Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Ingrid Henkes:

Unsicher-ambivalente Bindung?

Ingrid Henkes

 Ingrid Henkes
Analytische Kinder- und Jugendlichen­psycho­therapeutin

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Frage: Unsicher-ambivalente Bindung?

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Liebe Frau Henkes, seit einiger Zeit frage ich mich, ob die Bindung meines Sohnes (Aktuell 11 Monate alt) unsicher zu mir ist bzw. Ob ich etwas dagegen tun kann. Ein paar Infos dazu: Schreikind 4 Monate lang, anschließend sehr ängstlich an fremden Orten und ggü fremden Personen. Aktuell werden fremde Orte akzeptiert wenn ich/mein Mann dabei sind, fremde Menschen dürfen ihn allerdings nicht anfassen geschweige denn tragen. Auch Oma und Opa (sieht er seit Monaten wöchentlich) werden abgelehnt.  An mir klammert er stark. Verlasse ich den Raum beginnt er zu weinen und mir nachzukrabbeln. Ist er dann bei mir, lässt er sich beruhigen - allerdings muss ich mich dann auch so gut wie ausnahmslos mit ihm beschäftigen, ich kann nicht im Raum sein und etwas anderes tun (z.b. in Ruhe etwas lesen) als mit ihm zu spielen. Ist der Vater im Raum wird ebenfalls geweint wenn ich gehe, allerdings lässt er sich von ihm dann auch beruhigen wenn ich weg bin. Er will immer noch viel getragen werden und klammert sich an meinen Beinen fest. Gehe ich seinen Wünschen nicht nach, beginnt er direkt zu weinen und beruhigt sich erst wieder wenn ich ihn hochnehme. Insgesamt hängt er stark an mir und lässt mir wenig Freiheiten. In 2 Wochen wollte ich gerne mit der Eingewöhnung in der Krippe starten, bin aber sehr unsicher ob er überhaupt eine Erzieherin als neue Bindungsperson akzeptieren wird. Vielen Dank im voraus für ihr Einschätzung und ihren Rat! Viele Grüße!


Ingrid Henkes

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Guten Tag, nach Ihrer Beschreibung habe ich nicht den Eindruck, dass Ihr Sohn unsicher oder ambivalent gebunden ist. Er ist sehr an Sie gebunden und das ist mit elf Monaten völlig in Ordnung. Ihr Sohn hat noch keine stabile Objektkonstanz, d.h. er kann sich in Ihrer Abwesenheit noch nicht vorstellen, dass Sie seine Mutter bleiben und wiederkommen. Das kann in seinem Alter auch noch nicht sein, schon weil das Vorstellungsvermögen noch gar nicht so weit entwickelt ist. Trennungstendenzen vom Kind aus entstehen in der Loslösungsphase mit ca. achtzehn Monaten. Ihr Sohn ist kann sich auch noch nicht alleine interessante Beschäftigungen suchen, die ihn über längere Zeit binden. Einjährige können Ihren Müttern auch noch keine Freiheiten lassen. Sie können Mütter noch gar nicht als Objekt mit eigenen Bedürfnissen erleben. Ihr Sohn braucht ja selbst noch intensive Bedürfnisbefriedigung und Aufmerksamkeit. Gerade lesende Eltern können Kleinkinder oft schlecht akzeptieren. Sie spüren dass das Lesen die Aufmerksamkeit der Eltern ganz absorbiert. Sie können Ihren Sohn unterstützen, indem Sie ihm zeigen, dass Sie ihm zutrauen, kurze Zeit ohne Sie - aber dafür mit dem Vater - zu sein. Mit fortschreitender Entwicklung wird sich der Kreis der Bezugspersonen schon um mehrere Personen erweitern. Die Krippenbetreuung können Sie nur ausprobieren und gegebenenfalls wieder abbrechen. Wenn Sie jedoch unsicher sind, wird Ihr Sohn sich nicht auf die Krippe einlassen können. Ich wünsche Ihnen alles Gute. Ingrid Henkes


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