden waren, zeigte sich eine leichte Wachstumsretardierung, die jedoch auch durch die Grunderkrankung zu erklären ist (Sandstrom 1982). In mehreren klinischen Studien zur antihypertensiven Therapie im II./III.Trimenon ergab sich bei insgesamt 134 Kindern keine Zunahme fetaler Komplikationen (Hogstedt et al 1985; Oumachigui et al 1992; Jannet et al 1994). Bei Bedarf wäre eine Fortführung der Medikation bis zur Geburt durchaus akzeptabel, allerdings wäre eine Verminderung der Dosis (z. B. 100 mg pro Tag) zu erwägen.