Frage im Expertenforum Kochen für Kinder an Dipl. oec. troph. Birgit Neumann:

Selektives Essverhalten und zunehmende Überforderung

Dipl. oec. troph. Birgit Neumann

Dipl. oec. troph. Birgit Neumann
Diplom Ökotrophologin und Ernährungsberaterin

zur Vita

Frage: Selektives Essverhalten und zunehmende Überforderung

Merry21

Liebe Frau Neumann, Ich habe einen fast Dreijährigen, der mich leider mit seinem Essverhalten so langsam in dem Wahnsinn treibt. Es war bis etwas kurz vor dem zweiten Geburtstag herum alles kein Problem. Er mochte bei Einführung der Beikost Brei nicht so sehr, wir haben dann auf BLW gewechselt mit vollem Erfolg. Er war immer ein begeisterter Esser, hat alles probiert und vieles gemocht. Er lernte daher eigentlich früh schon eine große Vielfalt an verschiedenen Speisen kennen. Ich hab lange darauf geachtet, dass er nicht zu viel raffinierten Zucker bekommt oder solche Sachen wie Pommes. Ab dem zweiten Geburtstag und Kita ließ es sich nicht mehr verhindern, außerdem kommt man leider nirgendwo mehr dran vorbei. Es ist ja fester Bestandteil so gut wie jedes "Kindermenüs" überall, was ich persönlich schlimm finde. Teilweise gibt's auch gar keine Alternativen. Gefühlt ging es da so langsam los mit dem selektiven Essen. Inzwischen sind wir an einem Punkt, an dem er eigentlich am liebsten ausschließlich Süßkram essen will. "Nicht einmal" mehr Pommes will er noch! Lange hat er trotzdem in der Kita noch mit gegessen, wobei ich sagen muss, dass auch das Kita Essen nicht wirklich so wahnsinnig ausgewogen oder gesund ist. Oder fairerweise muss man sagen, die vollwertigen oder gesünderen Sachei isst er oft nicht mehr, nur wenn es das ungesunde/süße Zeug gibt. Generell mag er kein Obst und Gemüse mehr, es wurde immer eingeschränkter und aktuell ist jede Erdbeere, die er mal geliebt hat, ein Kampf, ebenso Melone oder Banane. Ich muss dazu sagen, dass ich glaube, es hat auch mit der Trennung vom Vater zu tun, das war auch etwa um den Zeitraum herum als das los ging. Ich bin also getrennt erziehend (der Papa bringt sich weiterhin viel ein,


