Mitglied inaktiv
Lieber Dr. Posth! Mein Sohn ist nun 6 Monate alt und war noch nie einfach. Er hat immer schon außergewöhnlich viel geschrien und schlecht geschlafen. Allerdings habe ich nicht damit gerechnet, daß es immer noch schlimmer werden kann. Die Nächte werden immer extremer: Nach einem festen Ritual (Wickeln, Schlafsackanziehen, Füttern, immer zur gleichen Zeit in der gleichen Umgebung) lege ich ihn um 20.00 nieder. Entweder schläft er schon beim Füttern ein oder alleine in seinem Bett. Früher hat er dann auch meisten bis etwa 0.00 geschlafen, das hat sich mit der Zeit aber zunehmend verkürzt, so daß er nun spätestens um 22.00 zu schreien beginnt. Ich habe dabei das Gefühl. daß er nicht einmal wach ist und er läßt sich auch nicht beruhigen weder mit dem Schnuller, noch mit Tee, noch durch leises Zureden, noch durch streicheln und auch nicht wenn ich ihn auf meinen Bauch lege, was früher funktioniert hat. Hunger, Zahnen und Krankheit sind ebenfalls ausgeschlossen. Das Schreien geht durch Mark und Bein und ist wirklich exzessiv. Die besten Chancen ihn wieder zum Schlafen zu bewegen ist Stillen, allerdings kommt es immer häufiger vor, daß er auch das verweigert und sich lediglich ganz fest in meine Brüste verkrallt. Die erste Schreiattacke dauert bis etwa 0.00, um 2.00 geht es wieder los, da wirkt aber meistens das Stillen. Von 4.00 bis 6.00 schreit er wieder - laut exzessiv und ohne jede Chance auf Beruhigung (Zeiten variieren mitunter). Dazwischen ist er unruhig und ich muß ihm laufend den Schnuller geben. Am Tag ist er meistens auch völlig unzufrieden und schreit und quengelt sehr viel, es hat den Anschein, als könne man ihm nichts recht machen. Vor allem ab 17.00 muß man ihn ohne Unterbrechung tragen. Die Schlafzeiten am Tag unterliegen auch keinem fixen Plan, außer der Schlaf am Vormittag (3/4 - 1 1/2 Stunden zwischen 10.00 und 12.00). Ich bin völlig am Ende, kein Arzt kann mir helfen, in seiner Entwicklung hinkt er auch ein wenig hinterher, was mich zusätzlich belastet. Ich habe auch schon eine Unmenge an Geld in alternative Heilmethoden wie Osteopathie und Homöopathie gesteckt - nichts hat etwas gebracht. Meine Beziehung ist auch am Ende, mein Partner und ich streiten nur noch und machen uns gegenseitig Vorwürfe. In der Nacht passiert es nun immer häufiger, daß ich die Nerven wegwerfe, das kind packe und ihn fürchterlich anschreie. Es ist mir klar, daß das nicht gut sein kann - ich kann aber oft nicht mehr anders. Manchmal, wenn ich neben ihm während einer dieser Schreianfälle zu weinen beginne, hört er auf zu schreien und ich denke mir "jetzt hast du endlich dein Ziel erreicht". Wenn sie irgendeine Idee hätten, was ich noch tun kann, wäre ich ihnen auf ewig dankbar. Ich leibe mein Kind doch, aber momentan schwanke ich nur noch zwischen Aggression, Müdigkeit und Verzweiflung! Danke schon jetzt für Ihre Antwort und entschuldigung für die Länge des Beitrages!
