Frage im Expertenforum Medikamente in der Schwangerschaft an Dr. med. Wolfgang Paulus:

Antibiotikum gegen Chlamydien in der Schwangerschaft

Dr. med. Wolfgang Paulus

Dr. med. Wolfgang Paulus
Facharzt und Leiter der Beratungsstelle für Reproduktionstoxikologie an der Universitätsfrauenklinik Ulm

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Frage: Antibiotikum gegen Chlamydien in der Schwangerschaft

kisyoy

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Hallo! Ich bin 29, erwarte mein erstes Kind und bin in der 10 SSW. Vor zwei Wochen war ich zur 1 Vorsorgeuntersuchung bei der Frauenärztin. Ersten Herzschlag konnte festgestellt werden und alles sah super aus. Durchgeführt wurde Blutentnahme, Urinprobe und Anamnese. Bei der Urinprobe konnten sie feststellen, dass ich Chlamydien habe und die Ärztin hat mir Einmalgabe von Azithromycin (2 Tabletten x 500mg) vorgeschrieben. Bisher habe ich keine Symptome. Ich bin sehr verunsichert, ob das zu so einem frühen Stadium in der Babyentwicklung das Richtige ist und ob man nicht lieber mindestens die 12 SSW abwartet und erst dann mit dem Antibiotikum anfängt. Ich kenne auch Länder, wo Chlamydien während der Schwangerschaft gar nicht behandelt werden, um dem Baby nicht zu schaden. Was meinen Sie? Können Sie evtl. Naturmedizin empfehlen wie z.b. Cranberrysaft? Vielen Dank und Gruß


Dr. Wolfgang Paulus

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Einmalgabe von 1 g) üblich. Eine kanadische Studie verglich 123 Fälle einer Anwendung von Azithromycin in der Schwangerschaft (davon 88 Fälle im ersten Schwangerschaftsdrittel) mit den Schwangerschaftsausgängen unter Medikation mit älteren Antibiotika bzw. unbelasteten Schwangerschaften. Dabei unterschied sich die Fehlbildungsrate mit 3,4% statistisch nicht von den Kontrollgruppen (Sarkar et al 2006). Anlässlich einer Amiozentese im zweiten Trimenon erhielten in einer großen kontrollierten Studie 21.991 Schwangere 500 mg Azithromycin drei Tage vor der diagnostischen Maßnahme. In der behandelten Gruppe lag die Abortrate mit 7 von 21.219 Fällen (0,03%) eindeutig niedriger als in der unbehandelten Kontrollgruppe mit 36 von 12.529 Fällen (0,28%). Auch ein vorzeitiger Blasensprung trat in der behandelten Gruppe mit 14 von 21.219 Fällen (0,06%) signifikant seltener auf als in der Kontrollgruppe (1,12%). Die Antibiotikaprophylaxe mit Azithromycin scheint daher das Risiko für vorzeitigen Blasensprung und Fehlgeburt bei Amniozentese eindeutig zu vermindern. Eine Beeinträchtigung der kindlichen Entwicklung ist unter Azithromycin in dieser großen Studie nicht zu erkennen gewesen. Wenn Sie sehr unsicher sind, können Sie ja ggf. mit der Behandlung bis Abschluss der 12.SSW warten. Cranberrysaft beeindruckt die intrazellulär meist auch in den Geburtswegen vorhandenen Chlamydien sicher nicht. Sie werden mit einem erhöhten Risiko für Fehl- und Frühgeburten in Zusammenhang gebracht. Daher erscheint eine antibiotische Behandlung durchaus sinnvoll.


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