Tiffi153
Hallo Frau Henkes, ich habe Sie schon einmal um Rat gefragt. Sie konnten mich gut unterstützen und aus diesem Grund möchte ich noch einmal eine Frage an Sie stellen, obwohl ich erahnen kann, dass Sie echt viel zu tun haben. Es geht um meine eineiigen Zwillingsjungs (14 Monate). Einer ist (körperlich wie psychisch) sehr dominant , der andere ist leider während der Schwangerschaft schon unterversorgt gewesen und körperlich schwächer und von der Art auch introvertierter. Ich hatte eine Präeklampsie, spüre aber dennoch Schuldgefühle. Vermutlich aus diesem Grund, habe ich immer das Gefühl, dass der Kleinere zu kurz kommt. Ich bin extrem darauf bedacht, keine Unterschiede zu machen, es ist aber tatsächlich so (und das traue ich mich kaum zu sagen oder zu schreiben), dass der dominantere, aufgewecktere Junge mir etwas näher steht, weil er einfach mehr Nähe zu mir sucht. Dadurch fühle ich mich umso mehr schuldig. Der "wildere" Zwilling wird immer wilder, selbstbewusster, neugierig, geht voran. Und der introvertierte Zwilling zieht sich dadurch immer mehr zurück. Zurück von seinem Bruder, aber auch bon mir. Ich nehme es wahr und möchte da gegen steuern. Ich möchte nicht, dass der Kleine untergeht und abspeichert, dass er vom Leben nichts erwarten darf. Haben Sie einen Tipp für mich?
Guten Tag, als Erstes möchte ich Ihnen vermitteln, wie mutig es ist, dass Sie sich eingestehen, einem Ihrer KInder näher zu stehen als dem anderen. Das ist ganz häufig der Fall und auch völlig in Ordnung, weil die Beziehungen ohnehin immer unterschiedlich sind. Viele Eltern gestehen sich dies jedoch nicht ein, dabei geht es gar nicht darum, dem Kind das zu sagen. Wichtig ist vielmehr, dass man danach sein Handeln ausrichten kann. Wenn Sie wissen, dass der lebhafte Zwilling sich Ihre Nähe aktiv holt, wissen Sie auch, dass Sie beim anderen Zwilling selbst aktiv werden müssen. Stellen Sie zu ihm die Nähe bewusst her und holen Sie ihn behutsam und beständig aus seinem Rückzug. Möglicherweise gibt es auch schon mal die Möglichkeit, mit jedem Zwilling Zeit zu zweit zu verbringen. Gleichzeitig gilt es natürlich auch zu akzeptieren, dass Ihr KInder sich unterschiedlich verhalten und ein unterschiedliches Temperament haben. Ihre Schuldgefühle scheinen Sie sehr zu belasten, obwohl Sie wissen, dass diese unbegründet sind. Sie können für sich überlegen, ob Sie es alleine schaffen sich davon zu befreien. Sie sind im Leben mit Kindern oft eher hinderlich. Ich wünsche Ihnen alles Gute. Ingrid Henkes
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