Liebe Sandra, je nachdem, wo Sie wohnen, brauchen Sie vielleicht nicht so lang zu gehen, um Hilfe zu bekommen. In München, in Köln und in Hamburg, auch in Berlin? gibt es an den Universitätskinderkliniken diese Schreiambulanzen. Die erste wurde schon Anfang der 90er Jahre in München durch Frau Prof. Papousek gegründet. Damals sicherlich eine Pionierleistung! Mit dem Thema Schreien im Säuglingsalter haben sich inzwischen zahlreiche Autoren aus der Psychologie und ihren angrenzenden Bereichen beschäftigt. Natürlich auch in Deutschland. Nicht immer sind gute Meinungen vertreten. Ich selbst arbeite im Moment auch an einer Publikation hierzu, sowie zum Thema Fremdeln und Anhänglichkeit für eine kinderärztliche Zeitschrift, weil es dringend notwendig ist, auch in der Kinderheilkunde sich dieses Phänomens anzunehmen. Darin vertrete ich die Ansicht, daß dem Schreien ein Gefühl von Unheimlichkeit und Angst zugrunde liegt, welches den Säugling je nach Veranlagung in unterschiedlicher Stärke befällt. Diese Ursprungsangst rührt aus der menschlichen Entwicklungsgeschichte her, welche im Schreien des Säuglings Zeugnis davon ablegt, daß die Frühgeschichte der Menschheit kein vergnüglicher Spaziergang gewesen ist. Wieso die Angst jetzt noch in den Säuglingen ist, kann man dadurch erklären, daß Angst ein von Grund auf formender Bestandteil im Gehirn des Menschen ist (emotionales Bewußtsein), und zwar durch Botenstoffe im Gehirn und deren Annahmestellen, den Rezeptoren. Diese Faktoren wirken aber, anders als die Fähigkeit zum rationalen Denken, schon von Geburt an. Diese Ansicht ist zwar noch nicht überall anerkannt, ich meine aber, daß es nur eine Frage der Zeit ist, bis das durch spezielle Untersuchungsverfahren bewiesen ist. Angst, das wissen Sie auch, verstärkt sich in der Nacht und weckt die Sehnsucht nach einer tröstenden und beschützenden Person. Gerade der an sich ja völlig hilflose Säugling empfindet diese Sehnsucht. Bleibt diese Sehnsucht unerfüllt, hat er keine Chance, sich in irgendeiner Weise geistig umzustimmen. Er leidet an seinem emotionalen Zustand ohne sich helfen zu können. Meist ist die Situation zwischen wahrlich erschöpfter Bezugsperson und Säugling regelrecht verfahren und die primäre Bindung erhält einen "Knacks". Das verschlimmert die Situation und der "Angstlevel" steigt immer weiter an. Bei erwachsenen Angstpatienten nennt man das die Angst vor der Angst (Phobophobie). Das ist ein schlimmer Zustand. Was mich nur wundert ist, daß man das bei Erwachsenen sofort ausdiagnostoziert und dem Betreffenen alle erdenkliche Hilfe zusagt, den Säugling aber als Empfehlung einfach weiter schreien läßt. Um sich selbst zu beruhigen und Schuld abzuweisen, untermauert man dieses Konzept mit pseudopädaogischen Grundsätzen, obwohl man zumindest spürt, daß man den Säugling noch überhaupt nicht erziehen kann. Auch Sie gehen fehl mit Ihrer Ansicht, daß Ihr Sohn "endlich sein Ziel erreicht hat". Welches wie auch immer geartete Ziel könnte Ihr Sohn, der sie über alles liebt und sich nach Ihnen sehnt, denn haben? Sie so fertig zu machen, damit er von Ihnen fertig gemacht wird? Das ist doch absurd. Sie benötigen sicherlich Hilfe von außen, um Ihr inneres Gleichgewicht wieder zu finden. Dann könne Sie Ihren Sohn auch plötzlich wieder beruhigen, was Sie wiederum selbst beruhigt. Das wäre der positive Kreislauf. Ich wünsche Ihnen, die Stärke zu entwickeln, die Sie in sich ahnen. Ich hoffe, Ihr Mann und Ihre Familie helfen Ihnen dabei. Viele Grüße
Mitglied inaktiv
http://www.babynews.de/frames/indexh.htm?http://www.babynews.de/infos/baby/mstau/inhalt.htm Ich glaube in D gibt es eine sogenannte Schreiambulanz und auch eine Mutter - Kind Kur. (Ich wohne in der CH, kenne daher keine Details). Schau auch mal unter www.schreibabys.com nach und unter www.trostreich.de Uns half Herumtragen sehr viel. manchmal habe ich sie den ganzen Tag getragen und auch viel geschaukelt auf dem Gymnastikball. Ich habe mir auch immer Ohrstoppel reingesteckt, um Aggressionen zu vermeiden. Mit meinem Mann haben wir uns abgewechselt, sodass immer einer schlafen konnte. Ohrstoppel verhindern zumindest, dass Du Dein Kind oder Deinen Mann anschreist. ich weiss, es ist zermürmend und zum Heulen so ein Schreibaby. Wir gingen auch mal zum Chiropraktiker, das hat viel geholfen, denn ein Wirbelchen war verschoben. Gruss, Doris