Birgit Neumann

Birgit Neumann

Hallo Merry ich habe gelesen, dass in deiner Anfrage nicht alles drin steht, was du eigentlich geschrieben hattest. Vielleicht reicht es trotzdem schon aus. Du hast ja durchaus schon einen kleinen Einblick geschildert und deine Grundfrage "selektives Essverhalten mit zunehmender Überforderung" gestellt. Und ich kann dir hier im Forum ohnehin nur sehr allgemein gehalten antworten. Dass dein Kind bisher oder zumindest lange Zeit durchaus vollwertig, ausgewogen, abwechslungsreich und gerne gegessen hat, das ist auf jeden Fall super, bildet eine gute Basis. Der Beikoststart verlief gut schreibst du. Da kann man verschiedene Dinge schon einmal ausschließen bzw sagen, dass dein Kind altersentsprechend entwickelt ist und seine Entwicklungsaufgaben in Bezug aufs Essen"lernen" vollzogen hat. Inzwischen beschreibst du eure Situation in Bezug aufs Essen als eher ungünstig. Und das stört dich sehr. Ich lese zwischen den Zeilen heraus, dass dein Sohn einfach nicht mehr so essen möchte wie du dir das vorstellst und wünschst. Und du fühlst dich sehr gefordert in vielerlei Hinsicht. Dein Kind hat seit einiger Zeit (ab einiger Zeit nach dem 2. Geburtstag) seine Speisenauswahl sehr eingeschränkt und probiert und isst nicht mehr so freudvoll und neugierig wie anfangs. Du hast dazu jetzt einige mögliche Gründe oder Theorien und Vermutungen in den Raum gestellt, welche du als mögliche Ursachen für das veränderte Essverhalten in Frage kommend sähest. Auch eure veränderte familiäre Situation ziehst du u.a. ebenfalls als eine Möglichkeit in Betracht. Und grundsätzlich kann man sagen, dass sich besondere Essthematiken manchmal tatsächlich häufig nur als die Spitze eines Eisbergs zeigen und die eigentliche Ursache ganz woanders liegt. Nicht essen oder "besonders" essen wollen, dadurch ggf Aufmerksamkeit auf sich lenken, das ist eine "Sprache", die von seiten der Eltern eben "gut" verstanden wird. Es ist eine Ausdrucksmöglichkeit, um auszusdrücken was mit Worten nicht möglich ist. Grundsätzlich kann man dennoch sagen, dass es durchaus und auch altersentsprechend sein kann, wenn Kinder im Alter deines Kindes ihre Essgewohnheiten verändern und phasenweise (sehr) selektiv essen. Oder dass sie besondere Essvorlieben und Abneigungen entwickeln. Meist ist dies temporär und völlig okay - sofern ein Kind weiterhin physisch gesund ist, wächst und gedeiht und so weiter. Und man muss generell auch unterscheiden, ob es sich um ein ernsthaftes Problem handelt, im Sinne dessen dass (d)ein Kind nicht ausreichend isst oder gar mangelernährt ist und somit ein echter Problemessser ist. Oder ob dein Kind durchaus ausreichend isst und auch hinreichend mit allen Nährstoffen versorgt wird, nur eben nicht ganz so isst wie du es gerne sehen würdest, weil du andere Vorstellungen hast. In der Gänze und individuellen Situation eurer Thematik kann ich dir hier in diesem Forum leider nicht weiterhelfen - ich kann dir hier nur ein paar "Grundregeln" beschreiben, wie du euren Essalltag in der nächsten Zeit jetzt positiv unterstützen und gut bzw vielleicht noch besser begleiten könntest. 1. Zeit nehmen für die Mahlzeiten, und diese Zeit intensiv mit dem Kind schön gestalten und gemeinsam erleben. 2. wachsam sein und einfühlsam auf Hungersignale und Sattsignale achten, Altersgemäße Unterstützung beim Essen geben. 3. Experimente zulassen und Veränderungen bei Geschmacksvorlieben für möglich halten. Mit Essen "spielen" lassen, d.h. ausprobieren lassen bzw berühren lassen ohne das Angefingerte essen zu müssen 4.  in ruhiger Atmospähre essen, kein TV, kein Radio, kein Tablet, kein Smartphone. Alle Mahlzeiten mit den vom Kind auch gemochten Speisen bereichern. 5. Emotionale Gelassenheit bewahren und dabei Geborgenheit bieten: keinen Druck aufbauen - akzeptable und vielfältige Angebote machen Tabu beim Thema Essen ist auch das Aussprechen von Lob (bspw dass etwas gegessen wurde), Bestechung, "Ernährungspolizei" spielen, Ablenkung, Drohungen aussprechen etc vor allem der Punkt "Ernährungspolizei" spielen ist ein wichtiger, zu meidender Punkt. Es ist nicht gut besondere Essthemen wie bspw Kalorienthemen o.ä. im Beisein des Kindes an- oder auszusprechen.  - Essen ist Essen und fürs Kind geht es in erster Linie darum - Sei einfach ein Leuchtturm für dein Kind. Gib ihm Orientierung. Esst gemeinsam leckere Speisen. Nimm dein Kind ernst in seinem Appetit, aber lass dich nicht zu sehr davon von deinem eigentlichen Kurs abkommen. Erfülle sein Bedürfnis nach Sicherheit und Appetit bei den Mahlzeiten, doch koche und biete auch das, was du für die jeweilige Mahlzeit für sinnvoll hältst - iss selbst und gib deinem Kind diese Möglichkeit genauso. Finde ggf individuell kreative Lösungen und löse dich von falschen und überholten Vorstellungen zum Thema gesunde Ernährung. Melde dich einfach nochmal wenn du magst. Bis dann Grüße Birgit N.  


Merry21

Hallo, tut mir leid aber ich hatte technische Probleme und die Hälfte des Beitrags fehlt, ließ sich auch nicht mehr herstellen. Sie müssen nicht antworten, ich muss das leider nochmal machen, aber heute ist es mir zu spät geworden, nachdem ich das jetzt eine halbe Stunde dran saß 😭.   VG Merry


Bei individuellen Markenempfehlungen von Expert:Innen handelt es sich nicht um finanzierte Werbung, sondern ausschließlich um die jeweilige Empfehlung des Experten/der Expertin. Selbstverständlich stehen weitere Marken anderer Hersteller zur Auswahl.

