Frage im Expertenforum Erziehung an Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens:

Mobbing unter kleineren Kindern

Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens

Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens
Diplom Sozialpädagogin

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Frage: Mobbing unter kleineren Kindern

Lillebror87

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Sehr geehrte Frau Ubbens, eine Frage zum Thema Mobbing, da ich die Situation schwer einschätzen kann. Konstellation war ein Dreiergespann, 2 fünfjährige Jungs und ein vierjähriger Junge. Kennen sich seit Geburt, da wir Mütter befreundet sind. Wenn sich die drei Kinder zusammen sehen, war es schon immer so, das der jüngste indirekt ausgegrenzt wurde. Durch das Alter konnten wir das jedoch immer etwas abfangen und ihn aus Situationen heraus nehmen oder ablenken bzw. erreichte das nie eine Eskalationsstufe die allzu auffällig war. Mittlerweile entwickelt sich aber eine eigene Spieldynamik, an der ja auch alle Kinder teilhaben sollen. Auch kleinere Konflikte gehören dazu und müssen auch mal selbst gelöst werden, keine Frage. Mir ist bewusst das man nicht ständig alles kommentieren und sich als Elternteil auch zurück nehmen muss. Und das auch das eigenen Kind provozieren und ärgern kann, steht außer Frage. Nun war es aber leider so, das sich aggressive Ausgrenzung, ignorieren, lächerlich machen, auslachen und immer wieder bewusst weggehen vom jüngeren Kind über knapp 3h zogen. Es war keine Entspannung in Sicht, im Gegenteil. Das jüngste kind wurde zum Schluss nicht mal mehr mit Namen angesprochen von den beiden älteren sondern war plötzlich nur noch „der da“. „Der da sitzt hier nicht, der da soll weggehen“. „Komm wir schiessen auf den da“. Wenn sich das Kind näherte, verließen die beiden anderen bewusst den Ort. Die Mutter den dominantesten Kindes reagierte nicht auf das Verhalten sondern beschwichtigte. Es war unerträglich. Auch fielen Worte wie „solange sie sich nicht gegenseitig (körperlich) verletzen, greift man da nicht ein“. Das jüngste Kind versuchte über die 3h dem dominantesten Kind zu gefallen, indem es versuchte albern und lustig zu sein. Als es damit scheiterte, zog es sich zurück und wurde dann auch irgendwann vom Vater zur Seite genommen und, ich würde sagen beschützt. Das kind das die Situation über den gesamten Nachmittag so angeheizt hat, hat keine Konsequenzen erfahren. Es konnte ungehindert weitermachen, obwohl die Mutter energisch gebeten wurde endlich aktiv auf das Verhalten zu reagieren. Damit die Freundschaft der Eltern nicht an so etwas zerbricht und die Kinder noch eine Chance haben sich zu finden…wäre meine Frage, wir reagiert man richtig in so einer verzwickten Situation? Das eigene Kind beschützen und die anderen Eltern direkt ansprechen (haben wir getan)? Die Dreierkonstellation zukünftig vermeiden? Wie kann man die Kinder dahingehen lenken, das sich solche Situationen nicht so aufbauen? Oder hat man keine Chance wenn es einmal so weit gekommen ist? Warum entsteht so eine Ausgrenzung überhaupt? Ich danke Ihnen für ihren Rat. L.


Sylvia Ubbens

Sylvia Ubbens

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Liebe Lillebroer87, meine Vorrednerin hat schon ganz ausführlich geantwortet. Dem kann ich mich nur anschließen. Bei Kindern gilt, meist auch noch bis zum Ende der Grundschulzeit, 3 sind einer zuviel. Selten klappt das Zusammenspielen. Und ja, auch die 2 die sich "verbünden", scheinen nicht zu spielen. Tun sie. Nur nicht so, wie Erwachsene es "erwarten". Ihr Spiel ist es, sich gegen das dritte Kind zu verbünden. Ist nicht schön, ist aber oft so. Treffen Sie sich gerne nur mit den Eltern in einer Dreierkonstellation und ansonsten mit Kind "nur" zu Zweit (zu Viert). Sicherlich werden die beiden 5-Jährigen miteinander spielen, wenn der 4-Jährige nicht dabei ist, aber auch ein 5-Jähriger wird gut mit dem 4-Jährigen spielen. Viele Grüße Sylvia