Mitglied inaktiv
Hallo Sandra, meine Schwester hatte auch so ein Exemplar. Tagsueber war er eigentlich normal und sogar sehr mobil, aber die Naechte waren die Hoelle! Er liess sich beim Schreien auch durch nichts beruhigen (ich habe das mal mitbekommen, das ist fuer JEDEN der dabei ist fuerchterlich, aber fuer die Mutter besonders). Ich will dich nicht beunruhigen, aber bei meinem Neffen hoerte es erst auf, als er 2 1/2 war!!! Allerdings war meine Schwester auch nie bei einer Schrei- oder Schlafberatung, was ich Dir jedoch dringend empfehlen wuerde. Ich wuensche Dir viel Glueck und starke Nerven - ich weiss, wie schwer das ist! Gruesse DUSA
Mitglied inaktiv
liebe sandra! ich habe gerade zwar nur ganz wenig zeit, aber dir muss ich antworten! mein sohn war genauso. und gerade mit 6 monaten. kurz gefasst: er hat die ersten 3 monate extrem viel geschrien und war eigentlich nur still oder zufrieden, wenn er tag und nacht in meinen armen oder in busennähe war. dann wurde es immer besser. ich bilde mir ein, dass er einfach sicherer wurde durch die viele nähe und unser eingehen auf ihn. aber: während er tagsüber eigentlich fast schon ein "normales" baby war (so wie ich es mir vor der entbindung vorgestellt hatte;-) - wurden die nächte immer unruhiger. wenn er anfangs noch 4 stunden am stück schlief, dann wurden es 3, 2...mit 6 monaten schrie er nachts oft halbstündlich auf. es war wirklich schwer, zumal mir keiner einen schlauen tipp geben konnte und ich nicht wusste, liegt es an mir, am kind, an gottweißwas... ärzte rieten mir lediglich zum einführen von beikost. (was in keinerlei zusammenhang zum problem stand und natürlich auch nichts brachte!!!) komisch war eben auch, dass er nicht aufwachte und dann rief und sich irgendwie ins schreien gesteigert hätte. nein, er kreischte, schon bevor er richtig wach war. keine chance mit rumtragen, wiegen, und sonstwie trösten. in meiner not hab ich ihn dann einfach nur gestillt. gerade als er so 6 monate war (das war im januar) bin ich oft abends mit ihm ins bett, hab mir ein buch mitgenommen und ihn einfach gestillt. ich musste um 6 uhr aufstehen zum arbeiten und hatte einfach keine energie, mit anderen unfruchtbaren tröstversuchen zu experimentieren. manchmal hatte ich am morgen das gefühl, eigentlich die ganze nacht durchgestillt zu haben. nach etwa 4 wochen wurde es wieder immer besser. und übrigens hatte er dann auch plötzlich 2 zähne. ob da ein direkter zusammenhang besteht, weiß ich nicht. aber vielleicht hatte er echt einfach nur höllische schmerzen? mittlerweile hab ich schon öfter von solchen phasen gehört. gerade mit einem halben jahr. ich denke, du bekommst aus deinem umkreis in erster linie 2 arten von tipps. die einen sind die hardliner, die diesen stressigen zustand als untragbar erkennen und dir dazu raten, irgendwie dagegen anzukämpfen (sprich: kind disziplinieren). der erfolg jeglicher methoden in diesem alter ist meines erachtens höchst zweifelhaft und wenn dein kind nur ansatzweise so sensibel und uncool ist wie meines, dann wirst du nicht weit kommen. die andere möglichkeit ist der weg des geringsten widerstandes. du müsstest einfach lernen zu akzeptieren, dass du ein extrem anspruchsvolles und forderndes kind hast, das auf deine nähe und hilfe oft in noch größerem maße angewiesen ist als vielleicht andere babys. da diskutieren in dem alter noch nichts bringt, versuch dich darauf einzurichten. stell den fernseher ins schlafzimmer, nimm gute bücher mit oder leg dich auf eine matraze neben das babybett (je nachdem wo das baby schläft). glaub mir, solche phasen vergehen am ehesten, wenn man sich bemüht, gelassen zu bleiben. und das geht nur, wenn du nicht einen aussichtslosen