Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Ingrid Henkes:

Kleinkind 2 1/4 rastet wegen jeder Kleinigkeit aus

Ingrid Henkes

 Ingrid Henkes
Analytische Kinder- und Jugendlichen­psycho­therapeutin

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Frage: Kleinkind 2 1/4 rastet wegen jeder Kleinigkeit aus

orchidee1201

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Hallo, mein Sohn ist momentan sehr schwierig. Er rastet manchmal, fast täglich, wegen jeder Kleinigkeit aus. Dann passt ihm nichts, er ist mit nichts zufrieden und möchte unbedingt seinen Willen durchsetzen, z. B. Einfach Rausgehen zur Haustür etc. Ich weiß mir nicht anders zu helfen als dann zu zusperren. Er rastet dann aus zieht und zerrt an mir, haut und schreit wie verrückt er will raus er will raus mama mitgehen. Ich bin jeden Tag viel draußen mit ihm aber es geht eben nicht abends um 7 nochmal raus. Gut zureden und erklären bringt nichts, von ihm weggehen auch nicht denn er kommt hinter her und zieht und zerrt an mir und hört einfach nicht auf, er will sich auch nicht trösten lassen oder ablenken. Auch wenn ich lauter werde und sage es ist jetzt Schluss das tut Mama weh hilft nicht. Er ist wie in Rage. Irgendwann nach einer gefühlten Ewigkeit kommt er dann doch und lässt sich trösten, meist schläft er dann dabei ein. Mittagschlaf hat noch nie so wirklich geklappt, Max 1 Stunde und seit 7 Monaten kein Mittagsschlaf mehr möglich. Steht zwischen 6 und halb 8 auf. Bettgehzeit je nach Aufstehzeit zwischen halb sieben und 8. Wenn ich es probiere mit mittags schlaf klappt es evtl nach 60 Minuten Kampf und Geschrei, dafür bekomm ich ihn dann vor 22 Uhr nicht ins Bett. Hab schon überlegt ob es daran liegt aber ich kann ihn ja mittags nicht zwingen zu schlafen. Wie verhalte ich mich richtig wenn er so ausrastet?


Ingrid Henkes

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Guten Tag, Ihr Sohn ist in der sogenannten Trotzphase, wo er erprobt, ob er seinen Willen durchsetzen kann. Das ist in diesem Alter ganz normal und wichtig für die Entwicklung. Mit dem Schlafverhalten hat das nichts zu tun. Ihr Sohn verlässt allmählich die frühere Einheit mit Ihnen und spürt, dass er manchmal etwas ganz anderes will als Sie. Das will er dann auch unbedingt durchsetzen und testet dabei auch die Grenzen, die Sie ihm setzen. Endlich mal selber etwas zu wollen, ist natürlich mit zwei Jahren ein großartiges Gefühl. Um so schlimmer ist es dann für das Kind, wenn es seinen Willen nicht bekommen kann. Das ist eine heftige Frustration, mit der Zweijährige noch gar nicht umgehen können. Die sogenannte Frustrationstoleranz müssen sie erst lernen. Sie haben natürlich recht, dass Ihr Sohn nicht einfach aus dem Haus laufen kann. Das müssen Sie unterbinden. Aber es hilft Ihnen vielleicht, wenn Sie verstehen, was dabei in Ihrem Sohn vorgeht. Oft fällt es dann leichter, die Wutanfälle zu ertragen und mit ihnen umzugehen. Für Ihren Sohn ist es hilfreich, wenn Sie versuchen, ruhig zu bleiben. Sie erklären ihm, warum er nicht rauslaufen kann (was er noch nicht richtig verstehen kann, aber das Erklären ist trotzdem gut) und Sie zeigen ihm auch, dass Sie seine Wut verstehen. Ihr Sohn benötigt die Erfahrung, dass Sie ihm nicht böse sind, wenn er so wütend ist, dass Sie sich aber auch von seinen Wutanfällen nicht umstimmen lassen. Das hilft ihm allmählich zu akzeptieren, dass er Manches nicht durchsetzen kann. Es wird sicher auch Bereiche geben, in denen Sie ihm erlauben können seinen Willen zu bekommen. Diese Erfahrung braucht er auch. Ich empfehle Ihnen dazu auch die Texte meines Kollegen über Trotz und Liebevolle Klarheit auf unserer Seite. Die Trotzphase ist für die Eltern oft sehr anstrengend. Aber vielleicht tröstet es Sie ein wenig, dass sie auch vorüber geht, wenn die Kinder ihre Erfahrungen gemacht haben, die sie für ihre Entwicklung brauchen. Ich wünsche Ihnen alles Gute. Ingrid Henkes


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