lena567
Hallo Frau Henkes, ich habe eine Frage zu meinem Sohn (4 3/4 J.). Seit einiger Zeit glaubt der kleine Mann, er wäre der Chef bei uns im Haus. Es muss genauso laufen, wie er es möchte und wenn dies nicht der Fall ist, wird er richtig wütend, fängt an zu schreien und laut zu heulen. Er meint bspw. bestimmen zu dürfen, WANN ich WAS esse oder ob mein Mann und ich abends fernsehen dürfen (dürfen wir übrigens nicht, wir müssen seiner Ansicht nach auch schlafen, wenn er schlafen geht). Oder auch, wer zu Besuch kommen darf oder er meint bestimmen zu dürfen, dass der Schornsteinfeger nicht kommt. Dies ist seit einigen Wochen schon so. Wir sind nie darauf eingegangen, haben ihm von vornherein gesagt, dass solche Sachen nicht er, sondern wir als Eltern bestimmen. Es gibt natürlich Sachen, die auch er (mit)bestimmen darf: Was er anziehen möchte, zusammen planen wir was wir essen oder was wir an den Nachmittagen/Wochenenden machen. Grundsätzlich ist seine Frustrationsgrenze sehr gering- auch da weiß ich nicht, wie ich ihm helfen kann mit Rückschlägen/Niederlagen umzugehen. Wir haben ein sehr enges Verhältnis zueinander. Er ist eigentlich ein sehr sehr liebes und intelligentes Kind, aber vor einigen Wochen hat er sich verändert. Heute hat er aus Wut das erste Mal Türen geknallt und eine Lego-Platte mutwillig zerstört. Ich habe ihm angeboten, wenn er wütend ist in ein Kissen zu hauen, aber das möchte er nicht. Wenn er so furchtbar wütend ist, muss er inzwischen in sein Zimmer, da seine Schwester es nicht erträgt, wenn er so tobt und dann bitterlich anfängt zu weinen - dann muss ich sie auch trösten. Wenn er sich beruhigt hat, gehe ich zu ihm und bespreche die Situation ruhig mit ihm. Wir kuscheln dann und er wird getröstet, einsichtig ist er aber trotzdem nicht- er meint, er hätte das Sagen und wir müssen tun, was er will. Vielleicht sind folgende Hintergründe noch wichtig zu wissen. Er hat eine Zwillingsschwester, sonst keine Geschwister. Er geht seit er 3 Jahre alt ist in den Kindergarten, war über den Winter, coronabedingt einige Wochen zuhause, geht jetzt aber wieder hin. Evtl. könnte da "der Fehler im System" liegen. Ansonsten gibt es keine Veränderungen bei uns. Ich hoffe sie haben den ein oder anderen Tipp, wie das Familienleben wieder harmonisch und zufriedenstellend für alle ist. Ich danke Ihnen vielmals im Voraus. Lena
Guten Tag, Ihr Sohn ist offenbar in einer Phase, in der er sehr um Grenzen und Macht kämpft. Bei manchen Kindern ist es auch eine Temperamentsfrage, wie heftig diese "Kämpfe" ausgetragen werden und wie lange sie dauern. Sie beschreiben einen für Ihren Sohn hilfreichen Umgang mit seinen aggressiven Impulsen. Sie helfen ihm akzeptieren zu lernen, dass Erwachsene die Dinge bestimmen, die nur Erwachsene bestimmen können. Sie geben Ihrem Sohn aber auch die Möglichkeit, einige für ihn bedeutsame Dinge mit zu entscheiden. Es ist für ihn natürlich frustrierend, dass er nicht alles bestimmen darf. Das ist nämliche eine ganz alterstypische Größenphantasie. Gleichzeitig ist es aber auch sehr wichtig, dass er sich allmählich der Realität anpassen kann. Kinder wissen im Grunde ganz genau, dass sie zu klein und schwach zum Bestimmen sind. Sie müssen sich von den Eltern geschützt fühlen und sich wieder auf die kindliche Position zurückziehen können. Ihrem Sohn hilft es, dass Sie ihn nach diesen Wutausbrüchen trösten und versuchen ihn zu verstehen. Dadurch kann er merken, dass Sie zwar bei Ihrem Standpunkt bleiben, aber nicht böse auf ihn sind oder ihn wegen seines Verhaltens ablehnen. Einsicht kann Ihr Sohn derzeit noch nicht zeigen, weil das für ihn vermutlich ein Eingeständnis einer Niederlage wäre. Er muss erst lernen, dass es nicht um Sieg oder Niederlage sondern um ein möglichst befriedigendes Familienleben für alle geht. Dazu gehört auch die Erfahrung zunehmend zu erleben, dass auch Eltern eigene Bedürfnisse haben, die in der Familie berücksichtigt werden müssen. Vielleicht finden Sie im Text von Dr. Nohr über liebevoll Klarheit auf meiner Seite noch Anregungen. Ich wünsche Ihnen alles Gute. Ingrid Henkes
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