cube

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An dem ist nämlich etwas dran. Und hier kommt noch etwas anderes hinzu: die beiden Älteren sind jetzt Vorschulkinder - das ist eine besondere Phase. In der fühlt man sich halt überlegen. Der 4-jährige ist jetzt eben "der Kleine" im Gegensatz zu ihnen, den fast schon Schulkindern ;-) Außerdem verändern sich Freundschaften einfach im Laufe der Zeit. Ich glaube, bei euch ist der klassische "Fehler", anzunehmen, weil man sich doch schon immer kennt, müssten die Kinder auch immer befreundet bleiben. Aber nur weil ihr das gerne hättet, könnt ihr das den Kids eben nicht aufzwingen. Und um es mal hart zu sagen: die Kids sind nicht dafür zuständig, dass zwischen euch Erwachsenen Freundschaft bestehen bleibt. Das müsst ihr voneinander trennen. Ich denke, je mehr ihr versucht, dass es doch klappen muss, umso mehr werden sich die Kinder dagegen wehren. Macht eine Pause damit und trefft euch als Erwachsene halt mal ohne Kinder. Oder es müsste eben noch ein Spielkamerad für den 4-jährigen mit dazu kommen. Aber so, wie es jetzt ist, scheint es nicht mehr zu klappen und sollte auch nicht erzwungen werden. Meine beste Freundin und ich haben uns mit Kids auch seit der Geburt getroffen. Hat jahrelang gut geklappt. Und dann war irgendwann Feierabend. Beide hatten über den Kiga andere Freunde und entwickelten sich immer mehr auseinander. Also haben wir uns ohne Kids getroffen bzw. mit Kids nur noch ab und zu - das ging dann. Und irgendwann waren beide in der Schule und alt genug, auch mal 2 Stunden mit jemandem auszukommen, den man nicht als Freund bezeichnen würde, der aber auch nicht ganz schrecklich ist ;-)


cube

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In der Situation der 2 5-jährige vs den 4-jährigen siehst du hauptsächlich den Jüngeren, der doch so gerne mitspielen will. Und erwartest, dass die Älteren das doch genau deswegen, weil älter, akzeptieren müssten. Die Eltern das doch einfordern müssten. Nein, müssen sie nicht. Weder die Kinder noch die Eltern. Offenbar wollen die beiden Jungs alleine spielen. Damit, auch mal nicht mitspielen zu dürfen, muss auch ein 4-jähriger eben umgehen lernen. Das wird nicht letzte Mal sein, dass er zu hören bekommt "nee, du darfst nicht mit spielen". Genau so, wie die 5-jährigen das auch zu hören bekommen und damit zurecht kommen müssen. Das die beiden Älteren immer rabiater wurden liegt ja eben auch daran, dass der 4-jährige eben das "nein, du nicht" nicht akzeptiert hat und immer wieder hinter ihnen her ist. Natürlich tut einem das leid und wenn es das eigene Kind ist auch weh. Aber was hat es davon, wenn die anderen nur mit ihm spielen, weil sie dazu genötigt wurden? Besser wäre, seinem Kind dann altersgerecht zu erklären, dass/warum man nicht immer überall mitmachen darf und sich dann eben als Eltern selbst mit dem abgewiesenen Kind beschäftigen wenn kein anderer potentieller Spielpartner in Sicht ist.


Lillebror87

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@Cube, danke für deine Sicht auf die Lage. Klingt nachvollziehbar, gehe ich teils mit. Das Ding war halt, das es kein wirkliches Spiel zwischen den beiden älteren gab. Sie hatten jetzt nicht wirklich n vertieftes Thema oder ne krasse Interaktion miteinander. Sie verband tatsächlich hauptsächlich, das andere Kind zu schikanieren. Das dominantere zehrte fast schon daraus und freute sich immer sichtlich, wenn es „Erfolg“ hatte. Und ich weiß auch nicht ob man so eine Ablehnung unter Kindern nur um des Prozess Willens akzeptieren muss. Also das finde ich einfach wenig gesellschaftsfähig. Aber deine vorgeschlagene Konsequenz erstmal nichts mehr zu erzwingen…sich eben ohne Kinder zu treffen vorerst…werden wir umsetzen. Das haben wir im Tagesverlauf schon so beschlossen.


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