Frage im Expertenforum Medikamente in der Schwangerschaft an Dr. med. Wolfgang Paulus:

Alkohol bei nicht bemerkter Schwangerschaft bis 5. Ssw

Dr. med. Wolfgang Paulus

Dr. med. Wolfgang Paulus
Facharzt und Leiter der Beratungsstelle für Reproduktionstoxikologie an der Universitätsfrauenklinik Ulm

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Frage: Alkohol bei nicht bemerkter Schwangerschaft bis 5. Ssw

JuliaW.87

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Lieber Herr Paulus, ich bin derzeit in der 27 Ssw und kann meine Schwangerschaft leider nicht genießen, obwohl es eigentlich ein absolutes Wunschbaby ist. Mich plagen schreckliche Schuldgefühle, weine täglich und ich kann mich über nichts mehr freuen. Leider schäme ich mich, sodass ich nicht offen mit meiner Ärztin und Hebamme sprechen kann. Zudem komme ich noch aus dem pädagogischen Bereich und habe Angst, was sie jetzt von mir denken könnten. Mit meinem Mann habe ich es aufgegeben. Der wimmelt mich mittlerweile als hysterische Schwangere ab. Zu meiner Situation: Es gab mehrere erfolglose Versuche und außerdem zeigten die Ovulationstest in der Vergangenheit nie an. Ich hatte auch dafür extra einen Termin bei meiner Frauenärztin nach meinem Urlaub vereinbart. Im Urlaub habe ich mir dann vorgenommen, einfach mal das Baby-Thema bei Seite zu schieben. Tja…..da war ich aber schon unwissentlich schwanger und habe viel Alkohol konsumiert. Leider habe ich bis zur 5 Schwangerschaftswoche Alkohol konsumiert und weil der erste Schwangerschaftstest einen Tag nach Ausbleiben der Periode negativ ausfiel, bis zum 30 Zyklustag (hätte auch nicht damit gerechnet. Im Nachhinein war er vielleicht doch positiv. Aber den zweiten Strich sah man nicht als solchen, sondern nur schemenhaft als ich ihn in das Licht gehalten habe. Mit dem bloßen Auge war er halt nicht zu erkennen.). Ich dachte mir also nichts dabei als ich mit meinen Freunden essen ging und einen Cocktail trank. Als meine Regel immer noch nach eigenen Tagen ausfiel, machte 4 Tage später einen weiteren Test, der dann eindeutig positiv ausfiel. Jetzt mache ich mir natürlich Gedanken, dass ich den Kleinen damit geschädigt habe. Da Alkohol zu jederzeit das Kind schädigt. Ich habe auch schon von dem Alles-oder-Nichts-Prinzip gehört. Leider sind im Netz recht unterschiedliche Angaben über die Dauer zu finden. Mal heißt es 13 oder 14 Tage nach Eisprung, dann bis zur 5. Woche. Andere Seiten sprechen, dass eine Einnistung nach 10 Tagen abgeschlossen ist. Ist dann auch das Alles-oder-Nichts-Prinzip abgeschlossen? Ich hatte eine Einnistungsblutung, die ich fälschlicherweise als Zwischenblutung abgestempelt habe. Heißt das, dass dann das Alles-oder-Nichts-Prinzip nur bis dann gilt? Im Internet habe ich auch mehrere Berichte gelesen, wo Frauen auch in den ersten Wochen was getrunken hatten und deren Kinder nun behindert sind. Das erste und zweite Ultraschall-Screening waren unauffällig. Der Kleine ist etwas zu schwer und zu groß für sein Alter. Aber sonst alles normal. Trotzdem mache ich mir Gedanken über FAS oder FASD. Ich habe Angst davor, dass er unter Verhaltensauffälligkeiten, Konzentrationsschwierigkeiten, verminderte Intelligenz etc. leiden wird und nie ein normales und selbstständiges Leben führen kann, weil ich schuld daran bin. Ich habe durch meine Arbeit auch entfernt mit solchen Menschen zu tun und weiß wie schwer deren Leben sein kann. Ich habe meinen Alkoholkonsum aufgelistet. Normalerweise trinke ich sehr wenig. Nur in diesem Zyklus war es aufgrund mehrerer Geburtstage und meinen Urlaub deutlich mehr und zu viel. Zudem habe ich ab und zu auch geraucht (Rauche nur auf Partys). Mein Zyklus ist unregelmäßig und schwangt zwischen 28 und 32 Tagen. 1 ZT 12.09 Erster Tag der letzten Periode 2 ZT 14.09 1L Bier und 3-4 Kurze (ca. 6 Zigaretten) 11 ZT 22.09 GV 11 ZT 22.09 0,5l Bier und 3-4 Wodka (ca. 4 Zigaretten) 16 ZT 27.09 375 ml Cinzano Asti und 1 Fl. Schöfferhofer-Grapefruit (ca. 6 Zigaretten) 17 ZT 28.09 GV 17 ZT 28.09 1 Glas Weißwein 18 ZT 29.09 GV 21 ZT 02.10 2 Jumbo Cocktails (insgesamt ca. 1 Liter) 24 ZT 05.10 1,5l Bier 25 ZT 06.10 Einnistungsblutung??? 25 ZT 6.10 1l Bier 26 ZT 1 Glas Sekt 27 ZT 2 Tequila (1 Zigarette) 30 ZT negativer Schwangerschaftstest 30 ZT 1 normalen Cocktail 34 ZT positiver Schwangerschaftstest Danach kein Alkohol und keine Zigaretten mehr. Mein Geburtstermin wurde beim zweiten Frauenarzttermin nach hinten korrigiert. Vom 19.06 auf den 24.06, weil meine Ärztin meinte, dass sich sicher der Eisprung verzögert hätte, da damals der Kleine noch nicht soweit auf den Ultraschall war. Wobei er jetzt ziemlich aufholt. Ich hoffe sie können mir weiterhelfen und irgendwie meine Fragen beantworten. Ich hatte damals auch mit meiner Ärztin gesprochen. Da habe ich mich leider aber nicht mit meinen Sorgen ernst genommen gefühlt. Weil sie gar nicht die Menge hören wollte, sondern gleich meinte da passiert nichts. Nur habe ich bisher was ganz anderes gelesen und bin mir unsicher. Vielen Dank Julia