kampf gegen das geschrei beginnst, sondern den kleinen im arm hältst, ihm schnuller oder brust anbietest sooft er schreit und dir keine gedanken darüber machst, ob das jetzt gut ist oder schlecht oder unpädagogisch. ich denke, ich muss dir jetzt nicht erzählen, dass sich deine aggression und anspannung in dieser situation bestimmt zusätzlich auf das baby übertragen kann. er merkt ja, wenn es dir beschissen geht. ich hatte das glück, dass mein mann mir das leben in dieser harten phase nicht zusätzlich schwer machte. aber ich weiß von einer bekannten, die sich in einer genau solchen situation auch noch anhören durfte, es sei ihre schuld, es läge am stillen, sie habe das kind vermurkst. wenn man so beladen mit schuldgefühlen nicht weiß, ob man das kind trösten darf oder sich und das baby hassen soll, das stelle ich mir extrem grausam vor. sorry, für den langen text. aber wenn ich so etwas lese, habe ich immer das bedürfnis, allen leuten zu sagen, dass man sich nicht reinreden lassen soll, dass man sich nicht verrückt machen lassen soll. einfach dem baby all das geben was es braucht. auf die weise geht's dir nämlich auch am besten. was mich noch getröstet hat, war, dass ich mir klar gemacht habe, dass ich trotz aller probleme und sorgen eigentlich glücklich sein kann, ein gesundes baby zu haben und in der lage zu sein, für mein baby sorgen zu können. wenn es einem gelingt, sich das vor augen zu führen, können auch die schlimmsten nächte wieder ein bisschen erträglicher werden. ganz lieber gruß und ganz viel kraft von moni ps. mein sohn ist mittlerweile fast 15 monate und hat seit dieser "horrorphase" mit 6 monaten für seine verhältnisse relativ gut geschlafen (z.t. 4 stunden am stück). erst jetzt mit 13 monaten, als er das laufen gelernt hat, hatten wir so etwas wie einen rückfall mit zum teil sehr anstrengenden nächten. ich denke mal, das zahnen und laufen lernen und der schnupfen von letzter woche - das kommt wieder alles zusammen. und es ist mittlerweile auch wieder ein bisschen besser :-)
Mitglied inaktiv
Liebe Doris, DUSA und Moni! Danke für eure Antworten, das baut stark auf! Alleine die Gewißheit, daß man nicht alleine so eine Situation durchmacht, sondern, daß es auch andere "schreckliche" Kinder gibt ist beruhigend. Heute bin ich auch wieder viel entspannter, der Kleine hat außerordentlich gut geschlafen, war nur ca. 4x wach und hat sich sofort mit Stillen und Tee beruhigen lassen. Ich habe auch schon einen Termin in einer Schreiambulanz gemacht und lasse mich dort noch weiter beraten! Nochmal danke für eure Antworten und alles Liebe auch für eure Zwerge, die anscheinend ja auch alles andere als einfach sind!
Mitglied inaktiv
Liebe Sandra, keines meiner Kinder war ein Schreibaby, aber ich habe schon viel Gutes von folgendem Buch gehört: Dr.William Sears Das 24-Stunden Baby Kinder mit starken Bedürfnissen verstehen, 203 Seiten Preis: 11,60 EUR Du kannst es im Stillshop auf Biggi Welters Ratgeberseite hier im RuB bestellen (oben links auf der Seite ist der Link). Ich hab Dir mal kopiert, was dort steht: Der bekannte Kinderarzt Dr. med. William Sears rät, wie wir Kinder mit starken Bedürfnissen vom Baby bis zum Kleinkindalter begleiten können. In seinem neuesten Buch beantwortet er unter anderem folgende Fragen: - Wieso weinen Babys, und wie gehen wir am besten mit "Schreibabys" um? - Wie können wir einem Kolikkind helfen? - Was macht man bei Stillschwierigkeiten? - Wie können Väter helfen, damit Mütter nicht "ausbrennen"? - Welche Erziehungsmaßnahmen sind beim Kleinkind angebracht? Ich habe von Dr. Sears das Buch "Schlafen und Wachen" gelesen und es hat mir gut gefallen. Vielleicht hilft Dir sein Buch über Schreibabys auch etwas weiter? Gut, daß Du Dich schon für einen Besuch in der Schreiambulanz entschieden hast! Ich wünsche Dir ganz viel Kraft und Gelassenheit für die nächsten Monate und daß Dein Partner sich besinnt... sicher hat auch er einfach die Nerven verloren. Liebe Grüße Oda
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