Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Ingrid Henkes:

Kleinkind lehnt Mutter ab

Ingrid Henkes

 Ingrid Henkes
Analytische Kinder- und Jugendlichen­psycho­therapeutin

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Frage: Kleinkind lehnt Mutter ab

Cz2Le

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Sehr geehrte Frau Henkes, mein Sohn ist nun 20 Monate alt. Generell ist er ein sehr temperamentvolles, unruhiges Kind, ehemals Schreibaby, jetzt sehr willensstark und trotzig. Er ist motorisch sehr weit, sprachlich eher zurück (versteht einiges, aber sagt nur drei Wörter)  Ich habe ihn viel im Tragetuch gehabt und versucht auf seine Bedürfnisse einzugehen, soweit dies ging. Trotzdem ist und war der Alltag durch die Ungeduld und Impulsivität oft anstrengend. Die ersten zehn Monate war ich komplett allein mit ihm zu Hause, seitdem arbeiten man Mann und ich beide Teilzeit und kümmern sich gleichwertig ums Kind. Bis er 15 Monate alt war, war er ein reines Mama Kind. Mit Papa spielen etc war super, aber ins Bett bringen und Duschen und so weiter durfte nur ich. Das hat sich danach etwas reguliert, ist aber nun im anderen Extrem angelangt. Ich bin nun im 8. Monat schwanger (mein Sohn versteht das noch nicht, auch Buch und Erklärungen helfen nicht). Durch Probleme in der Schwangerschaft hat mein Mann mehr übernommen als ich in der Betreuung. Nun ist es seit drei Wochen so, dass mein Sohn mich oft ablehnt. Sind wir zu zweit allein, klappt alles problemlos. Ist mein Mann da, darf ich mit ihm spielen und so, aber mein Mann darf nicht weg gehen und nur er soll ihn schlafen legen. Wenn ich versuche, mit ihm Schlafen zu gehen, schreit er minutenlang und lässt sich nicht ablenken, bis er irgendwann angekuschelt kommt und auch bei mir einschläft. Geht Papa aus der Tür, kann ich ihn auch minutenlang nicht beruhigen. Ich bin dadurch sehr traurig und auch verletzt. Zeigt dies eine schlechte Bindung zu mir? Unterwegs ist es mir schon peinlich, wenn er immer nur zu Papa will und ich ihn offensichtlich nicht ruhig bekomme. Sollte ich weiterhin versuchen, ihn schlafen zu legen, auch wenn er dann minutenlang schreit? Oder muss mein Mann nun alles machen? Oft lässt es sich aber auch nicht vermeiden, mein Mann muss ja auch zur Arbeit etc. Ich bin etwas verzweifelt. 


Ingrid Henkes

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Guten Tag, Ihr Sohn lehnt Sie nicht ab. Sie schreiben ja, dass er jetzt in der Trotzphase angekommen ist. Da will er seinen Willen erproben und bestimmen. Das sollte ihm auch bei manchem gelingen, aber eben nicht bei allem. Natürlich können Sie ihn noch weiter zu Bett bringen. Er schreit dabei nicht aus Not, denn Sie sind ja bei ihm und kümmern sich um ihn. Er schreit, weil er seinen Willen nicht bekommt. Das muss er jedoch lernen, denn der Alltag vollzieht sich nicht nach dem Willen Anderthalbjähriger. Auch die stärkere Hinwendung zum Vater in diesem Alter ist ein wichtiger Entwicklungsschritt und hat nichts mit Ablehnung gegen Sie zu tun. Vielleicht hilft es Ihnen zu überdenken, warum Sie sich abgelehnt und verletzt fühlen, wenn ein Kleinkind deutlich seine Vorliebe zeigt. Ihr Sohn ist doch in diesem Sinne noch kein vollwertiger Beziehungspartner. Das Denkvermögen ist noch nicht richtig entwickelt, d.h. er macht das nicht , um Sie zu kränken. Er ist sehr auf Sie - und den Vater - angewiesen und eher bedürftig als beziehungsgestaltend. Was Ihre Schwangerschaft bedeutet, kann Ihr Sohn mit 20 Monaten beim besten Willen nicht verstehen, egal wie Sie es ihm zu erklären versuchen. Er wird es erleben, wenn das Geschwister da ist. Ich wünsche ihnen alles Gute. Ingrid Henkes


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