Ähnliche Fragen

Danke gür deine hilfreiche Antwort auf meine letzte Frage.Jetzt schnell nochwas....mein Mann kann aufgrund einer Essstörung, Picking Eat Syndrom, nur sehr wenige Speisen essen und die sind ungesund. Er ernährt sich von Brot, Wurst, Würstchen, Vanillequark, Pommes und Schnitzel (unterwegs) Kein Gemüse, kein Obst..... Er ist also kein gutes Vorb ...

Meine Kleine, 16 Monate, isst nach wie vor nur Käse als Belag und zwar ohne Brot.... Nur auf weicher Brotrinde kaut sie ab und zu und wenn man ihr eine Semmel gibt, so ein kleines bisschen. Mittags isst sie nur gut, wenn es Nudeln gibt und auch da nur Spaghetti oder Spirelli. Alles andere bleibt liegen. Die Soße isst sie schon, die bei den Nudeln ...

Meine Tochter, fast 1,5 Jahre, hat ja noch nie besonders gut gegessen. Wir stillen auch noch sehr viel. Das ist ja im Grunde ok...würde sie nebenher zumindest ein wenig essen und das auch möglichst "normal". Ich lasse sie mit den Händen essen (bzw. im Moment ist es eher ein spielen und rumschmieren...), sie darf ja auch experimentieren, erfahren un ...

Hallo! Ich habe meinen Sohn (2 1/2) Jahre bis vor kurzem gestillt. Zum Einschlafen, sehr oft nachts und nach Bedarf auch tagsüber. Er war schon immer ein schlechter Esser und wollte lieber an die Brust. Dachte, dass wenn wir nicht mehr stillen, er besser isst. Bin oft am verzweifeln. Egal was ich anbiete, von Gemüse bis zum Fleisch. Er isst kau ...

Hallo, unser Sohn, 14 Monate, wurde bis er 10 Monate alt war voll gestillt, weil er sowohl Brei als auch BWL verweigerte. Dann fing er langsam an Beikost zu sich zu nehmen, jedoch nur in eher kleinen Mengen. Wir haben ihm alles Mögliche angeboten, auch in unterschiedlichen Darbietungsformen (z.B. Gemüse gedünstet, im Backofen gebacken, gekocht), ...

Ich konnte meine Tochter, 3 Jahre, tagsüber endlich abstillen. Wir stillen jetzt nunmehr zum Einschlafen und in der Nacht. Allerdings hat das am Essverhalten in bezug auf die Auswahl der Lebensmittel wenig verändert, wenn nicht sogar verschlechtert. Sie hatte schon immer ein selektivers Essverhalten und isst jetzt zwar zu festgelegten Zeiten mehr - ...

Hallo Mein kleiner ist im Juli 2 geworden und das Essen zerbricht mir nachwievor den Kopf Es hat lange gedauert bis er komplett vom Brei weg war aber was er isst,ist leider nicht viel von unserem Essen. Er kommt im September in den Kindergarten und ich habe echt bammel davor,was soll ich ihm in die Box zum essen mitgeben wenn er fast nicht ...

Dann habe ich gleich noch eine Frage. Meine Tochter isst wie gesagt, sehr selektiv, kein Obst und Gemüse (außer Bananen), meist Wienerle, Gelbwurst, Brezen, Semmeln (Roggen, ab und zu helle Semmeln), ab und zu Brot, Nudeln, Schokolade, Hipp Riegel, ab und zu Frikadellen. Wir arbeiten daran, dass sie auch anderes nimmt, ist aber langwierig, sie hat ...

Hallo guten Tag Frau Neumann, meine Tochter ist jetzt drei Jahre alt geworden und seit sie in dem Kindergarten ist seit zwei Monaten ist sie Essverhalten komplett verändert. Davor hat sie immer alles gegessen. Sie war eigentlich unkompliziert. Hat Saucen gegessen hat Nudeln gegessen. Gefüllte Auberginen also wirklich wirklich alles. Wie gesagt ...

Hallo, ich wende mich nochmal an Sie, da sie mir schon mal weiter geholfen haben!  Meine Tochter ist jetzt 25 Monate alt, topfit und eigentlich ein sehr ausgeglichenes Kind. Sie isst unheimlich gern. Brot, Joghurt, Obst (alles), Gemüse (da leider nur Gurke, Tomaten, Möhren, Kohlrabi), Ei....und die Menge ist auch absolut ausreichend. U ...