Dr. Wolfgang Paulus

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Der Konsum von maximal 60 ml reinen Alkohols pro Tag wäre sicher in der Schwangerschaft längerfristig ungünstig. Sofern die Anwendung einer potentiell fruchtschädigenden Substanz im Zeitraum der Alles-oder-Nichts-Regel (innerhalb von zumindest 14 Tagen nach Empfängnis) erfolgt, wäre bei schädigenden Einwirkungen entweder ein Abort oder ein Neugeborenes ohne erhöhtes Fehlbildungsrisiko zu erwarten. Die anfangs pluripotenten Zellen können in dieser Zeit noch geschädigte Zellen ersetzen, so dass die weitere Entwicklung ungestört verläuft, sofern der toxische Schaden nicht so groß ist, dass die Frucht mit der nächsten Regelblutung abgeht. Bei unregelmäßigen Zyklus sollte man die Scheitel-Steiß-Länge im ersten Schwangerschaftsdrittel zur Berechnung des Schwangerschaftsalters heranziehen. Daher wurde ja wohl der Geburtstermin entsprechend korrigiert. Wenn das Ungeborene jetzt „aufholt“ heißt das nur, dass es bei Geburt etwas kräftiger ausfällt, am errechneten Entbindungstermin ändert sich nichts. Demnach lag Ihr Alkoholkonsum noch in der Alles-oder-Nichts-Phase, so dass eine kindliche Entwicklungsstörung nicht zu befürchten ist.


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