Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Ingrid Henkes:

Umgang mit fremden Menschen

Ingrid Henkes

 Ingrid Henkes
Analytische Kinder- und Jugendlichen­psycho­therapeutin

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Frage: Umgang mit fremden Menschen

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Sehr geehrte Frau Henkes, ich habe eine vielleicht etwas ungewöhnliche Frage, bei der mich eigentlich Verstand und Vernunft leiten sollten. Dennoch bitte ich um Ihre fachliche Meinung. Meine Tochter ist 2,5 Jahre alt und sehr offen gegenüber anderen Kindern. Gegenüber fremden Erwachsenen ist sie erstmal verhalten und skeptisch. Finde ich auch vollkommen normal und in Ordnung. Wie gehe ich denn mit folgenden alltäglichen Situationen um? In der Stadt oder im Supermarkt an der Kasse kommt es häufig vor, dass meine Tochter angesprochen wird, meist von Frauen oder älteren Damen und Herren. Wie sie denn heiße oder wie alt sie sei wird sie ganz lieb gefragt. Meine Tochter antwortet manchmal, je nachdem wie "sympathisch' ihr die Person erscheint. Ich denke, es ist vollkommen in Ordnung, wenn sie den Personen nicht antworten möchte. Manchmal befinde ich mich gedanklich allerdings in einer Zwickmühle bezüglich - Was gilt als höflich? Spielt das in diesem Alter überhaupt schon eine Rolle in diesen Situationen?  Liege ich richtig mit der Annahme, dass es in Ordnung ist, wenn meine Tochter nicht antworten möchte? Wenn sie mich manchmal fragend anschaut, dann sage ich manchmal, dass sie nicht antworten muss, wenn sie nicht möchte. Ich bin sowieso der Auffassung, man sollte Kinder nicht drängen, nur der Höflichkeit willen. Die Hand geben müssen, im Arm nehmen zum verabschieden und solche Dinge liegen mir fern. Mir reicht es, wenn sie zum Abschied winkt oder Tschüß sagt.  Wenn aber ein anderes Kind sie soetwas fragt, dann sage ich zu meiner Tochter, dass sie ruhig antworten kann.  Ich möchte sie da nicht durcheinander bringen, denke, es macht aber schon einen Unterschied, ob sie mit einem anderen Kind oder einem Erwachsenen spricht.  Sie soll eine gesunde Skepsis gegenüber fremden Menschen bewahren. Gleichzeitig aber auch nicht denken, fremde Menschen führen grundsätzlich immer böses im Schilde. Was kann man aufgrund von Höflichkeit verlangen, wo ist die Grenze? Ich hoffe, sie können durch meine Ausführungen nachvollziehen, worauf ich hinaus möchte.  Was denken Sie darüber?  Herzlichen Dank für Ihre Bemühungen! 


Ingrid Henkes

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Guten Tag, ich finde Ihre Frage sehr berechtigt, denn die Erziehung zur Höflichkeit ist ja ein traditionelles Erziehungsziel. Allerdings hat sich die Einstellung dazu heute erfreulicherweise geändert. Sie liegen mit Ihrer Annahme ganz richtig, dass Ihre Tochter nicht antworten muss. Zur Höflichkeit kann und muss man Zweijährige noch nicht erziehen. Da wo das Kleinkind sich zum eigenen Schutz vor fremden Personen noch abwendet, reagieren Zweijährige meist einfach mit Ignorieren der betreffenden Personen. Dieses Verhalten ist ein aktiver Bewältigungsversuch Ihrer Tochter, den Sie ihr lassen sollten. Ohnehin sprechen reflektierte Erwachsene heutzutage keine fremden Kinder mehr an,  schon gar nicht in der Erwartung, das Kind habe zu antworten. Damit sollen die Schutzmöglichkeiten des Kindes vor Ansprache durch nicht wohlmeinende Fremde gestärkt werden. Die beschriebenen Fragen kann man den Eltern stellen. Das wäre meines Erachtens der richtige Weg. Damit dämonisiert man fremde Personen nicht, weil Eltern diese nicht als potentiell böse schildern. Sie bleiben einfach fremd und bringen ein Kind so auf größere Distanz. Im übrigen fragen Sie wildfremde Menschen ja auch nicht nach Name und Alter. Das Gesagte gilt nicht nur für Fremde im Supermarkt sondern auch für unbekannte Verwandte, die selten zu Besuch kommen. Ihre Tochter kennt bereits den Unterschied zwischen Erwachsenen und Kindern und wird da unterscheiden können. Bei fremden Kindern muss sie ebenfalls nicht antworten. Höflichkeitsregeln wird sie im Laufe ihrer Entwicklung noch in geeigneter Form lernen.  Ich wünsche Ihnen alles Gute. Ingrid Henkes


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