Frage im Expertenforum Kinderernährung an Dr. med. Axel Enninger:

Gedeihstörung, B12 Mangel

Dr. med. Axel Enninger

Dr. med. Axel Enninger
Kinder- und Jugendarzt, Kindergastroenterologe

zur Vita

Frage: Gedeihstörung, B12 Mangel

Radieschen28

Vorab möchte ich mich herzlich bedanken, dass ich Sie um Ihre Einschätzung bitten darf.  Es geht um meine Tochter, geb. Bei 36+3 am 17.11.23 mit 2865g. Seit Geburt vollgestillt.  U2: 2620g,51cm,33cm KU U3: 3410g. 51,5cm, 35,3cm KU, Stuhlgang nur alle 16-18 Tage, Bauchschmerzen & schlechtes Trinken ab Tag 10-11 ohne Stuhlgang -> Verdacht auf Kuhmilchproteinintoleranz, Verzicht auf sämtliche Milchbestandteile.  U4: 4255g, 54,5cm, 38cm KU -> Diagnose Gedeihstörung -> stuhlprobe-> Calprotectin bei 753 -> Überweisung an Kindergastroenterologie.  Termin beim Kindergastroenterologen: schlanker Ernährungszustand, Entwicklung im Bereich der 3. Perzentile, monatliche Gewichtskontrolle beim Kinderarzt. Ich soll wieder Milchprodukte essen. Untersuchung und Ultraschall unauffällig, Blutentnahme -> Labor unauffällig, jedoch B12 im unteren Normbereich, Methylmalonsäure leicht erhöht -> Behandlung mit  1 x 500 µg Hydroxycobalamin i.m. Pro woche, über 4 Wochen, nach weiteren 2 Wochen Spiegelkontrolle beim Kinderarzt.  Kinderärztin in der Zwischenzeit weiterhin sehr besorgt wegen Gewichtsentwicklung, fordert häufigere Gewichtskontrollen als angeordnet und um den Allgemeinzustand zu kontrollieren. Der Stuhlgang hat sich mittlerweile seit 2 Monaten auf 1x alle 7-9 Tage eingependelt, jedoch hatte meine Tochter bei 2 Stühlen Blutbeimengungen und kämpft phasenweise so sehr mit Bauchschmerzen, dass ich zu paracetamol Zäpfchen greifen muss. In diesen Phasen trinkt sie auch sehr schlecht, sie hat zwar Hunger und möchte trinken, windet sich allerdings nach ein paar schlucken und schreit nur. Es folgen aber auch immer wieder wochenlange beschwerdefreie Phasen in denen sie sehr gut trinkt und kaum bis keine Bauchschmerzen hat trotz gleichbleibenden Abständen des Stuhlgangs.  In ihrer sonstigen Entwicklung, motorisch usw entwickelt sie sich völlig unauffällig und altersgemäß. Sie ist aufgeweckt, hat lange wachphasen & ist sehr neugierig und interessiert. Sie zeigt nur noch kein Interesse an Essen und verweigert Beikost noch.  U5: 5750g, 61,8cm, 41cm KU, Eintrag im Uheft: „Gedeihen!!!“ Bei der Spiegelkontrolle von dem B12 Wert kam nun ein Ergebnis von >2000 bei einem Referenzbereich von 211-911. Meine Kinderärztin spricht von einer „massiven Überdosierung“, der behandelnde Kindergastroenterologe von „Überdosierung -> Blödsinn“. Wir haben Mitte Juni einen erneuten Termin bei Ihm.  Ich mache mir mittlerweile große Sorgen, bin sehr verunsichert und von der Beunruhigung meiner Kinderärztin beeinflusst. Wiegeprobe, Abpumpen und zufüttern, Premilch füttern wurde alles bereits probiert aber meine Tochter trinkt einfach nicht mehr oder spuckt dann im Nachhinein wenn ich sie „vollpumpe“ Ich bin verzweifelt und weiß auch nicht mehr ob ich mich auf die Aussagen meiner Kinderärztin oder die des Kindergastroenterologen verlassen soll. Aktuell wiegt meine Tochter 5820g bei 62,5cm Körpergröße.  Wie beurteilen Sie denn die Situation? 


Grundsätzlich ist es aus der Ferne immer schwer zu beurteilen. Aber ein paar Dinge vielleicht: Der Calprotektin Wert ist für ein Kind in dem Alter normal und nicht beunruhigend. Säuglinge haben deutlich höhere Normalwerte. Den Rat des Kindergastroenterologen wieder Milch einführen kann ich nachvollziehen, ebenso seine Beurteilung zu dem vermeintlich zu hohen Vit. B 12 Spiegel. Bei der Beurteilung von mangelnder Gewichtszunahme ist immer wichtig, ob es nur um das Körpergewicht geht oder auch um Kopfumfang und Länge, und darum, ob es dem Kind sonst gut geht. Letzteres scheint ja der Fall zu sein. Aus Ihrer Formulierung "vollstopfen" spricht Frust und Verunsicherung. Da brauchen Sie Hilfe, die aber ja bald durch den Folgetermin beim Kindergastroenterologen in Sicht ist. Vielleicht hilft es, wenn Sie Ihr Kind nach dem Stillen einer anderen Person geben und diese Person dann ohne Druck versucht noch etwas zu füttern. Wenn das Kind es mag, prima, wenn nicht, besprechen Sie beim Folgetermin was weiter zu tun ist. Vielleicht gelingt dann auch die Beikosteinführung - das dauert manchmal. Aber auch hier hilft es manchmal, wenn eine emotional weniger beteiligte Person hilft und schaut was geht.


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